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Beispiel 1:
Rom
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Die
römischen Konsumentenstädte
Das römische Weltreich entwickelte sich aus einem kleinen, unbedeutenden Stadtstaat am Tiber, der infolge von zahlreichen Auseinandersetzungen mit benachbarten Städten stetig wuchs und im dritten vorchristlichen Jahrhundert bereits die gesamte italienische Halbinsel beherrschte.
Rom war als republikanischer Stadtstaat strukturiert, in dem jährlich neu gewählte Beamte und ein aus ehemaligen und aktuellen Magistraten zusammengesetzter Senat die Verwaltung der Staatsangelegenheiten übernahmen. Der Zugang einzelner Personen zu Machtbefugnissen wurde streng reguliert: Die meisten Positionen waren mindestens doppelt besetzt, und niemand durfte länger als ein Jahr das oberste Amt des Staates, das Konsulat, bekleiden. Als Ergebnis von jahrundertlang anhaltenden Ständekämpfe hatten nicht nur die Angehörigen der adligen Oberschicht, die Patrizier, sondern auch die Mitglieder der Volksschichten, die Plebejer, Zugang zu vielen Beamtenpositionen.
Die Expansion setzte sich immer weiter fort, so dass die römische Republik bei ihrem Zusammenbruch den gesamten Mittelmeerraum beherrschte. Im Jahr 31 v. Chr. ging Gaius Caesar Octavianus, der Adoptivsohn des Diktators Caesar, aus den jahrzehntelangen Kämpfen der römischen Bürgerkriege hervor. Er ließ sich im Jahr 27 v. Chr. vom Senat zum ersten Mann im Staat ausrufen und leitete damit endgültig das Prinzipat ein, einer Herrschaftsform, in der Herrschaft eines Einzelnen im Rahmen der immer noch geltenden Gesetze der römischen Republik eingeführt wurde. Hiermit beginnt die römische Kaiserzeit.
Aus ökonomischer Sicht bestand das Imperium aus mehreren heterogenen Landschaften, deren Bewohner an traditionellen Produktionsweisen festhielten. Sie zeichneten sich durch einen lockeren Verbund aus. Zur mangelnden Einheitlichkeit stießen noch eine inkonsequente Wirtschaftspolitik und eine fehlende Abstimmung der wirtschaftlichen Teilräume. Im Bereich des Handwerks dominierte somit die Kleinproduktion, eine Kombination von eigenständiger Fertigung und Verkauf. Trotz der Spezialisierungen und der Ausdehnung des Handwerks im 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung waren Betriebe mit bis zu siebzig Arbeitern und nebeneinander durchgeführten Arbeitsvorgängen nicht die Regel, was auf schlechte Rahmenbedingungen zurückzuführen ist.
Handwerker und Kaufleute waren von der römischen Gesetzgebung und damit von der Möglichkeit ausgeschlossen, den Charakter der Städte und der Wirtschaft zu formen. Die Senatoren und die aus den wohlhabenden Bauern hervorgegangenen Ritter zeigten sich mit kalkulierbaren Risiken zufrieden und sahen keine Notwendigkeit, im Gewerbe zu investieren. Statt dessen erwarben sie Grund und Boden und spielten lediglich in der Ziegel- und Textilherstellung eine größere Rolle. In den wenigen größeren Betrieben und später im gesamten Handwerk nahmen Sklaven und Freigelassene eine führende Stellung unter den Arbeitern ein. Auf Sklavenmärkten wurden bis zu zehntausend Sklaven an einem Tag verkauft (Rhodos, Delos), denen ebenfalls die gehobenen Arbeiten übertragen wurde. Dieser Sklavenstrom vernichtete zahlreiche Arbeitsplätze. Zudem diktierten Statthalter nach ihrem Ermessen die Preise und natürlich auch die Höhe ihrer Einnahmen. Kaufmänner litten unter dem Ruf, als Wucherer ihre Kunden zu überlisten. Das gesamte römische Handwerk stellte aus Sicht der Elite eine eher unsaubere Zunft dar (Cicero, De oficiis I, 156 f). Zum Vergleich privilegierten die ägyptischen Herrscher Jahrhunderte zuvor die Handwerker, und das Christentum schätzte nach dem Untergang des Römischen Reiches die einfache Tätigkeit als göttlichen Auftrag.
Natürlich gaben die antiken Städte Rom, Alexandria und Ephesos dem Gewerbe allein durch die hohen Bevölkerungszahlen und den daraus resultierenden Konsum wichtige Impulse. Rom verbuchte beispielsweise über vierzig berufliche Vereinigungen in zweihundert unterschiedliche Zweigen. Die großen Städte verharrten jedoch auf dem Status einer Konsumentenstadt, in der die Oberschicht ihre Renten verzehrte, während Unmengen an Getreide und Geld eingeführt wurden. Der untätigen Bevölkerung wurde Vergnügen geboten. Sie erhielt zusätzlich Kleidung und Nahrung (Brot und Spiele), um Aufruhr vorzubeugen. Dies alles lähmte nicht nur die Wirtschaft. Auch Innovationen und Entwicklungen blieben aus oder es wurde kein Gebrauch davon gemacht. In Kleinstädten und Dörfern dominierte dagegen das Kleingewerbe. Auf der Straße und in den Werkstätten (tabernae) produzierte man auf Bestellung für das Umland.
Der römische Handel hat seine primitiven Strukturen nie abgelegt. Ab 200 v. Chr. organisierten italische Händler (negotiatores Italici) den intensiven Fernhandel mit den hellenistischen Staaten. Der Staat nahm den Austausch von Getreide, Wein und Öl in seine Hand und sorgte für hervorragende Rahmenbedingungen wie Häfen, Infrastruktur, etc. . Sklaven, Gewürze, Rohstoffe und Luxuswaren wechselten im Römischen Reich den Besitzer, so daß sich zum Beispiel zumeist spanische und gallische Produkte in Süddeutschland finden lassen. Auf der anderen Seite lehnte die römische Elite den aus ihrer Sicht unwürdigen Handel ab. Kriege und politische Unsicherheit verhinderten einen florierenden Warenaustausch und machten die Bildung von Handelshäusern uninteressant. Im Kleinen war jede Ortschaft am Handel beteiligt. Auf Wochenmärkten wurde die lokale Nachfrage befriedigt.
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Die Kleinkunsthersteller nahmen eine Sonderstellung ein. Sie profitierten von dem wirtschaftlichen Aufschwung in den ersten Jahrhunderten, der einen enormen Tafel- und Kleiderluxus mit sich führte. Schmuck, Seide, Gewürze, Purpurmäntel und Eßwaren ließen sich im Gegensatz zu Getreide auch über den schweren Landweg transportieren und nach einer gesunden, marktorientierenden Wirtschaft vertreiben. Die spezialisierten und in Handwerksvereinigungen (aurifices) organisierten Goldschmiede (aurifex), Gemmenschneider und Armschmuckhersteller belieferten die Städte sowie die entfernten Provinzen mit ihren Produkten.
In der römischen Kaiserzeit nach 31 v. Chr. wurde die solide wirtschaftliche Basis nicht ausgebaut. Die ersten Jahrzehnte unter quasimonarchistischer Alleinherrschaft stellten wirtschaftlich noch eine Blütezeit dar, jedoch fehlte es in dieser Fülle von städtischen Zentren an langfristigen Entwicklungszielen. Hinzu kam eine ganze Reihe von Faktoren und Reaktionen, die das Kaisertum nicht nur wirtschaftlich schrumpfen ließen: Wanderungsbewegungen der Germanen, politische Unsicherheit, fehlende Investitionen der Ritter, Rückgang des Warenaustauschs, Regionalisierung von Märkten, Preisvorgaben als Zwangsmaßnahmen, Münzverschlechterung, Rückzug des Gewerbes auf das Land, Währungsverfall, Rückbildung der Geldwirtschaft und Bindung der Bauern an die Scholle beziehungsweise des Arbeiters an den Beruf.
In der Kaiserzeit genossen die Goldschmiede weiterhin eine Sonderposition. In der ersten Blütezeit stand Schmuck mit einem nun niedrigen Preisniveau hoch im Kurs. Die Luxusartikel wurden zu Gebrauchsgütern und fanden in unterschiedlichen sozialen Schichten Abnehmer. Im späteren Niedergangsprozeß kam hinzu, daß kleine, kostbare Sachwerte infolge des Währungsverfalls eine wichtige Rolle als Zahlungsmittel und Geldanlage spielten.
Schmuck als Standeszeichen, Zierde der Weiblichkeit und gegen Schlangenbisse
Im Gegensatz zu den Griechen und Skythen waren die Beweggründe für das Schmücken bei den Römern sehr mannigfaltig. Insgesamt war das Tragen von Schmuck nicht sehr verbreitet. Man geht von zehn Prozent Stadtbewohnern aus, die an Werktagen ohne festlichen Anlaß Schmuck in irgendeiner Form trugen, wie beispielsweise Verlustschmuck in Thermalanlagen und die gefundenen Einzelpersonen in Pompeji preisgeben. Andererseits verfügten mehr Römer über Schmuck als früher angenommen wurde, wie die in der Hand gehaltenen Schmuckgefäße der Flüchtenden in Pompeji belegen. Daran zeigt sich auch der hohe Stellenwert, auch wenn es sich dabei um einfachen Metallschmuck handelt.
In den Anfängen der Republik galt Schmuck als zwecklos und vergänglich. Der römische Staat wirkte im 5. und 3. Jahrhundert dem Luxusbedürfnis der Bevölkerung mit Reglementierungen entgegen. Infolge des Mangels an Gold durfte zum Beispiel eine römische Frau nur eine bestimmte Menge an edlem Metall zeigen (lex oppia: 13,65 g/Person). Mehr als ein Ring an der Hand galt als übertrieben. Sogar die Goldmenge, die man Gräbern beigab, wurde begrenzt.
Der Reichtum Roms stellte sich mit der Eroberung neuer Gebiete rasch ein, was einen neuen Lebensstandard mit sich brachte. Die Römer zeigten Rangunterschiede, Vermögen und die neue finanzielle Lage Roms sichtbar am Körper in Form von farbigen Steinen und Glaseinlagen an. Die Einschränkungen zum Besitz von Schmuck wurden aufgehoben, so daß es jedem freigestellt war, Prunk oder Schlichtheit zu präsentieren. Insgesamt hatten die Pretiosen in der gesamten Epoche zumeist eine zierende Funktion, was sich schon davon ableiten lässt, daß die Römer fremde Motive ohne Bezug aufnahmen.
Daneben waren Schmuckstücke ein Stilmittel, um weibliche Schönheit zu betonen. Man assoziierte mit dem Schmücken in der Antike weibliche Erotik, was unter anderem die zahlreichen von Schmuck begleiteten Verführungsszenen belegen. Eine symbolische Bedeutung sprachen die Römer den Steinen zu. Sie trugen Saphir gegen Schlangenbisse, Jaspis gegen Übel und für die Sehkraft und Bernstein gegen den Kropf. Die Gladiatoren schätzten Bernsteinamulette, um sich den Sieg zu sichern. Bernstein nahm man im Alten Rom sogar in Pulverform ein. Schließlich verliehen die Römer mit Grabbeigaben ihrer Trauer Ausdruck. Schmuck galt insbesondere in den letzten zwei Jahrhunderten der Kaiserzeit als Vermögensanlage und als Bestandteil der Mitgift, die der Frau eine finanzielle Unabhängigkeit sichern sollte.
Römische
Halbkugelohrringe und Schangenarmreife
Römischer Schmuck ist gleichzeitig griechischer und etruskischer Schmuck. Es wurden hellenistische Schmuckformen und Symbole übernommen und nach etruskischer Weise ausgeführt. In erster Linie ist römischer Schmuck Goldschmuck.
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Glatte, konvexe und sehr schlichte Flächen mit klaren Linien bestimmen insbesondere in den ersten Jahrhunderten der Republik die Formung des Zierats. In der Kaiserzeit kommt mit dem Reichtum eine Vorliebe für Farben in Form von Perlen und Edelsteinen zum Vorschein, die aus den östlichen Kulturkreisen stammten und vielseitig auf den Goldflächen miteinander kombiniert wurden. Die Schlichtheit ist weiter durch den Akzent auf der Verarbeitung der Steine gegeben. Ziergemmen mit griechischen Themen setzten sich immer mehr durch, jedoch verloren die Abbildungen an Bedeutung. Die Goldschmiede setzten zunehmend naturalistische Motive ein.
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Mit der Aufhebung der Vorgaben, wieviel Schmuck getragen werden durfte, setzte ein neuer Zeitgeist ein. Perlen, Smaragde, Jaspis, Amethyst, Granate, Karneole, Bernstein und Email wurden in die glatten Goldflächen eingefasst. Auch die in Blechgold gepressten Armreife zeigen auffälligere Formen. Dabei stellt der dunkelrote Almandin den häufigst vorkommenden Granat dar, der in den späteren Epochen noch in den Mittelpunkt rücken wird (Völkerwanderung). Leider mussten sich die Goldschmiede oft mit mangelhaft geschliffenen oder einfach geglätteten Steinen begnügen. Zeitweise waren aufwendige Expeditionen notwendig, um vor Ort den Nachschub von Bernstein zu gewährleisten (Nero). Infolge der Seltenheit waren Meerwasserperlen sehr begehrt. Die Blüte der Emailverarbeitung erreichten die römischen Kunsthandwerker im 2. und 3. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung. Es dominierte dabei der Grubenschmelz mit seinen breiten Metallrändern, die vertiefte Füllflächen in der Grundfläche umsäumen. Hervorzuheben sind römische Durchbruchsarbeiten. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten die Römer die Durchbruchstechnik (opus interasile) weiter, was dazu führte, daß diese Methode charakteristisch für die römische Kleinkunst ist. Niello ist bei den kostbareren römischen Kleinkunstwerken ebenfalls häufig zu finden.
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Der Fingerring aus Gold, Silber oder Bronze nahm während der gesamten Epoche eine Vorrangstellung ein. Die Römer trugen in der zweiten Hälfte der Epoche teils mehrere Ringe an einer Hand. Zumeist handelte es sich um Zierringe. Daneben fungierten sie als Symbol für Verlobung, Vermählung, als Mitgliedsring, Amtssiegel oder als Talisman. Es wurde zum Beispiel Mode, einen Siegelring mit Motiven aus der griechischen Mythologie zu tragen, ohne das Siegel zu gebrauchen. Der schon früher eingeführte Schlangenfingerring fand ebenso große Beachtung.
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Erstmals gewannen Schlüsselringe als Gebrauchsringe an Bedeutung, mit denen Dreh- und Federschlösser geöffnet werden konnten. Der Fingerring mit Goldmünze konnte sich wie der mehrschienige Ring als neue Schmuckform behaupten. Auf dem Ring mit zwei bis fünf Schienen anstelle einer ist je Schiene ein Stein eingefasst. Einige mit Steinen besetzten Ringe hatten magische Bedeutung.
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Ringe boten auch nördlich der besetzten Gebiete Platz im Schmuck. Die stärkste Konzentration zeigen die Inseln Öland, Gotland und Bornholm, gefolgt von Böhmen, dem Saalebecken und dem Mittelelbegebiet. Hohle, massive, schmale sowie breite Ringe waren gebräuchlich. Sie wurden mit Strich- und Punzstreifen verziert. Besonders auffallend sind die Zwei- oder Dreifachringe, bei denen die einzelnen Reifen aufeinandergesetzt sind (Bild). Die hochwertigen Stücke wurden mit Granulation oder Filigran geschmückt oder mit Stein- und Glasperleneinlagen versehen. Typisch für die nördlichen Regionen sind Ringe, die ein geripptes, gewölbtes und rechteckiges Schild auf der Oberseite tragen, die sogenannten Schildringe. Spiralringe und Schauflächenringe wurden zudem entworfen, wobei nicht immer bestimmt werden kann, ob diese Objekte am Fundort hergestellt oder durch Handel und Krieg den Norden erreichten.
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Beim Ohrschmuck hatten sich der Halbkugelohrring und der Barettaohrring durchgesetzt. Bei dem Halbkugelohrring handelt es sich um einen schlichten Bügelohrring aus Goldblech, an dem eine Halbkugel angebracht ist. Hauptelement des Barettaohrrings ist ein Quersteg, der mit zwei stabförmigen Anhängern versehen ist, die von herabhängenden Perlen bereichert werden.
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Armreife waren Alltagsschmuck. Die typischen Schlangenarmreife symbolisierten die Göttin Isis, die Unterwelt oder sollten als Zeichen für Gesundheit gelten. An den Handgelenken saßen die armillae oder spatalia, an den Oberarmen spinter oder brachiale. Andere Armschmucktypen sind einfache hohle Goldreife, in die Steine oder Glas gesetzt wurde. Die Halbkugeln der Ohrringe finden sich auch aufgeschnürt an den Handgelenken. Farbige Armreifen aus Opus interasile sind aufwendig verarbeitet.
Perlenhalsketten aus Bernstein, Speckstein oder Glas lassen sich im gesamten Reich nachweisen (Gräberfeld von Langen: Ketten mit ca. 60 Perlen). Es haben sich auch goldene Halsketten mit grünen Steinen erhalten. Die römischen Kunsthandwerker richteten ihr Augenmerk vor allem auf die Verschlüsse der Ketten. Sie kombinierten die Perlenketten mit großen verzierten Verschlüssen, die isoliert von der Kette ein Kunstwerk darstellen.
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Die Ketten oder Amulettbänder, die in Griechenland als Hals- oder Hüftkette auf bloßer Haut getragen wurden, finden sich auf zahlreichen römischen Darstellungen. Man kombinierte sie auch gerne mit weiteren Ketten. Fruchtbarkeit, Wohlstand und Glück erhofften sich die Römer durch Phallus-, Kapseldarstellungen und weitere Kettenanhängsel. Die Goldmünze war neben den Medaillons als Kettenanhänger am Handgelenk und am Hals sehr begehrt.
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Oft findet sich der Heraklesknoten (nodus heracleus) im Geschmeide, der in Rom die ursprüngliche Bedeutung nicht erlangte (s.o.: Hellenismus). Römische Jungen erhielten neun Tage nach der Geburt eine goldene Bulla (s. Bild), die sie bis zum vierzehnten Lebensjahr an einer Schnur um den Hals trugen. Die goldene Bulla stand den sozial hochgestellten Jungen zu, während sich die weniger Begüterten mit einem Ledertäschchen, das einen Glücksbringer enthielt, zufrieden geben mussten.
Die umfangreichste Fundgruppe aus der späteren Kaiserzeit stellen römische Bronzefibeln dar. Sie dienten als Gewandschließen. Die Frauen befestigten damit das Obergewand auf beiden oder auf nur einer Seite sowie und das Untergewand mit einer Fibel auf der Brust, während die Männer infolge der größeren Menge groben Stoffs eine stabilere Fibel mit einem größeren Bügel zum Fixieren des großen rechteckigen Umhangs (sagums) an einer Seite benötigten. Leider sind strenge Trachtregeln selbst in kleinen Siedlungsgebieten schwer auszumachen. Meistens enthalten die reichsten Frauengräber eine Kombination aus mehreren Fibeln und Nadeln, einem Gürtel und funktionslosem Schmuck.
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Die Römer übernahmen die einfache Spirale und entwickelten sie zu Sehnenhaken, zweiteiligen Fibeln, Spiralhülsen und schließlich zur Fibel mit Scharnier. Die Aucissafibel wurde für die Soldaten in großen Mengen in manufakturähnlichen Betrieben hergestellt. Ein halbkreisförmig gebogener Bügel hält ein Hülsenscharnier und einen dreieckigen Nadelhalter am abgeknickten Fuß. Im 2. nachchristlichen Jahrhundert nahmen massige, gegossene Fibeln ihre Stelle ein. Sie wurden auch von Zivilisten getragen. Daneben ist die Hülsenspiralfibel mit Gratbügel, einem schmalen Bügel mit Grat auf der Oberseite, stark vertreten.
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Bei der Verbreitung der Formen spielten die unterschiedlichen Schwerpunkte der bronzeverarbeitenden Werkstätten eine Rolle. Die Stadt Virunum belieferte Mittel-, Ostkärnten und die Steiermark mit Kniefibeln des Typs Almgren 69-73 (Klassifikation nach Almgren 1923), deren Bezeichnung sich von der knieähnlichen Form des Bügels ableitet. Die Stationierung der militärischen Truppe war in Lauriacum an der Donau für einen großen Formenreichtum ausschlaggebend. Hier wurden Kniefibeln, durchbrochene Scheibenfibeln, Ring- und Omegafibeln, Scharnierfibeln und Zwiebelkopffibeln entworfen.
Die zierlichen Fibeln gestalteten die Kunsthandwerker vielseitig. Sie nehmen eine Tierform ein, stellen Figuren dar oder wurden mit gegenständlichen oder glücksbringenden Abbildungen versehen. Im Fundgut sind emaillierte, vergoldete oder versilberte Fibeln selten anzutreffen. Emaillierte Tierfibeln, Emailscheibenfibeln und Doppelkopffibeln gehören zum Beispiel zum inneralpinen Formenschatz (Virunum, s.o.). Ab dem 2. Jahrhundert waren Fibeln nicht mehr Mode und verschwanden mit den Veränderungen der Trachtgewohnheiten aus dem Alltag.
Letztlich dienten Diademe mit zentralem Stein- oder Elfenbeineinsatz, Haarnetze und Haar- und Schleiernadeln mit aufwendig gestalteten Köpfen (s.o.: Die minoische Kultur) nicht nur praktischen Zwecken. Sie fungierten als Präsentation von Reichtum und gelegentlich als Festtagsschmuck.
Antike Nachahmungen in Glas und Keramik
Nachdem das Siegeln auf der griechischen Halbinsel ab 600 v. Chr. allgemeiner Brauch wurde, traten Glaseinsätze immer mehr in den Vordergrund. Als Ersatz für Goldpretiosen diente vergoldeter Ton. Daneben bilden Bronze und Eisen den Hauptanteil.
Unter römischer Herrschaft entwickelten die Goldschmiede zahlreiche Imitate für Perlen, Gemmen und Kameen. Es herrschte ein reger Handel mit allen Arten von falschen Steinen. Glas nahm unter den Materialien für Modeschmuck, die als farbige Steine den Schmuck bereicherten, den ersten Rang ein. Als neuer Trend setzten sich Glasperlen für Halsketten durch. Die römische Perle ist aus Glas gefertigt und mit einer schimmernden Edelmetallhülle versehen. An den Ketten sind daneben die sogenannten Melonenperlen häufig vertreten. ...
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