vorgelegt beim Niedersächsischen
Landesamt für Bodenforschung Hannover
von Marc Hackelbörger
März 1994
Inhalt
Vorwort
1 Einführung
1.1 Einführung in die Themenstellung
1.2 Das Untersuchungsgebiet
1.2.1 Abgrenzung des Untersuchungsgebietes
1.2.2 Geologie
1.2.3 Hydrologie
2 Methodik
2.1 Statistische Analyse
2.2 Hangneigung
2.3 Wölbung
2.4 Exposition, Asymmetrien
3 Grundlagen
3.1 Hangforschung
3.1.1 Faktoren der Hangentwicklung und Faktoren
für die Bildung von
Verwitterungsdecken
3.1.2 Grundzüge der theoretischen Hangforschung
3.2 Morphodynamische Prozesse und Formen
3.2.1 Einführung
3.2.2 Morphodynamische Prozesse im Tertiär
3.2.2.1 Formen im Tertiär
3.2.3 Morphodynamische Prozesse im Quartär
3.2.3.1 Formen im Quartär
3.2.3.1.1
Großformen
3.2.3.1.2
Kleinformen
3.2.4 Morphodynamische Prozesse im Holozän
3.2.4.1 Formen im Holozän
3.2.4.2 Anthropogene Beeinflussung der Formen
im Holozän
3.3 Exposition
3.4 Geologie
3.4.1 Einführung
3.4.2 Feinerdereiche Gesteine
3.4.3 Feinerdearme Gesteine
4 Untersuchungen von
Verwitterungsdecken -
Literaturbeispiele
4.1 Verwitterungsdecken in europäischen
Mittelgebirgen
4.2 Verwitterungsdecken im Harz
4.3 Computergestützte Modelle
5 Ergebnisse der morphologischen
Analyse
des Untersuchungsgebietes
5.1 Hangneigung
5.2 Wölbung
5.3 Reliefasymmetrien
5.3.1 Gesamtasymmetrie
5.3.2 Talasymmetrien
6 Ergebnisse
6.1 Hangformung und Hangprozesse
6.2 Relative Mächtigkeiten von
Verwitterungsdecken
6.3 Abschätzung der Mächtigkeiten
von Verwitterungsdecken in der
oberen Söse-Mulde
7 Diskussion
8 Zusammenfassung
9 Literaturverzeichnis
Vorwort
Ein Aspekt
der Wirkung saurer Deposition auf Waldökosysteme ist die Tiefenversauerung der
Böden, die weit über den Wurzelraum hinausgreift und Grund- und
Bachwasserchemismus nachteilig beeinflusst. Die Versauerung von Grund- und
Oberflächengewässern sind in Deutschland wie in Europa großräumig verbreitete
Veränderungen naturnaher Ökosysteme (WRIGHT 1983, HAUHS 1985).
Die
möglichen Veränderungen in Waldökosystemen und die Folgen sind von so großer
Bedeutung, daß eine quantifizierbare Prognose der Gewässerversauerung von
Grund- und Oberflächenwässern zwingend notwendig scheint (Risikoabschätzung,
Ableitung von Handlungsempfehlungen).
Vorliegende
Arbeit behandelt im Rahmen des Modells Acid Progress die Abschätzung der
Mächtigkeit von Verwitterungsdecken am Beispielgebiet der oberen Söse-Mulde.
Das Modell
Acid Progress soll auf mittlerer Maßstabsebene (1:25000, 1:50000) mit einer
geringen Anzahl von Parametern in der Lage sein, eine hinreichende quantitative
Prognose über den Eintritt von Gewässerversauerung in bewaldeten
Wassereinzugsgebieten in Zeitschritten von Jahren bis Jahrhunderten abzugeben.
Das Modell basiert auf der Stoffhaushaltsgleichung von Waldökosystemen (ULRICH
1981, 1985, 1989). Die Modellentwicklung entstand im Rahmen der Fallstudie Harz
(M A L E S S A 1992, MATSCHULLAT et al. 1989).
Der
Modellansatz sollte die Übertragung der Ergebnisse auf andere Gebiete
ermöglichen. Es sollten u.a. Vorhersagemöglichkeiten über langfristige Bodenveränderungen
und daraus künftig zu erwartender Beeinträchtigungen der Gewässerqualität
erarbeitet werden.
Das Modell
ist in Anlehnung an die Methodenbank des NIBIS (MÜLLER et al. 1993, BARTSCH et
al. 1993) modular aufgebaut. Ein Modul ist die kleinste Folge von
Verarbeitungsschritten einer Methode. Durch verschiedene Verknüpfungsregeln
werden die Module zum Endergebnis zusammengeführt.
Wesentliche
Module für das Bilanzmodell sind :
- die Erfassung der Schnittstelle
zwischen unge-
sättigter und gesättigter Zone (entspricht im
Mittelgebirgsraum der Tiefe der
Verwitterungs-
decke, in der Geest dem mittleren
Grundwasser-
flurabstand)
- die Tiefenlage der Versauerungsfront bzw. des
Aluminiumpufferbereichs
- die durchschnittliche, jährliche
Säurebelastung
des Sickerwasserleiters
- die durchschnittliche jährliche
Silikatverwit-
terungsrate
- Veränderung des
Sickerwasseroutputs an der
Schnittstelle Ökosystem / Hydrosphäre
(Output-
vektor)
1 Einführung
1.1 Einführung in die Themenstellung
"Wenn
man die Masse des gebildeten Schutts nach den Faktoren der Klüftigkeit und der
Wasserdurchlässigkeit des Gesteins, des Reliefs und der Exposition abschätzt
und davon die Menge des abtransportierten Materials, je nach Gefälle, Korn- und
Blockgröße, abzieht, lässt sich die Mächtigkeit des Schutts immerhin auf einige
Dezimeter genau angeben, ohne daß man einen Spatenstich getan hat" (FREZER
1953).
In dieser
Arbeit soll versucht werden, die Mächtigkeit von Verwitterungsdecken im
Einzugsgebiet der oberen Söse-Mulde mit Hilfe der Hangforschung zu bestimmen.
Als Verwitterungsdecke gilt das gesamte Material oberhalb des anstehenden
Gesteins. Da die Bezeichnung Regolith für mächtige tropische
Verwitterungsmäntel üblich geworden ist, obwohl Regolithe im wissenschaftlichen
Sinne mit Verwitterungsdecken gleichzusetzen sind, wird dieser Begriff im
folgenden nur im Zusammenhang mit tropischen Verwitterungsdecken benutzt.
Eine computergestützte
(Geographisches Informationssystem (GIS): ARC-INFO) morphologische Analyse des
Untersuchungsgebietes soll neben einer Erfassung aller für die Bildung und den
Transport von Verwitterungsdecken wichtigen Parameter nach Kenntnissen der
praktischen und theoretischen Hangforschung Aussagen über die Mächtigkeiten von
Verwitterungsdecken treffen. Das Ergebnis stellt eine Karte dar, aus der die
Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken im Untersuchungsgebiet hervorgehen.
Als
Grundlage dienen digitalisierte Höhenlinien und Höhenpunkte der topographischen
Karte Riefensbeek, Blatt 4228. Die geologischen Daten liefert die Geologische
Karte, Blatt 4228, herausgegeben von der Königlich Preußischen Geologischen
Landesanstalt.
Das
Untersuchungsgebiet als Teilgebiet der genannten Geologischen Karte wurde
eigens für diese Arbeit vom Autor digitalisiert.
1.2 Das Untersuchungsgebiet
1.2.1 Abgrenzung des Untersuchungsgebietes
Das
Untersuchungsgebiet liegt im Bereich des Blattes 4228 (Riefensbeek) der Topographischen
Karte 1:25000. Es hat eine Fläche von ca. 40 km2 und weist Höhen von 320 m
ü.N.N. bis 870 m ü.N.N. auf.
Die
Grenzen des Untersuchungsgebietes fallen mit dem Einzugsgebiet bzw. der
Wasserscheide der oberen Söse-Mulde und deren Zuflüsse zusammen. Die westliche
Grenze des Untersuchungsgebietes läuft in N-S-Richtung entlang der unteren
Grenze des oberen Beckens der Söse-Talsperre.
Das
Untersuchungsgebiet wird als obere Söse-Mulde definiert, da sich die westliche
Abgrenzung der gesamten Söse-Mulde auf der TK 4227, Blatt Osterode, nordsüdlich
der Sösetalsperre erstreckt. Eine Lageübersicht geben Abbildung 1a und 1b.
Der Rand
der Inselkarte in Abbildung 1b resultiert aus der Verbindung digitalisierter
Isohypsenenden an der Wasserscheide. Die dargestellten Isohypsen geben nicht
die digitalisierten Höhenlinien wieder, sondern wurden aus ihnen interpoliert
(scontour). Die äußere Abgrenzung und der Maßstab (1:35000) werden bis auf
Abweichungen in der Geologischen Karte in allen ebenen und dreidimensionalen Darstellungen
der oberen Söse-Mulde beibehalten.
Die
Tiefenlinien des Gebietes sind als gleichbreiter Saum um die größeren Flüsse
dargestellt (buffer). Abbildung 1c, 1d und 1e unterscheiden sich in
geographischer Ausrichtung und Art der Reliefdarstellung. Abbildung 1e steht
nicht mit der Polygonerstellung aus Isohypsen und Höhenwerten im Zusammenhang
und soll lediglich einen Überblick geben.
Abbildung
1a : Geographische Lage des Untersuchungsgebietes
1.2.2 Geologie
Das
gesamte Untersuchungsgebiet besteht mit Ausnahme der in den Tälern
akkumulierten Schotter pleistozänen und holozänen Alters aus paläozoischen
(Karbon, Devon) Gesteinen.
Die
geologischen Einheiten des Untersuchungsgebietes verlaufen grundsätzlich
parallel zur Kleinen Söse in südwestlich-nordöstlicher Richtung und werden von
folgenden Gesteinen gebildet :
- Acker-Bruchberg-Quarzit mit Kiesel-,
Tonschiefer,
Grauwacken und Diabasen im Süden des
Untersuchungs-
gebiets
- Diabas
im Norden des
Untersuchungsgebietes und
nördlich anschließend an den
Acker-Bruchberg
- Kieselschiefer-Tonschiefer-Grauwacken
Folge in der
zentralen Söse-Mulde
Wie aus
der Aufzählung hervorgeht, handelt es sich um eine kleinräumige Verteilung der
geologischen Einheiten, insbesondere im Gebiet zwischen der Söse und dem sich
quer durch das Blatt Riefensbeek erstreckende AckerBruchberg-Zug.
Weiterhin
ist das anstehende Gestein oftmals sehr
heterogen. So sind die Kieselschiefer von gebänderten Quarziten und Diabasen
schichtartig durchsetzt. Die Tonschiefer sind meist glimmerarm, gelegentlich
sandig ausgebildet und enthalten kleinräumig geringmächtige Einlagerungen von
quarzitischen Grauwacken. Letztlich besitzt auch der auf der Geologischen Karte
homogen erscheinende Quarzit-Zug des Acker-Bruchbergs schiefrige Zwischenlagen,
die erhebliche Mächtigkeit erreichen können.
Die leicht
wellenförmige Kammlinie des Ackers ist teilweise von ausgedehnten Moorbildungen
bedeckt. Der aufgespeicherte Torf ist in seiner ganzen Mächtigkeit
Hochmoortorf, dessen vertikale Erstreckung mindestens 0,2 m und maximal 5 m
erreicht (BODE & ERDMANNSDÖRFER 1907). Abbildung 2 stellt die Geologie des
Untersuchungsgebietes dar.
Bei der
Digitalisierung wurden kleinräumige Abweichungen der geologischen Karten
verschiedener Auflagen festgestellt. Die sehr schmalen Flächen konnten
computertechnisch nicht dargestellt werden. Außerdem können randliche
Verzerrungen im Westen des Untersuchungsgebietes auftreten, da sich die Flächen
am Kartenrand des Originals befinden. Insgesamt können diese Fehler bei
Aussagen in Bezug zur Fläche als gering eingeschätzt werden. Die Teilung der
großen Quarzit-Fläche im Süden des Untersuchungsgebietes hat
berechnungstechnische Gründe.
Abbildung
1b : Übersichtskarte Söse-Mulde
Abbildung
1c : Morphologie der Söse-Mulde
Abbildung
1d : Morhologie der Söse Mulde
Abbildung
1e : Morphologie der Söse Mulde
Abbildung
2 : Geologie der Söse-Mulde
Abbildung
3 : Hydrologie der Söse-Mulde
1.2.3 Hydrologie
Der
Acker-Bruchberg-Zug bildet infolge seiner bedeutenden Höhe in seiner ganzen
Erstreckung die südliche Wasserscheide der zahlreichen Zuflüsse der Söse.
Die
nördliche Wasserscheide der Zuflüsse läuft entlang der südlichen Grenze der
ausgedehnten Hochfläche von Clausthal, deren häufig aufgestauten Bäche der
Innerste zulaufen. In Abbildung 3 sind die größeren Flüsse wiedergegeben, die
Söse-Mulde entwässern. Es zeigt sich, daß die Söse beidseits von drei bis vier
Flüssen gespeist wird.
Bis auf
die wasserundurchlässige Wirkung der Tonschiefer führen alle Gesteine im
Untersuchungsgebiet Kluftwasser (SIEBERT & VIERHUFF 1989 zit. in M A L E S
S A 1992).
2 Methodik
Die
Ergebniskarte mit dem Thema "Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken in der
oberen Söse-Mulde" wird in folgenden Schritten angefertigt :
- Festlegung der die
Verwitterungsdecken bestimmen-
den Faktoren
- Literaturrecherche : Hangforschung und
-entwicklung :
vorzeitliche und gegenwärtige hangformende
Prozesse
- Differenzierung zwischen dominanten und
begleiten-
den Prozessen für die Deckenentstehung
und Hang-
formung
- Verwitterungsdecken in
Vergleichsgebieten
- Verwitterungsdecken im Harz
- Morphologische Analyse der topographischen
Karte mit
Hilfe von Hangneigungsklassen
- Morhologische Analyse der topographischen Karte mit
Hilfe von Hangprofilen
- Lokalisierung von Reliefasymmetrien in einer Exposi-
tionskarte
- Abschätzung von Mächtigkeiten der
Verwitterungsdecken
in der oberen Söse-Mulde - Erstellen der
Karte
Statistische
Untersuchungen beruhen auf Faktorenkomplexen und werden mit Hilfe des
Geographischen Informationssystems ARC-INFO durchgeführt. Als Kartengrundlage
für die morphologische Analyse diente die Topographische Karte 4228, Blatt
Riefensbeek, deren digitalisierte Isohypsen stark geteilt (split) wurden, um
mit den Polygonen der geologischen Karte (intersect) ein Netz von 19654
Polygonen (triangulation) mit den Attributen Höhe, Hangneigung, Exposition und
Geologie herzustellen. Dies ermöglichte die Erfassung von Werten nach
bestimmten Kriterien auf kleinem Raum.
Polygone
gleicher Attribute wurden zusammengefasst (dissolve), um größere Polygone
kartographisch darzustellen. Die erstellten Karten sind einschichtig und können
mit weiteren Karten (Anhang: Kartentasche) kombiniert werden, so daß eine
Überlagerung der Karteninhalte und Vielzahl von Karten vermieden wurde.
Fünf
morphometrische Größen sind Grundlage der Reliefcharakterisierung :
- Hangneigung
- Wölbung
- Exposition
- Asymmetrie
- Vorfluterdistanz
(nur bei starker
Abhängigkeit)
2.1 Statistische Analyse
Das
Georelief stellt ein hochkomplexes skulpturelles Kontinuum dar. Es differenziert
sich in Bereiche mit unterschiedlichen räumlichen, habituellen, substantiellen
und genetisch/dynamischen Merkmalen oder Attributen. Es kann analytisch in
einfachere, geringer komplexe Bauteile zerlegt werden, die als homogene
Attributräume aufgefasst werden können.
Nach der
Terminologie KUGLERS (1974) kann z.B. eine hochkomplexe Reliefformenassoziation
in einzelne Reliefformen, diese in Reliefformelemente (einheitlich vertikale
und horizontale Wölbungskomponente und -stärke) und weiter in Reliefformfazetten
(homogene Reliefeinheit nach Neigung und Exposition) gegliedert werden.
Reliefeinheiten unterschiedlicher Hierarchiestufen können also in
unterschiedlichen Größenordnungen auftreten. Die in dieser Arbeit behandelten
Reliefformen sind nach DIKAU (1988) Mesoformen, die mit Mikroformen besetzt
sind.
Vorteile
von statistischen Analysen sind in der erhöhten Möglichkeit der Quantifizierung
einfacher Formteile und in der sinnvollen kartographischen Auflösung
hochkomplexer geomorphologischer Formen zu sehen. Die auf geometrischen
Attributen beruhende quantitativ-geomorphographische Reliefansprache und
Analytik stellt die zweifelsfreieste Methode einer Reliefgliederung dar.
Andererseits wäre verfehlt anzunehmen, daß statistische Ergebnisse
geomorphologische Probleme von selbst zu lösen in der Lage wären.
Inwieweit
eindimensionale, bivariate und multivariate Statistikverfahren
Hangentwicklungen erklären, zeigte SIEGBURG (1987). Er kommt zu dem Schluß, daß
der Aussagewert von eindimensionalen sowie bivariaten Verfahren an sich schon
begrenzt ist, da dieser auch auf indirekten Effekten beruhen kann, jedoch nicht
unbedingt muß.
In dem
Sinne soll die morphologische Analyse als beschreibend gelten, wobei von Fall
zu Fall verschiedene Parameter eingebunden werden (bi- und multivariat :
Geologie-Neigung,
Geologie-Neigung-Exposition). Zuvor erfolgen Beschreibungen in Karten-,
Tabellen- und Diagrammform.
Die
statistische Betrachtung und Analyse von Reliefformen führt zu einer Reihe von
Problemen (STRAHLER 1956, SOHLBACH 1971, SIEGBURG 1987, DIKAU 1988) :
- Reliefformen können sich überschneiden. Die Ergebnisse
der Analysen sind von der Fragestellung und dem jewei-
ligen Betrachter abhängig.
- Die Betrachtung von Reliefformen
erfordert gegenüber
den Formelementen und -fazetten
umfassendere Kennzeich-
nungen, die mit den Attributen wie Neigung und Exposi-
tion nicht mehr abgedeckt werden können.
- Kleinräumige Strukturen können im Maßstab 1:25000 auf-
grund Generalisationen nicht lokalisiert
werden.
- Flaches Relief macht die Abschätzung von Höhenunter-
schieden im Gegensatz zu reliefierten
Gebieten unsicher.
- Durch Mittelwertbildung gehen wesentliche
Informationen
verloren.
- Die Geomorphometrie oder der Reliefzustand
können durch
einzelne Maßzahlen nur ungenügend
beschrieben werden.
- Genetisch voneinander unabhängige, aber
dennoch gleich-
geneigte
Hangabschnitte können z.B.
aufgrund tektoni-
scher
Verstellung in der selben
Höhenstufe vorhanden
sein.
Alle
statistischen Analysen sollen in dieser Arbeit eine Beweisführung nicht
ersetzen, wohl aber unterstützen. Genetische Gliederungen werden nicht
vorgenommen und Kleinformen bleiben unbeachtet.
Die
Ergebnisse statistischer Analysen sind im Anschluß an jeweilige Kartendarstellungen
aufgeführt. Flächenberechnungen beziehen sich durchweg auf die wahre Fläche.
Unterschiedliche Darstellungsarten von wahren und "unechten" Flächen
und morphometrischen Größen sind in STRAHLER (1956), SOHLBACH (1978), BURGER
(1982) aufgeführt.
2.2 Hangneigung
Die
Neigung eines Gebietes ist die grundlegende Eigenschaft und das für
theoretisch-geomorphologisch und praxisbezogen-geomorhologische Belange
wesentliche Merkmal der Formelemente und damit des Reliefs. KUGLER (1964) folgend, bedeuten Gefälle, Böschung und
Neigung dasselbe, mit der Einschränkung, daß der Begriff Gefälle vorrangig für
die Kennzeichnung der Neigung von Tiefenlinien und Talsohlen verwendet werden
soll.
Bei der
Darstellung von Neigungen ist es nicht möglich, den Neigungswert jeden Punktes
darzustellen, weswegen eine Gruppenbildung der Neigungswerte notwendig ist.
Eine Auswahl von Gruppenbildungen von diversen Autoren ist in KUGLER (1956)
aufgeführt. Es zeigt sich, daß bestimmte Neigungsgrenzwerte wiederholt mit
kleineren Verschiebungen auftreten. Die Gründe für die Streuungen liegen in der
Dominanz morphodynamischer Prozesse bei bestimmten Neigungen (charakteristische
Grenzwerte für Ackerbau, quartäre Prozesse), und in der
theoretisch-mathematischen Ableitung von Klassen. Weiterhin basiert jede
Klassenbildung auf der Anwendbarkeit in den von den Autoren behandelten
Gebieten (geologische Unterschiede, verschiedener Bewuchs).
Eine
Auswertung der in KUGLER (1956) aufgeführten Klassen ist in Tabelle 1
dargestellt. Eine siebenstufige Klassifizierung der Neigungen (Spalte 2)
erfolgte nach gemittelten Werten der Streuungen (Vergleich Spalte 1 u.2).
Spalte 3 zeigt mögliche Grenzwerte, die bei geomorphologischen Betrachtungen zu
berücksichtigen sind.
Die
Klassen der Hangneigungen für das Untersuchungsgebiet werden in Anlehnung an
die Neigungsstatistiken in KUGLER (1956) eingeteilt (vierzehn Beispielgebiete).
Demnach ist eine achtstufige Skala für die ein- oder mehrfarbige
Darstellung von Hangneigungen beim Maßstab von 1:25000 geeignet. Die
achtstufige Skala wurde nach einigen Modifikationen (Ebene bis < 1ø, engere
Einteilung der mittelgeneigten Hänge, keine Überhänge) zur neustufigen
Gliederung der Neigungen erweitert (Tabelle 2). Wände (> 60ø) sind nicht zu
erwarten, werden aber vollständigkeitshalber als letzte Klasse aufgeführt.
Tabelle 1
: Häufigkeiten und Gliederung von Hangneigungen
(verändert nach
KUGLER 1956)
Tabelle 2
: Hangneigungsklassen, Maßstab 1 : 25 000
--------------------------------
Hangneigung Benennung
-------------------------------
0 - < 1ø
Ebene
1 - < 3ø
schwach geneigt
3 - < 8ø
mäßig geneigt
8 - < 15ø stark
geneigt
15 - < 25ø mäßig
steil
25 - < 35ø sehr
steil
36 - < 45ø übersteil
46 - < 60ø übersteil
> 60ø Wand
-----------------------------
(verändert nach
KUGLER 1956)
Jede
Hangneigungsklasse erhält eine Flächensignatur, so daß alle Hangneigungen
kartographisch übersichtlich erkennbar sind. Die erstellte Hangneigungskarte soll
einen Vergleich der Böschungen innerhalb von Kartenausschnitten und im gesamten
Untersuchungsgebiet ermöglichen.
Darüber
hinaus können, wie BLENK (1962) zeigte, "bis zu einem gewissen Grade auch
die Formen der Hangprofile abgeleitet werden." BLENK ermittelte
Hangprofile nach der Abfolge von Hangneigungsklassen aus Böschungswinkelkarten.
Die
Wichtigkeit von Neigungsklassen, dargestellt in Häufigkeitsverteilungen und
Summenkurven, bei der geomorphologischen Analyse legt STRAHLER (1956) bei einem
statistischen Vergleich von drei Untersuchungsgebieten dar. Mit der Bestimmung
einer oder mehrerer Hauptneigungsklassen ist eine Charakterisierung eines
Gebietes möglich.
Er betont
die allgemeine Bedeutung der prozentualen Verteilungen der Neigungsklassen und
die abnehmende oder zunehmende Bedeutung von steilen oder flachen Hangpartien
im Vergleich zum Entwicklungsstand der Hänge (STRAHLER 1956).
Im zweiten
Schritt charakterisieren statistische
Analysen der Flächen gleicher Neigungsklassen das Untersuchungsgebiet. Letzlich
sind Korrelationen mit weiteren Parametern festzustellen.
2.3 Wölbung
Ein
theoretisches Beispiel für die Gliederung eines Hangprofils zur Lokalisierung
von vertikalen Wölbungen ist in YOUNG (1961) dargestellt (Abbildung 4). Der
Gesamthang, im Profil dargestellt, wird nach großräumigen
Konkavitäten/Konvexitäten in Sequenzen eingeteilt. Diese werden weiter in
kleinräumige konkave/konvexe Abschnitte gegliedert. Zwischenräume bilden gerade
Teilstrecken mit geringer Neigung. Nachdem die Krümmung mit Hilfe einer Formel
bestimmt wurde, werden die kleinräumigen Abschnitte nach dominanten
Hangneigungen gestuft. Im letzten Schritt werden die kleinsten Teilstücke in
Hangeinheiten eingeteilt.
Die
Reihenfolge der Bestimmung von Einheiten ist variabel. Das von YOUNG
gegliederte Hangprofil (Abbildung 4) stellt ein sehr ausführlich analysiertes
Profil dar. Mit weiteren theoretischen Beispielen werden in seiner Arbeit
Hangprofilanalysen vorgestellt, die in maximal drei bis fünf Unterteilungen
gegliedert werden. In der Praxis werden eher wenig Unterteilungen gewählt
(BLENK 1962, JAHN 1963, BURGER 1982).
Abbildung
4 : Beispiel einer detaillierten Hanganalyse
YOUNG (1961)
Diesem
Schema folgend werden vier Hang- bzw. Talprofile, von SO (Acker-Bruchberg) nach
NW verlaufend, so durch das Untersuchungsgebiet gelegt (Abbildung 1b), daß eine
Charakterisierung der dominanten Wölbungen möglich ist. Die Distanz eines
Profils zum nächsten beträgt 1 km. Die Höhenwerte entstammen der TK 4228.
Einer
Gliederung aller Formen in konvexe, konkave oder gestreckte Hangteilstücke
folgt eine Grobgliederung. Ein Vergleich der Ergebnisse mit zwei
dreidimensionalen Profilkarten, deren Profillinien sehr eng liegen, soll die
Aussagen unterstützen.
Abschließend
wird eine Wölbungskarte erstellt, aus der horizontale Wölbungen ersichtlich
sind.
2.4 Exposition, Asymmetrien
Die
vorliegende Arbeit beschränkt sich auf acht Haupthimmelsrichtungen, da sonst
mit einer wesentlich höheren Anzahl von Reliefeinheiten und daher mit einem im
Rahmen dieser Arbeit kaum zu bewältigenden Aufwand bei der Datenerhebung zu
rechnen wäre.
Die
Lokalisierung von Talasymmetrien geht kartographisch in vier Schritten vor sich
:
Die
Lokalisierung von Talasymmetrien erfolgt im ersten Schritt durch eine
Kombination von Neigungs- und Expositionskarte. Die Expositionen werden
kartographisch in acht Klassen (337,5-22,5ø : N) dargestellt. Im zweiten
Schritt werden Polygonwerte (Exposition/Hangneigung) statistisch ausgewertet .
Da die Höhenunterschiede (N-S) der Söse-Mulde beachtlich sind, werden sie bei
weiterer Analyse beachtet. Dritter und vierter Schritt sind mit den ersten
beiden gleich, jedoch werden nur Tiefen-Bereiche kartographisch und statistisch
auf Asymmetrien geprüft.
3 Grundlagen
3.1 Hangforschung
3.1.1 Faktoren der Hangentwicklung und Faktoren
für die Bildung von
Verwitterungsdecken
Die
Grundbedingungen für die Abtragung, die den eigentlichen hangbildenden Prozeß
ausmachen, sind die Schwerkraft, das Vorhandensein eines transportfähigen
Materials und die Transportkräfte. Die Art der Vorgänge ist je nach Material,
Transportkraft und Neigung sehr unterschiedlich.Das Klima hat die
ausschlaggebendste Bedeutung für die Gesteinsaufbereitung und die
Transportkraft (MORAWETZ 1971).
Nach
mehreren Hangentwicklungstheorien (PENCK : Endrumpfbildung nach Hebung oder
Senkung, WOOD und DAVIS : Homologie aller Hänge und unentwegte Abflachung unter
beliebigen klimatischen und geologischen Bedingungen, KING : vier Formengürtel
an allen normalen größeren Hängen) nimmt eine Gruppe von Forschern (FICARD,
BAULIG, BIROT, BÜDEL, MORTENSEN) an, daß in jedem konkreten Fall die
grundlegende Gesetzmäßigkeit der Hangentwicklung durch klimatische und
strukturell lithologische Bedingung eines gegebenen Gebietes sowie auch durch
ihre Entwicklungsgeschichte bestimmt wird (BLAGOWOLIN et al. 1962).
Offenbar
handelt es sich bei den Prozessen nicht um ein Merkmal tektonischer Bewegung,
sondern vielmehr um deren Vereinigung und Kräfte, die unmittelbar die Hänge
bilden :
Erosive
Zerschneidung und komplexe Hangbildungsprozesse.
Der
tektonische Faktor tritt nur als notwendige Bedingung für die Entstehung der
primären Hänge hervor (BLAGOWOLIN et al. 1962). Die resultierende Reliefentwicklung
geht aus den Größen in Tabelle 3 hervor (GOSSMANN 1970).
Tabelle 3
: Faktoren der Hangentwicklung
-------------------------------------------
Grundgrößen Formbildungsmechanismen
----------------------------------------------
- Klima - Aufbereitung des Gesteins
- Gestein - Art und Intensität des
- Tektonik Transportprozesses
- Gesamtrelief - Vegetationsbedeckung
- Basisdistanz*
--------------------------------------------
* : Distanz (Position) zum Vorfluter
verändert nach
GOSSMANN (1970)
Die
Parameter, die während der Reliefentwicklung die entstehenden regionalen
Unterschiede der Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken bestimmen, sind
vergleichbar mit den Parametern der Hangforschung. Regionale
Gesteinsunterschiede (Gesteinshärte, Schichtmächtigkeit, Bankung, Einfall des
Gesteins, dominante Korngröße des Gesteins und des verwitterten Materials),
Massenbewegungen an jedem Punkt des
Hanges (Distanz zur Denudationsbasis) und Verwitterungsart sind
innerhalb des gesamten Faktorenkomplexes für die Ausbildung von
Verwitterungsdecken bestimmend, gehen jedoch aus den in Tabelle 3 aufgeführten
Grundgrößen hervor.
Abbildung
5 verdeutlicht die Abhängigkeit der Deckenmächtigkeiten von dominanten
Prozessen. Eine negative Korrelation ist mit einem (-) am Pfeil gekennzeichnet,
eine positive mit einem (+).
Abbildung
5 : Faktoren der Deckenausbildung
-------------------------------------------------------
----------- -----------
Abtransport Zutransport
von Material von Material
-------------- --------------
+ -
+ +
---- -----
---------- ---------
Hangneigung +-----------------
Hangneigung
hangabwärts-----Verwitterungsdecke
-----hangaufwärts
----------- ---------------------
--------------
- +
-----------
Verwitterung
--------------
----------------------------------------------------------
AHNERT (1987)
Abbildung
6 : Entwicklung der Deckentiefe an einem
Initialprofil
Ordinate : Deckentiefe (C) und Intensität
der Prozesse
Abszisse : Zeiteinheiten, 0 = Initialprofil,
50 = dyna-
misches Gleichgewicht und >
60 = Ende der
Tiefenerosion
C : Verwitterungsdeckentiefe R : abgeführtes Material
W : Gesteinsverwitterung d : Denudationsrate
R : hangabwärtige Massenbewegung df: Tiefenerosion
A : zugeführtes Matrial
AHNERT (1987)
Diesem
Schema folgend (Abbildung 5) gewinnt die Verwitterungsdecke (C) an einem
Initialprofil durch Gesteinsverwitterung (W) an Tiefe (Abbildung 6). Die Zunahme
der Mächtigkeit bedingt durch die Decken"-Schutz-"Schicht eine
geringere Verwitterung und initiiert eine Massenbewegung hangabwärts (R). Die
Menge des zu- (A) und abgeführten (R) Materials erhöht sich mit der
Denudationsrate (d), während die Mächtigkeit der Verwitterungsdecke konstant
bleibt (C = Copt).
Die
weitere Reliefentwicklung wird durch die Prozesse des Vorfluters bestimmt. In
Abbildung 6 ist die Eintiefung des Vorfluters (df) bis Zeiteiheit 50 konstant,
d.h. zwischen Zeiteinheit 40-60 herrscht ein dynamisches Gleichgewicht zwischen
den Parametern. Ab Zeiteinheit 60 endet die bis dann konstante
Vorfluteraktivität, wodurch sich das Gleichgewicht zwischen allen Größen
ändert. Sie passen sich sprunghaft den neuen Bedingungen an (Zunahme der
Deckenmächtigkeit, Abnahme des transportierten Materials) und können ein neues
Gleichgewicht erreichen (nicht dargestellt).
Die in
dieser Arbeit behandelten Einflußgrößen weichen zusammenfassend von
denen der Hangforschung nicht wesentlich ab. Untersucht werden Parameter
der Hangforschung sowie der Deckenentstehung und -entwicklung, die sich in
Grundgrößen und Formbildungsmechanismen differenzieren lassen :
Tabelle 4
: Faktoren der Verwitterungsdeckenbildung
-------------------------------------------
Grundrößen
Formbildungsmechanismen
----------------------------------------------
- Klima - Morphodynamische Prozesse
- Relief im Tertiär und Quartär
- Geologie
--------------------------------------------
3.1.2 Grundzüge der theoretischen Hangforschung
In der
Regel sind Hänge durch Klimawechsel abhängige Prozesse zusammengesetzte Formen,
vor allem im Profil. Sie durchlaufen während ihrer Entwicklung eine Reihe von
Stadien unter beliebigen klimatischen und geologischen Bedingungen mit lokalen
Ausnahmen. Nach der Hangform eines Gebietes kann man das
Entwicklungsstadium der Hänge
beurteilen (BLAGOWOLIN et al. 1962, BREMER 1989).
Es
existieren eigentlich nur konkave, konvexe und gerade/ gestreckte Hänge oder
Hänge mit ein- oder mehrmaligem Wechsel von konkav zu konvex, so daß die
Hangmodelle in verschiedenen Klimazonen nach Formen im Profil leicht
einzuordnen wären.
AHNERT
(1970) klassifizierte alle in der Natur denkbaren Hangformen in vier
Kategorien. Die erste Kategorie umfasst einfache Profile mit ganzkonvexer,
-konkaver oder -gestreckter Form, die zweite und dritte die mit zwei und drei
Formsegmenten wie z.B. der konvex-konkav ausgebildete Hang. Zur letzten Klasse
zählen die Profile, die in kurzer Distanz einen Formenwechsel aufweisen.
Generell
können nach einer Hangklassifizierung morphodynamische Prozesse qualitativ
aufgrund bestimmter Charakteristika von Formelementen bestimmt werden. So ist
der Konkavbereich vielfach von Einlagerungen geprägt, der Konvexbereich von
erhöhten Angriffen von oben und unten geprägt. Innerhalb Konkavformen kann sich
in den Sedimenteinlagerungen ein Formenwechsel durch Wechsel der Korngrößen und
Ablagerungsarten einstellen. Beide Vorgangskomplexe (konvex-konkav) streben zu
einem Formenausgleich (MORAWETZ 1971).
Konvexe
Böschungen sind eindeutige Zeichen für Massenbewegungen, wohingegen konkave
Böschungen durch Massenbewegungen und/oder Abspülung entstehen können, wenn
von Umweltfaktoren abgesehen wird
(ROHDENBURG et al. 1967). Be trachtet man die Verhältnisse am Vorfluter, so
zeigen mäßig konvexe Profile einen Gleichgewichtszustand zwischen Linearerosion
und Denudation, konkave eine Abnahme der Linearerosion an (LUIS 1968).
Solche
allgemeingültigen Aussagen über die von der Form abgeleitete Morphodynamik
lassen sich auf Klimazonen übertragen.
Unter
gemäßigt humiden Bedingungen z.B., wo Tiefebenen mit einer lehmig-tonigen Decke
verhüllt sind, herrschen Massenbewegungen wie Bodengleiten, Bodenfließen sowie
Flächenspülung vor. Das Ergebnis sind milde Hangformen. Die in älteren Zeiten
geformten Reliefelemente liegen an höheren Hangpartien und werden lückenhaft
angegriffen, überformt und zerstört. Auf Hochflächen dominieren Denudationsvorgänge,
während die akkumulativen Hangteile die angrenzenden Räume einnehmen (Schutt am
Fuß steiler Hänge, kolluviale Schutt- bis seichte Bodenbildungsschleppe in den
unteren Hangpartien).
In
tropisch-humiden Gebieten treten konvexe Hänge durch vorherrschende chemische
Verwitterung und langsame Massenbewegung in lockeren Decksedimenten
tonig-lehmiger Beschaffenheit auf.
Konkave
Hänge bilden sich in Gebieten mit vorherrschender physikalischer Verwitterung und intensiver flächenhafter
Abtragung (arid, semiarid, periglazial) (BLAGOWOLIN et al. 1962, BREMER 1989).
Die
Hangformen und -prozesse stehen klima- und formunabhängig im Einklang mit den
Prozessen unterhalb der Hänge. Dort bilden die Flüsse die Regulatoren der
Denudation und beeinflussen stark die Hangformung. Während sie sich z.B.
einschneiden, versteilen sich die Hänge, die einen Böschungswinkel anstreben,
bei dem der Hangabtrag halt macht. Erreicht wird dies nur dann, wenn der Fluß
seine Erosionsarbeit einstellt. Es tritt eine Gefällsverstärkung von unten nach
oben ein. Durch die Versteilung und die dadurch bedingte größere
Schuttgeschwindigkeit werden größere Teile im Oberhang betroffen. Infolge der
höheren Geschwindigkeit und der höheren Verwitterungsrate des Anstehenden wird
der Abtrag beschleunigt. Knicke werden zu konvexen, später zu flachkonvexen
Wölbungen.
Verstärkte
Erosion bedingt einen größeren Anfall erodierten Materials und ein rascheres
Wandern des Hangschutts zum Flußbett hin, was zu einer Verminderung der
Erosionskraft führt, die wiederum die Menge des anfallenden Materials vom Hang
verringert. Es kann sich ein Gleichgewicht einstellen, indem z.B. die Erosion
durch Mangel an Wasserzufuhr einschläft. Für die Hangentwicklung bedeutete ein
Schuttstau eine Verminderung des Böschungswinkels und ein weiteres
Schuttwandern auf den oberen, steileren Partien.
Der
Gleichgewichtszustand des Gesamthanges ist gestört, u.a. sichtbar an einem
Hangknick in Mittelhangposition, der hangaufwärts schreitet, bis der Oberhang
erreicht ist. Der neue Gleichgewichtszustand ist erreicht und wird erst bei
Veränderungen der Erosionsleistung gestört (AHNERT 1954, ROHDENBURG 1987).
Solche
Theorien innerhalb der Hangforschung unter diversen Bedingungen (Klima,
Geologie) scheinen mit realen Prozessen übereinzustimmen. Beim Beobachten von
Hangformen in verschiedenen Klimazonen fällt jedoch auf, daß nicht alle Hänge
durch grundlegende Hang- und Fluvialprozessforschung allgemeingültig
einzuordnen sind, da sie keine detaillierten Aussagen über Hangentwicklungen
zulassen.
Computergestützte
Hangmodelle entspringen dem Wunsch, real auftretende Hangformen besser zu
verstehen. Um dies zu erreichen, müssen die morphologischen Prozesse auf dem
Hang von den Verwitterungsvorgängen zu den verschiedenen Transportmechanismen
daraufhin untersucht werden, welche Transportrate sie hangabwärts in den
verschiedenen Teilen des Hanges liefern bzw. zulassen.
Die
Herleitung von Hangmodellen ist durch die Verbindung zwischen dem von Punkt zu
Punkt variierenden Massentransport und der daraus resultierenden Entwicklung
des Hanges möglich. Reliefentwicklungsmodelle können aber nur allgemeine Beurteilungsgrundlagen liefern (YOUNG 1963,
GOSSMANN 1970, AHNERT 1971, AHNERT 1973, ROHDENBURG 1976). Deshalb ist die "Verknüpfung
von Modellanalysen und Geländearbeit an der Schnittstelle
Materialtransport" notwendig (ROHDENBURG et al. 1967, GOSSMANN 1981).
Die für
den Themenbereich Morphodynamik diskutierten, theoretischen Hangmodelle werden
in die folgenden Kapitel eingebracht und neben induktiven Hangmodellen - teils
sind computergestützte Hangmodelle auch induktiv - dargestellt.
3.2 Morphodynamische Prozesse und Formen
3.2.1 Einführung
Durch
Klimawechsel in jüngerer Vergangenheit unterlagen die Böden und Formen einer
polygenetischen Entwicklung. In den Mittelgebirgen handelt es sich um zwei
Formenarten. Einerseits sind dies die unter der quartären Wirkung der
Frostverwitterung entstandenen und andererseits die älteren Formen, die der
Zeit der tertiären Warmzeit entstammen. Diese beiden klimamorphologischen
Formenarten sind die Mechanismen mit der stärksten Prägekraft (DEMECK 1962,
BÜDEL 1977, BREMER 1989).
Mit den
Klimaveränderungen veränderten sich nicht nur die Verwitterungs-, Denudations
und Abspülprozesse, sondern auch deren Lokalitäten : (tropisch) chemische
Verwitterung auf Flächen und periglaziale Frostverwitterung und Denudation auf
mäßig geneigten Flächen (SOHLBACH 1971).
Nachfolgend
werden tertiäre und quartäre Hangformungsmechanismen separat beschrieben. Die
holozäne Formung verdient in Kap. 3 trotz geringer Hangmodifikation im Quartär,
von anthropogen beeinflussten abgesehen, ein eigenes Kapitel, um die Gesamtheit
der Hangprozesse darzulegen.
3.2.2 Morphodynamische Prozesse im Tertiär
Starke
physikalische Verwitterung in Trockenzeiten, starke chemische Verwitterung in
Regenzeiten, kräftige Verkarstung, Abtragung und Verspülung älterer Böden mit
neu beginnender chemischer Verwitterung und daraus folgende stetige
flächenhafte Abtragung, passive Transport- und Förderleistung der Flüsse durch
hohe Belastungen mit Schweb und Feinsand und fehlender Tiefenerosion aufgrund
fehlender Erosionswerkzeuge und fehlendem Gefälle charakterisieren die Prozesse
der tertiären (tropisch- wechselfeuchten und -ariden) Warmzeiten
(SOHLBACH 1971, WILHELMY 1974, BÜDEL 1977).
Der
wesentliche morphodynamische Faktor der Tropen ist nach BREMER (1972) die
"differenzierte Verwitterung." "Differenziert" aus dem
Grunde, da auf flachgeneigten Geländepartien aufgrund der langzeitlichen
Wirkung des Wassers die Verwitterung am intensivsten wirkt und zur Abfuhr und
Neubildung von Mineralen führt. Freie und steilere Felspartien bleiben davon
verschont und verhalten sich resistent. Der Abtrag erfolgt dort, wo der Boden
die größte Feuchte besitzt, indem Tonpartikel aufgeschwemmt werden.
Flachgeneigte Gebiete werden von der Abtragung bevorzugt, wobei morphologische
und geologische Grenzen nicht immer zusammenfallen.
Als
fluvialmorphodynamischer Prozeß dominiert die gleichzeitige Tieferlegung von
Flußarmen und Flächen, die durch Linienerosion und Flächenspülung erreicht
wird. Die Flußnetze sind an tektonische Linien gebunden, das Gefälle ist durch
die Verwitterungsfront bestimmt. Verschiedene Talformen und Flächen in den
wechselfeuchten Tropen erwiesen sich nach Studien von BREMER (1972) als
weitgehend unabhängig von der Flußarbeit. Das Verhältnis von Verwitterung und
Spülung ist entscheidend für die Formung.
Dichte
Flußnetze in sehr feuchten Gebieten bilden die Ausnahme, da sie durch
subterrane Abfuhr als Linienvorzeichner gebildet wurden (BREMER 1972).
Die
Klimaverhältnisse haben sich während des Tertiärs durch Temperaturabnahme und
Trockenphasen stark verändert. Dies führte zu einer abnehmenden
Verwitterungsintensität. Bis zum Oligozän herrschte intensive chemische
Verwitterung und eingeschränkte Flächenbildung vor, später im Pliozän
modifizierte ein semiarides Klima diese Prozesse (STARKEL 1961, ZENSES 1989).
Da es möglich ist, daß im Savannenklima des Paläogens die Prozesse der
Pediplanation verliefen, die später mit den Prozessen der Peneplenisation
wechselten, kann für die im Tertiär entstandene Oberfläche eine polygenetische
Verebnungsfläche angenommen werden. Zu den Vorgängen der Pediplanation kam es
wahrscheinlich im Pliozän (DEMECK 1962).
Eine
genaue Datierung der Klimate für das Tertiär ist kompliziert, Tatsache jedoch
ist, daß im Alttertiär ein tropisch humides/wechselfeuchtes Klima herrschte,
das zum Jungtertiär zunehmend trockener wurde und daß Paläomakroklimate nicht
lokal beschränkt sein können (HÜSER 1972).
Eine gleichmäßige
Landschaftsentwicklung im Tertiär wurde neben Klimaänderungen außerdem durch
Tektonik gestört.
3.2.2.1 Formen im Tertiär
Die
mächtigen Tropenböden sind Arbeitsböden. Sie zeigen im ganzen Profil entweder
Zeichen von Vorgängen ständiger Umlagerung, Verschwemmung und Tonmineralbildung
oder nach Zeiträumen tektonischer Ruhe ungestörte, verwitterte
Gesteinstrukturen. Die Verlagerung der Verwitterungsbasis in die Tiefe mit den
eigentlichen Prozessen der Verwitterung, Mineralneubildung und Auswaschung
erfolgte in langen Zeiträumen.
Die
Mächtigkeit feuchttropischer/wechselfeuchter Böden erreicht fast überall
mindestens 3 m, häufig das Doppelte und kann u.U. das zehnfache (30 m)
einnehmen.
Die starke
Vernässung in Verebnungen führt zu einer tiefen und intensiven Verwitterung mit
anschließender starken Denudation und Abspülung, hauptsächlich von Feinsand.
Wenn unter der eigentlichen Zersetzungszone noch eine tiefgründige
Vergrusungszone liegt, so können die Mächtigkeiten der Verwitterungsdecke bis
90 m betragen. (LUIS 1968, SOHLBACH 1971,BRUNNACKER 1975, BÜDEL 1977,
FELIX-HENNINGSEN 1990).
Die
tertiären Flächen besitzen eine erstaunliche Beharrlichkeit. Der Grund liegt in
ihren sehr flachen Böschungen von kleiner als 2ø, vielfach kleiner als 1ø, wo
Abtragungsvorgänge aller übrigen Klimate das Minimum ihrer Aktivität erreichen.
Unter den damaligen klimatischen Verhältnissen besaßen die Böden eine ortsfeste
Unbewegtheit bis 4ø Neigung. Steilformen und Flächen sind charakteristisch für
die Tropen. Mittlere Böschungen, wie sie in gemäßigten Breiten verbreitet sind,
treten demgegenüber zurück.
Ausgedehnte
Verebnungsflächen haben in der gegenwärtigen Zeit Formen einer Rumpffläche, die
durch die Verflachung der Abhänge von oben her entstanden ist (BÜDEL 1977).
BREMER
(1989) und ROHDENBURG (1971) warnen vor Fehldeutungen beim Erkennen von
Rumpfflächen, da oftmals Flächen nur Übergangsflächen, Treppen oder
Lokalverebnungen sind und somit einem neuen Entwicklungszyklus angehören.
Die
Theorie von BÜDEL, daß alle Flächen mit Hangneigungen unter 2ø Rumpfflächen
darstellen, wurde in den letzten Jahrzehnten von Autoren widerlegt (LUIS 1968,
ROHDENBURG 1971, BREMER 1989).
Die
Indikatoren tertiärer Bodengenese sind bekannt und in zahlreicher Literatur
beschrieben. Anstehende Regolithe im Westerwald sind z.B. Reste von mächtigen
Bodenbildungen. Die quartäre und rezente Regolithbildung ist hier von
untergeordneter Bedeutung. Während Regolithe in australischen
Untersuchungsgebieten z.B. flächendeckend verbreitet sind, findet man sie in
den Deutschen Mittelgebirgen nur noch in mehrere Meter breiten und tiefen
Verwitterungstaschen (KUBINIOK 1988).
Großräumige
Hebungen und Senkungen im Tertiär veränderten weiterhin morphodynamische
Prozesse. LUIS (1953) nimmt für das Alttertiär eine reliefierte Landschaft an,
die von breiten Muldentälern mit sanften Hängen mit relativ großer Taltiefe
(bis 200 m) durchzogen wird. Diese Täler wurden innerhalb tektonischer
Stillstandsphasen zugeschüttet. Je nach Hebungs- oder Senkungsbeiträgen (HÜSER (1972)
: Rheinisches Schiefergebirge) können die Täler weiter zugeschüttet oder
ausgeräumt werden. Die außerhalb befindlichen Rumpfflächen fungieren dabei als
Liefergebiet und werden somit noch einmal überformt.
An der
Pliozän-Quartär-Wende wandelte sich das Klima. Die Reliefenergie war allgemein
größer. Um die historische Talbildung genau zu rekonstruieren, bedarf es vieler
Kenntnisse über das pliozäne Relief der Mittelgebirge (Vorhandensein und Tiefe
von Tälern). Solche Ansätze finden sich in
HÜSER (1972), LUIS (1984) und FELIX-HENNINGSEN (1989).
Pliozäne
Klimate verursachten grundsätzlich konvexe Hangprofile mit doppelt hoher
Transportrate und doppelt hoher Rückverlegung der Hangoberkante als unter
periglazialen Bedingungen (STARKEL 1961).
Es soll
hier genügen, auf die Zertalungsprozesse im jungen Tertiär und Quartär und die
klimamorphologische Diskussion in ROHDENBURG (1971) hinzuweisen, da keine
paläoklimatischen Arbeiten über das Arbeitsgebiet vorliegen, die die
Talentwicklungsphasen exakt datieren. Ergebnisse aus morphologischen Studien,
welche die Mittelgebirge während der Pliozän/Quartär-Wende beschreiben, werden
in Kapitel 3.2.3 behandelt.
Für das
Rheinische Schiefergebirge z.B. nimmt HEINE (1970) in alttertiärer Zeit eine
"relativ einförmige Ebene" an, die von Senkungsbereichen, in denen
fluviale Ablagerungen sedimentiert wurden, getrennt waren. In diesem tropisch
und/oder subtropischen Klima war das ganze Gebiet von einer mächtigen
Verwitterungsdecke überzogen. Im Oligozän begann die Umlagerung und Abtragung
der Verwitterungsdecke inmitten einer flachwelligen Rumpffläche durch eine
verstärkte Flußtätigkeit.
Unterschiedliche
Hebungsbeiträge seit dem Miozän und aride Klimaphasen prägten die weitere
Großformung. Es bildeten sich Talnetze und Verwitterungsdecken wurden
ausgeräumt.
Die im
Pliozän beginnende Zertalung wurde neben weiteren tektonischen Verstellungen
durch eine größere Aridität ausgelöst. "Die Formung schwach geneigter,
verebneter Oberflächen wird semiariden Pedimentationsprozessen zugeordnet (...)
Im ausgehenden Pliozän ist das Gewässernetz (...) durch trogartige
Taleintiefungen weitgehend fixiert (...) Außerdem ist in postpliozäner Zeit
eine rasche, fast linienhafte Eintiefung (...) festzustellen" (HEINE
1970).
3.2.3 Morphodynamische Prozesse im Quartär
Aufgrund
der relativ starken pleistozänen Formung umfasst das Quartär folgend die
kaltzeitlichen Abschnitte (holozäne morphodynamische Prozesse unter Kap.
3.2.4).
Zyklische
Klimaveränderungen, betreffend Temperatur und Niederschlag, bedingen im Quartär
grundlegend zwei Abschnitte (ROHDENBURG 1971) :
- die kalte Zeit mit starken
Formungsaktivitäten
- die warme Zeit mit geringem Hangabtrag
Die
quartären Formungsbildungen können durch folgende Prozesse und Bedingungen
charakterisiert werden :
Starke,
tief in den Untergrund greifende Frostverwitterung, geringe chemische
Verwitterung mangels Wärme, Dauerfrostböden mit sommerlichem Auftauhorizont,
Solifluktion, auf ebenen Flächen Frostmusterböden, bei größeren Hangneigungen
Bodenfließen, starke Tiefenerosion und flächenhafte Abtragung, fluviale
Akkumulation und Seitenerosion, solifluidale Hangfußverschüttung und
Bodenbildung in den Interglazialen (BLENK 1962, WILHELMY 1974).
Nicht nur
zunehmende und teilweise ruckartige Hebung (präquartär und quartär) vieler
Mittelgebirge und Meeresspiegelschwankungen verstärkten die Abtragung der
gebildeten Verwitterungsdecken und das Einschneiden der Flüsse. Im Bereich der
miozän angelegten Spülmuldentäler begann die klimabedingte Einschneidung der
Flüsse, die auch ohne Höhenveränderungen denkbar wäre.
Großflächige
Erosion der Decken erfolgte wahrscheinlich bereits im Pliozän (Abbildung 7),
u.a. mit Talbildung und geringer oder fehlender Eintiefungstendenz. Die
Erhöhung der Reliefenergie nach tektonischen Verstellungen und periglaziale
Morhodynamik führten im Quartär zu einer raschen Zertalung. Die Nebenflüsse
drangen durch rückschreitende Erosion immer weiter in Richtung der
Wasserscheiden der schwächer gehobenen Hochflächen vor. Ehemalig
zusammenhängende Rumpfflächen wurden durch den starken denudativen Angriff
(Abbildung 7) in kleinere Flächeneinheiten aufgelöst und Wasserläufe legten in
tiefen Taleinschnitten und unteren Hangabschnitten mit schwächer verwitterten
Zonen das unverwitterte Gestein frei. Die Zertalungsbeiträge sind regional sehr
unterschiedlich. In großen Teilen Mitteleuropas beträgt die Taleintiefung
durchschnittlich zwischen 100 bis 200 m.
Abbildung
7 : Positionen der Denudation unter tropoidem und
kaltzeitlichem Klima
ZENSES (1989)
Zwischen
den beiden Abschnitten Pliozän/Quartär liegt ein Abschnitt, der einerseits
morphogenetisch noch gebietsweise durch Flächenbildung auf weicheren Gesteinen
gekennzeichnet ist. Diese Neigung zur Schwächung der Denudation wird im
Altquartär geringer. Die Überleitungszeit ist
durch primär flache Schotterdecken und bergfußartige Bildungen
gekennzeichnet. Erst mit dem Beginn des Eiszeitklimas kamen Erosionsphasen
gegen Ausgang der einzelnen Eiszeiten hinzu.
Die
Zwischenzeit war besonders geeignet für Richtungsänderungen von Flußläufen, von
tektonischen Verstellungen abgesehen. Der Grund dafür war einmal die
nachlebende Flächenbildung entlang wichtiger Talzüge und andererseits deren
abgeschwächte Intensität. BRUNNACKER (1975) betont in diesem Zusammenhang den
eigenständigen Abschnitt der Übergangszeit, der nicht mehr subtropisch im Sinne
der vorangegangenen Zeit ist.
Abbildung
8 verdeutlicht die unterschiedlichen Transportraten während des Pliozäns und
Quartärs auf Hängen. Darunter zeigt Abbildung 9 aus den Transportraten
resultierende mögliche Hangformen, die in weiteren Kapiteln behandelt werden
(vergl. Kap. 3.2.3.1.1).
Abbildung
8 : Transportraten während des Pliozäns und
Quartärs
STARKEL (1961)
Der
Materialtransport nimmt im Pliozän (Linie 1, a1) hangabwärts bei
Weitertransport des Materials stetig zu. Akkumulationen am Hangfuß bewirken
eine Schwächung der Transportkraft (a2). Das Ergebnis der maximalen
Zurückweichung am Mittelhang (waagerechte Linie) wäre ein konkaves Hangprofil
(Abbildung 9, Linie 2).
Der starke
Anstieg der quartären Transportkraft (Abbildung 8,Linie 2) am Oberhang ist auf
Solifluktion zurückzuführen, der Abfall am Hangfuß ebenfalls auf Akkumulationen
(b2). Die maximale Hangzurückverlegung verschiebt sich auf die oberen
Hangpartien und verursacht das konvex-konkav-Profil (Abbildung 9, Linie 3).
Linie 1 zeigt in Abbildung 9 das Initialprofil. Die Schicht (+) in
Abbildung
9 stellt ein resistentes Gestein dar.
Abbildung
9 : Hangformen während des Pliozäns und des
Quartärs
STARKEL (1961)
Auf Resten
ehemaliger Rumpfflächen blieben letztlich mehr oder weniger mächtige Relikte
der tertiären Verwitterungsdecke erhalten. Dazu gehören beispielsweise
Kaolinisierungszonen, Vergrusungszonen, Latosole, Terrae calcis mit
Bodenerzlehm, Ockerlehm, Kalksteinrotlehm und -braunlehm. Dazu kommen
bodenartige Bildungen wie Dolomitaschebildung, Rötelbildungen, Verkieselungen,
Limonitschwartenbildung und Oxidationsvorgänge. Akkumulationen des verlagerten,
tertiären und leicht mobilisierbaren Materials sind als strukturloses Substrat
(Graulehm) auch oft im Basissubstrat nachweisbar (ROHDENBURG 1968, BRUNNACKER
1975, ANDRES 1989, FELIX-HENNINGSEN 1990).
Periglaziale
Bodenbildungen zeigen keine Ansätze von Tiefenvergrusung, was auf die Tiefe der
Auftauhorizonte zurückzuführen ist, die gegenwärtig in Spitzbergen 0,1-1,5 m,
N-W-Alaska 0,5-1,5 m und N-Asien 0,3-1,5 m beträgt. In Mitteleuropa wird
generell für das Quartär, ebenfalls im Auftau-Endzustand in der zweiten
Augusthälfte, eine Auftauhorizonttiefe von 1-2 m Tiefe angenommen, für den Harz
unter 0,7 m (HÖVERMANN 1953, KARRASCH 1970, KUBINIOK 1988).
In den
Hügel- und Gebirgslandschaften dominierte als Hangentwicklungsprozeß die
Frostverwitterung, in den Flachlandschaften die Solifluktion.
Die
Frostverwitterung liefert neben Skelettanteil bevorzugt feinere Komponenten der
Grobschluffgröße, die keine Bindigkeit und wenig Quell- und Schrumpffähigkeit
haben. Die Lieferung dieser Komponenten ist stark vom Feinheitsgrad des
Anstehenden abhängig. Gesteinswechsel führen so zu einer stärkeren
Differenzierung der Sedimentausbildung. Relativ zur chemischen Verwitterung
spielt bei der Frostverwitterung die Natur des Ausgangsgesteins eine wichtige
Rolle. Feinschichtige und feste Sedimentgesteine liefern z.B. splittrige
Bruchstücke, dickbankige eher grobe Blöcke.
Die
Solifluktion, die schon bei wenigen Neigungsgraden von 2-3ø einsetzt, ist unter
feucht-kalten Bedingungen bei weitgehender Vegetationsarmut möglich. Feinerde
als Medium und Skelett werden gleichzeitig hangabwärts verlagert. Das
transportierte Material wird hangparallel eingeregelt und bildet dünnschichtige
Lagen. Die Denudationsleistung der Solifluktion ist zwar auf flachen Hängen
gering, erreicht auf geneigten Hängen aber recht große Ausmaße. Niedrige
Tundren- oder Mattenvegetation hemmt die Solifluktion, die selbst unter diesen
Bedingungen noch bis 2ø Neigung die Oberfläche zu modifizieren vermag.
Der
hauptsächliche Formungsmechanismus bis 12-15ø Neigung war die Solifluktion, die
alle Korngrößen erfasste, darüber schwerkraftgebundene Hangabwärtsbewegung.
Selbst bei geringen Neigungen sind die periglazialen Prozesse noch zu großen
Abtragsleistungen fähig. Bei der Solifluktion wird das Korngrößenspektrum neben der Hangneigung zum grundlegendsten
Einflußfaktor (BÜDEL 1962, GOSSMANN 1970, ROHDENBURG 1971).
Die
Solifluktion war nicht der einzige
Abtragungsvorgang, da mit ihm immer ein vielfältiger Abspülungsvorgang
verbunden ist, so daß das Gesamtbild der Denudationsvorgänge auf dem Hang viel
bunter ist. Dabei sind beispielhaft Materialtransporte durch sickerndes Wasser
und die darauf zurückzuführende Abnahme des Ton- und Feinschluffgehaltes oder
die unterirdische Ausspülung zu nennen, die hauptsächlich Feinerde z.B. in
Klüfte bewegt. Die Abspülung ist an feucht-warme Bedingungen gebunden,
vorwiegend also in der Abschmelzphase. Diese Prozesse wirken sehr stark bei der
Blockfreilegung mit.
Materialsondierungen,
-vermengungen und Frosthebung in den periglazialen Decken sind an
Frostwechselprozesse gebunden. Hier kommt der Kryoturbation eine große
Bedeutung zu. (BÜDEL 1961, GOSSMANN 1970, SCHROEDER & FIEDLER 1977).
Bei
günstigen geologischen Verhältnissen kam es an den Hängen zu ausgedehnten
Rutschungen, in Verebnungen aufgrund der starken Vernässung und nachfolgenden
geringen Auftautiefe zu einer schwachen Entwicklung eines periglazialen
Frostbodens (DEMECK 1962).
Der
denudative Abtrag am Hang wurde durch die Zerrüttungszonenbildung und dem dort
abfließenden Wasser begünstigt, wohingegen er an Steilhängen durch den schnellen Wassertransport und der daraus
resultierenden Trockenheit stark reduziert wurde. Demnach kam es hauptsächlich
nur an mäßig geneigten Hängen zu periglazialen Formungsprozessen (ZENSES 1989).
Andererseits fallen Rutschungen, Runsenzerschneidungen und Lawinentätigkeit
ebenfalls unter periglaziale Formungsprozesse, da sie unter bestimmten
Bedingungen, in diesem Falle periglazialen, in Erscheinung treten.
Allgemein
war Materialabtrag von den oberen Hangpartien in die Senken die Folge. Die
Flächenspülung übte ihre größte Wirkung während der Schneeschmelze aus und war nicht nur auf die Oberfläche der
Decken beschränkt, sondern erfasste einheitlich das ganze Profil des
Austaubodens bis zur Oberfläche des Permafrostbereiches, meist unter 0,7 m
mächtig (DEMECK 1962, STARKEL 1962, BÜDEL 1977).
Die
zunehmenden Schuttmassen verschütteten die Talhänge, jedoch reichte die
Transportkraft nicht aus, um den von den Hängen lateral anfallenden Schutt
wegzutransportieren. Der fortschreitende denudative Hangabtrag wurde durch die
hangaufwärtsschreitende Verschüttung eingeschränkt (STARKEL 1961, SOHLBACH 1971,
ZENSES 1989).
Das
Maximum der Prozesse während der Spätphase Glazial/Anfang Interglazial (oder
Holozän) war durch Erosion mächtiger Akkumulationsdecken am Bergfuß,
Herauspräparieren von Felsen mit hoher Resistenz gegen Solifluktion und
Rutschungen, wo Gesteine für Rutschung geeignet waren, eventuelle Freilegung,
geprägt.
Das Ende
eines Glazials sorgte für die Ausräumung der Akkumulationsdecken aus Tälern und
das Absinken der Denudationsbasis durch Talsohlenvertiefung. Tiefe chemische
Verwitterung, tiefe Infiltration, Vegetationsbedeckung, flächenhafte
flachgründige Massenbewegung und Bildung eines unterirdischen Wassernetzes
führten zur Freilegung von Felsen auf Denudationshängen, Hangzergliederung
durch Erosionstälchen und zu Rutschungen über Hangknicken (STARKEL 1962, HEINE
1970).
Die an
größeren Flüssen gewonnen Forschungsergebnisse, denen zufolge Aufschotterung
und Seitenerosion im Frühglazial erfolgten, während Taleintiefungen
charakteristisch für das Spätglazial waren, sind an kleineren Flüssen nicht
anwendbar, da einerseits jeder Bach sein Eigenleben geführt hat, andererseits
klimatische Verhältnisse in den Glazialen wechselten (FRÄNZLE 1972, SEMMEL
1972).
Was die
Deckenausbildung während der quartären Kaltzeiten in gletscherfreien Gebieten
Mitteleuropas betrifft, kam es zusammenfassend zu folgenden, wesentlichen
Bildungen :
- Solifluktionsschutt- bzw. Blockschuttdecken
Unter
Solifluktionsschutt- und Blockschuttdecken fallen skelettreiche Ablagerungen
(eingeregelte Blöcke), die aus hangabwärtigen, laminaren Bewegungen des
Auftaubodens resultieren. Schräg zur Oberfläche liegende Steine deuten auf
Frosthub und oberflächennahes Skelett auf Materialdurchspülung hin.
- Frost- und Fließerden
Frost-
(kein Transport) und Fließerden sind
durch intensive Verwitterungsvorgänge, ausgesprochene Klastizität des
Gesteins, warmzeitliche Verwitterungsvorgänge und/oder durch differenzierte
Verlagerung des Materials feinerdereicher als Solifluktionsschuttdecken.
Frosthub führt ebenfalls zur Materialsortierung.
- Lößdecken
Der
Solifluktionslöß ist durch seinen karbonatfreien hohen Lößanteil
charakterisiert und weist paralleles Fließgefüge auf, worin solifluidal
zugeführtes Material (geringer Skelettanteil) mitgeführt wird.
Unverwitterte,
karbonathaltige Fluglösse weisen ein säulig-prismatisches Vertikalgefüge auf
und sind fremdmaterialfrei.
Die
Zwischenstellung zwischen Solifluktionslöß und Fluglöß nimmt der Fließlöß ein.
Er kann aufgrund seines schwachen laminaren Fließgefüges und geringen
Fremdmaterialanteils als gering transportierter Fluglöß angesehen werden.
- Fluviale Ablagerungen
Ablagerungen,
die fluvial transportiert und akkumuliert sind, bestehen größtenteils aus stark
sandigen bis lehmigen und gerundeten Kiesen und Schottern.
Die
Übergänge zwischen den aufgeführten Bildungen sind oftmals kaum zu erkennen und
können durch Kryoturbation stark gestört sein (SCHILLING & WIEFEL 1962).
3.2.3.1 Formen im Quartär
Wegen der
relativ geringen Intensität der gegenwärtigen Prozesse blieben periglaziale
Formen bis heute erhalten, da sich die Hangweiterbildung nur partiell vollzog
und sie keiner grundlegender Umgestaltung unterlag (DEMECK 1962, STARKEL 1962,
SOHLBACH 1971). Quartäre Akkumulationen vermögen als korrelate Ablagerungen
alle Denudationsprozesse zu rekonstruieren, wo die Abtragung geringer als die
Verwitterungsgeschwindigkeit war (DEMECK 1962, ROHDENBURG 1971).
Aufgrund
des relativ großen Formenschatzes wird folgend zwischen Groß- und Kleinformen
unterschieden, wobei die Kleinformen dem Maßstab entsprechend (1:25000) in den
Hintergrund treten.
3.2.3.1.1 Großformen
Großräumige
Flachformen der tertiären Reste blieben erhalten. Sie sind im Anstehenden
vorgegeben und zwingen neu aufkommende, andersartige Mechanismen zu einer an
die Altform angepassten Tätigkeit unter weitgehender Erhaltung des
Reliefbildes. Es handelt sich nach BÜDEL (1977) um eine "traditionale
Weiterbildung" von Flächen.
Allgemein
fehlt in periglazialen Klimaten die Tendenz zur Hangversteilung in Gesteinen,
so daß "mittlere Neigungen recht häufig sind" (ROHDENBURG 1971). Die
auf mäßig geneigten Oberflächen aus Lockermaterial vorherrschende Solifluktion,
Abspülung und Hangverflachung führte in den weniger widerstandsfähigen
Gesteinen der Flachlandschaften zu weichen Formen, indem sie Hangeinschnitte
auf flachen und mittleren Böschungen schließt (DEMECK 1962).
Die
hangabwärts gerichtete Gesamtversetzung des Auftaubodens unter einem konvex
gekrümmten oberen Hangteil zu den Altflächen beginnt bei Neigungen von größer
als 2ø. Die Solifluktion wirkt am flachen Oberhang kaum, es kommt zu einer
leichten Krümmung dieses Hangabschnittes. Mit Zunahme des Hangneigungswinkels
tritt die Abspülung mehr in den Vordergrund, deren Gesamtleistung in
Regenperioden als Wirkung von Kleinkatastrophen, die sich summieren, nicht
geringer als die der Solifluktion ist. Spülvorgänge werden durch Änderung der
Solifluktionsprozesse (Sortierungsarten) bei Neigungen über 12ø besonders
wirksam.
Wenn die
Neigung 25ø überschreitet, gewinnt die Abspülung in den Verwitterungsdecken in
Form von Rillen- und Runsenbildung die Oberhand, bei kleinen Korngrößen auch
schon unter 25ø (Schiefer oder Mergel). Über 30ø Neigung vereinigen sich Runsen
zu steilen Erosionssystemen. Der vermehrte Zulauf von Wasser und gleitfähigem
Feinmaterial lässt in unteren konkaven Hanpartien die Decke weiter hangabwärts
wandern, so daß hier Massenbewegungen größer als bei Neigungen von 11ø sein
können. Die Hangprozesse enden mit einem Oberflächen-Texturboden (ROHDENBURG
1971, BÜDEL 1977).
Nach
berechneten Hangmodellen nimmt GOSSMANN (1970) für diese Prozesse ein
Kriechmodell (gesamter Abtragungsbereich konvex, gesamter Akkumulationsbereich
konkav) oder eine Mischform zwischen Kriech- und Spülmodell (nur Hangoberkante
konvex, Konkavität weit in den Abtragungsbereich) an, je nach Ausprägung des
Akkumulationsbereiches am unteren Hang. Der Spülprozeß in den unteren
Hangpartien arbeitet gegen die Verflachung des Hanges (Abbildung 10).
Einführend zeigen seine Modelle folgende Gesetzmäßigkeiten :
Abbildung
10 : Hangformentwicklung während des Quartärs
ohne Akkumulationsbereich
GOSSMANN (1970)
Abbildung
11 : Hangformentwicklung während des Quartärs
mit Akkumulationsbereich
Symmetrische Bedingungen am Hangfuß und
an
der Hangoberkante
(Abtragung=Akkumulation)
GOSSMANN (1970)
Da in der
Natur die periglazialen Unterhänge eine Konkavität aufweisen, "wäre die
Mischform realistischer", die in Abbildung 12 dargestellt ist. Der scharfe
Übergang von der Hochfläche zum Hang wird angegriffen und im Laufe der Zeit
mehr zugerundet, so daß der horizontale Rückgang der Hangoberkante um ein
Vielfaches höher als der vertikale ist (GOSSMANN 1970).
Abbildung
12 : Hangformentwicklung während des
Quartärs :
Mischform zwischen Spül- und
Kriechmodell
GOSSMANN (1970)
Von der
Bildung einer Hangneigung von 25-35ø im Konvexbereich und 4 - 8ø im Konkavbereich
spricht STARKEL (1961).
Nicht nur
Solifluktion, sondern auch Abspülung allgemein und speziell des beim Transport
weiter verwitterten Materials, das schon im Mittelhang bessere
Abspülungsmöglichkeiten bietet, verursachen die Konkavität des Unterhanges, der
Neigungen von 15 bis 18ø bei Überschüttungen erreichen kann.
Die
Konvexität des Oberhanges durch Solifluktion ohne Weitertransport durch
Abspülung ist in den Modellen von KIRBY (1992) dargestellt. Ein senkrechter
Hang entwickelt sich zu einem flachkonvexem Gebilde, das um das zweifache
tiefergelegt wird als bei Kriechmodellen (KIRBY (1992) sieht die Solifluktion
neben Kriechen und Abspülung als eigenständigen Hangprozeß).
Diverse
morphoanalytische Beispiele in der Literatur unterstreichen das Modell von
GOSSMANN (1970) : Die verschiedenen quartären Hänge zeigen gleiche
Entwicklungstendenzen zum konvex-konkav Profil (STARKEL 1961).
Zum
gleichen Resultat unter den gegebenen klimatischen Bedingungen kam auch BÜDEL
(1961) : Am konvexen Oberhang dominiert Solifluktion, bei einer gewissen
Steilheit beherrscht die Abspülung den Hangabschnitt, die Solifluktion tritt
mangels Feinmaterial ganz zurück und unter einem kurzen Abschnitt der
Runsenspülung tritt am Unterhang die Zufuhrsolifluktion in Erscheinung.
Abbildung
13 : Hangform während des Quartärs :
dreiteiliger Hang
BÜDEL (1961)
Desweiteren
soll noch auf eine Arbeit verwiesen werden, die mehrere Gebiete umfasst : In
N-, Zentral-Wales und in der N-Eifel sind die Oberhänge hauptsächlich konvex
mit durchschnittlich 5-9ø, der Mittelhang flach mit 10-17ø Neigung und der Unterhang konkav ausgebildet
(Sandstein), sofern keine Terrassierung vorliegt (N-Eifel). Eine ganzkonvexe
Form tritt nur bei Härtlingen auf (ZENSES 1989).
Die
Modelle von ROHDENBURG et al. (1976) ergaben, daß nicht die prozeßabhängigen
Formenunterschiede zwischen Massenbewegung und Abspülung den Hang primär
formen. Konvexe Hänge kommen durch Massenbewegungs- und/oder Abspülungsprozesse
zustande. Für Massenbewegungen ist nur der Hangwinkel, für Abspülung der
Hangwinkel und die Entfernung der Hangoberkante maßgeblich. Unterhangformen
sind bei Abspülung an das Hang-Vorfluter-Verhältnis gebunden.
D.h., daß
sich konvexe und konkave Hangpartien sowohl durch Massenbewegung als auch durch
Abspülung entwickeln. Konkavitäten entstehen durch Massenbewegungen nur im
Akkumulationsbereich und bei Abspülungsprozessen im Abtragungsbereich. Konvexe
Hangelemente können durch beide Prozesse gesteuert werden.
Für Hänge
ohne Solifluktion im steilen Mittelhang
wird ein Modell mit sehr flachkonvexem Oberhang und mit einer sehr weit
in den Abtragungsbereich reichenden Flachkonkavität angenommen.
Eine
Ausnahme bilden Hänge, deren Profil sich durch starke Seitenerosion konvex
modifiziert (GOSSMANN 1970). In einer weiteren Arbeit geht GOSSMANN (1981)
konkret auf diese Erscheinung ein, die in den Anfängen der theoretischen
Hangmodellbildung nur als Randerscheinung auftrat oder im Zusammenhang mit den Prozessen
im Interglazial genannt wurde. Er stimmt mit ROHDENBURG (1976) überein, daß
auch Spülmodelle bei genügend starker Vorflutereintiefung ein konvexes
Hangprofil liefern, insbesondere dann, wenn der Hangfußpunkt immer gerade so
schnell tiefergelegt wird, wie es eine Extrapolation der Transportfunktion über
diesen Punkt hinaus erfordern würde.
Die
Transportfunktion wächst mit Abstand von der Hangoberkante stärker als linear,
abweichend vom reinen Spülmodell, deren Abtragungsstärke linear von der
Hangoberkante aufgrund der Zunahme der abfließenden Wassermenge wächst, so daß
die unteren Hangprofile stärker abgetragen werden (Abbildung 14). Es bildet
sich ein konvexer, mit zunehmender Zeit immer steiler werdender Hang
(ROHDENBURG 1975, GOSSMANN 1981, AHNERT 1987), wie ihn BLENK (1962) ZENSES
(1980), BURGER (1982) und SIEGBURG (1987) in verschiedenen Gebieten deuteten.
Ein
Hangknick oberhalb des von Lateralerosion beeinflussten Hangabschnittes stellt
in diesem Zusammenhang einen Indikator dar.
Eine
geringe Tiefenerosion bzw. eine verstärkte Denudation führt dagegen als Folge
makroklimatischer/tektonischer Prozesse zur Flachhangentwicklung und geringerer
Reliefeinebnung (AHNERT 1987).
Abbildung
14 : Hangentwicklung unter Einfluß
von Tiefenerosion
Die Transportrate wächst weniger als linear
(oben) und
mehr als linear (unten)
ROHDENBURG
et al. (1976)
Abbildung
15 : Hangentwicklung unter Einfluß
von Tiefenerosion
Reliefentwicklung bei periodisch
veränderter Fluß-
eintiefung
ROHDENBURG
et al. (1976)
Auch
AHNERT (1971) beschäftigte sich mit Hilfe von Computer-Modellen mit
Veränderungen durch erosive Tätigkeit des Vorfluters. In Abbildung 16 herrscht
Tiefenerosion vom Ausgangsprofil bis Hangprofil 201 bei physikalischer
Verwitterung und einer Prozeßkombination aus Kriechen und Abspülung. Darunter
ist der Transport für ein paralleles Zurückweichen des Hanges zu gering.
Abbildung
16 : Hangentwicklung unter Einfluß
von Tiefenerosion
AHNERT (1971)
AHNERT
(1987) unterstreicht die Wichtigkeit der erosiven Prozesse des Vorfluters für
die Hangentwicklung und erhält ähnliche Ergebnisse wie die prozeßabhängigen
Modelle von GOSSMANN (1970), unter der Bedingung, daß zwischen
Vorflutereintiefung und Transport vom
Hang ein Gleichgewicht herrscht (eine
Akkumulation des transportierten Materials bleibt im Modell bei Waschprozessen
ferner aus). Eine relativ geringere Vorflutereintiefung führt in allen Fällen
zu gleichen, jedoch flacheren Formen.
Die
Diskrepanz dieser Ergebnisse mit denen von ROHDENBURG (1976) (siehe oben)
beschränkt sich nur auf die Endformen. Abhängigkeiten der Prozesse von Hangneigung,
Distanz zur Hangoberkante, etc. kongruieren.
Weitere
Überlegungen zeigen, daß die Flußerosion zwar das Hangprofil zu modifizieren
vermag, aber ein neuer Aspekt eine wichtige Rolle spielt : Die
Gesteinsresistenz der Hangoberkante.
Zurückverlegen
der Hangoberkante, wie oben bei der "Mischform" beschrieben,
beinhaltet ein Vergrößern des Einzugsgebietes des gesamten Hanges und eine
daraus resultierende Konvexizität im Oberhang. Findet jedoch an der
Hangoberkante wegen eines dort offen anstehenden harten Gesteins oder
grobkörnigen bis grobblöckigen Schuttes keine Abspülung statt, so bildet sich
ein gesamtkonkaver Hang (mit oder ohne Vorflutereintiefung). Hänge aus Mergel
und Tonen tendieren unter Einfluß einer Vorflutereintiefung zur flachkonvexen
Form, ohne Vorflutereintiefung zur "Mischform" (GOSSMANN 1981).
Auf
steileren Hängen dominiert eindeutig die Abspülung, bei fehlendem Feinmaterial
fehlt die Solifluktion ganz. Das Ergebnis sind flachkonvexe Oberhänge,
flachkonkave Unterhänge und ein sehr steiler Mittelhang (GOSSMANN 1970).
An den aus
festen Gesteinen gebildeten Hängen mit
senkrechter oder waagerechter Klüftung herrscht paralleler Rückgang vor. Es
entstehen mäßig geneigte Felsoberflächen durch das Fehlen des
Solifluktionsbereiches. Voraussetzungen
sind hartes Gestein und grobkörnige Verwitterungsprodukte ( DEMECK 1962,
GOSSMANN 1970, GOSSMANN 1981).
Die
Erosion dringt von unten zu energetisch vor, daß dort ein scharfer Konvexknick
ausgebildet sein kann.
Die
Gesamtform wäre konvex. Wenn an der Hangoberkante leicht verschwemmbares
Material vorliegt, unterliegen die Hänge einer Abtragung von oben (GOSSMANN
1981).
Abbildung
17 : Hangentwicklung bei verschieden resistenter
Hangoberkante
Reliefentwicklung bei verschieden resistenter
Hangober-
kante bei Spülmodellen :
- A
ohne Vorflutereintiefung
- B
mit Vorflutereineintiefung)
- A I mit verschieden starker
Gesteinsresistenz
- A II mit verschieden geringer Resistenz
GOSSMANN (1981)
Für hohe
Abhänge der tiefeingeschnittenen Täler mit einer Neigung von 20-30ø sind
stufenbildende Formen kennzeichnend. An den Hängen wechseln Abschnitte
geringerer Neigung mit verschieden hohen, senkrechten bis überkippten Wänden.
Die Felswände sind Austritte des Grundgesteins mit intensiver
Frostverwitterung, die Frostkliffe, die je nach Verwitterungsstärke große
Mengen Material für die Denudationsvorgänge
liefern. Dabei werden die Gesteine bis in große Tiefen aufgelockert
(Klufthöhlen bis 20 m unter der Erdoberfläche). Am Fuße bilden sich Blockmeere,
-felder und -halden (DEMECK 1962).
In
tieferen und größeren Tälern führt die Entwicklung zum dreiteiligen Hang. Wegen
der Hangsteilheit hat sich die Zone der Hangzerschneidung gewaltig ausgedehnt,
so daß eine scharfe Kante gegen die Altfläche ausgebildet wird. Es kommt zum
völligen Abreißen der Denudation und Erosion : Tief zerrunster Oberhang,
zerkerbter Mittelhang und flacher Unterhang (BÜDEL 1977).
Es sei
außerdem noch zu erwähnen, daß ein hohes Längsgefälle der Flüsse eine
Steilhangentwicklung und die daraus resultierende Abnahme der Deckenmächtigkeit
bewirkt. Mit ansteigendem Längsgefälle der Tiefenlinien wird die Eintiefung der
Flüsse aufgrund zunehmender Fließgeschwindigkeit intensiviert. Die angrenzenden
Unterhänge werden in solchen Zonen stark in Mitleidenschaft gezogen. Dieser
Effekt ist deutlich an Hangpartien erkennbar, die keine rezenten Wasserläufe
besitzen. Insgesamt stuft SIEGBURG die relative Formung als mittel ein
(SIEGBURG 1987).
Einen
besonders für Kaltzeiten charakteristischen Einfluß übt der Löß auf die
Hangformung und Ausbildung von Verwitterungsdecken aus.
Geht man
davon aus, daß der Löß im Quartär generell in allen Expositionen recht
gleichmäßig zur Ablagerung kam, so unterlag er jedoch an denjenigen Hängen, die
einen bestimmten Böschungswinkel überschritten, den verstärkt ablaufenden
denudativen Abtragungsprozessen (vorweg wahrscheinlich der Abspülung) und blieb
daher insbesondere in flacheren Bereichen erhalten. Somit kann der Löß
verstärkend, jedoch nicht auslösend, zur Flachhangentwicklung beitragen.
Da der Löß
aufgrund langzeitlich richtungsabhängiger Winde in manchen Expositionen
bevorzugt akkumuliert wurde und dabei die Anlagerung im unteren Hangbereich
überwog, kann die Hangverflachung primär auf Lößsedimentation zurückgehen.
Vollständig
im Löß ausgebildete Oberflächenformen (Dellen, Tälchen) waren gegen
Abspülungsprozesse besonders anfällig und für eine Flachhangausbildung
prädestiniert (SIEGBURG 1987).
3.2.3.1.2 Kleinformen
Die im
Quartär gebildeten Kleinformen und die Bedingungen, unter denen sie entstanden,
sind ausreichend bekannt. Da die Kleinformen zwar den Hang zu modifizieren
vermögen, sie durch ihr lokales Auftreten zum Thema jedoch nicht beitragen, werden
folgend nur ausgewählte Kleinformen kurz beschrieben.
Trichterförmig
verbreiterte Talböden und der anschließende
Schwemmfächer sind periglazial-fluviale Akkumulationen der letzten
Eiszeit. Die Abfolge Kerbtal unterhalb des Kerbensprungs, Muldental, Muldensohlental
am Unterhang von Nebenflüssen im N-W-Harz wurde von BLENK (1962) untersucht :
Mulden-
und Muldensohlental sind durch periglazialen Hangschutt eingemuldet. Es
bildeten sich im Mittelhangbereich Muldentäler. Die keinen Bach enthaltenen
Tälchen oberhalb des Kerbensprungs sind mit relativ mächtigen Wanderböden
zugerundet (Abbildung 18), die sich gegenwärtig ortsfest verhalten.
Abbildung
18 : Typisiertes Muldental in Mittelgebirgen
LUIS (1968) nach
BÜDEL (1944)
Die nach
unten erhöhte Seitenerosion führte zu
Unterschneidungen und steileren Partien, so daß sich dort eine
trichterförmige Öffnung bildete. Im Mündungsbereich der Nebenflüsse existieren
flache Schwemmfächer.
Alte,
hochgelegene Talterrassen haben ihre Schotterbedeckung durch Verwitterung und
Denudation verloren, so daß sie nur noch rudimentär vorhanden sind (BLENK 1962,
LUIS 1968, MÜCKE 1966 zit. in SCHROEDER & FIEDLER 1977, ZENSES 1989).
3.2.4 Morphodynamische Prozesse im Holozän
Nach
Beendigung des Quartärs wirkte in den gemäßigten Breiten mäßig bis starke
physikalisch und chemische Verwitterung bei jahreszeitlich wechselnden
Wirkungsanteilen und Verkarstung mittleren Grades (WILHELMY 1974).
Als
morphodynamische Prozesse sind Schuttkriechen, Kriechen der Verwitterungsdecke,
Bergstürze, Rutschungen, Tiefenerosion in Bächen, Auswaschung, Transport und
Sedimentation zu nennen. Eine rezente Wanderung von Schuttdecken ist nicht
anzunehmen. Waldbestände weisen zwar Hangabwärtsverbiegungen des obersten Wurzelstücks
bzw. des Stammansatzen auf, was jedoch aus Bodenbewegungen der obersten, einige
cm tiefen Bodenschicht hervorgeht. Rezente Vorgänge beschränken sich mehr auf
Feinmaterialverspülungen (BLENK 1962, LUIS 1968, WILHELMY 1981, BREMER 1989).
Hänge und Täler
sind Hauptschauplätze der holozänen Abtragung und Reliefbildung. Die heutigen
Flüsse, die sich zur Zeit in einer Einschneidungsphase befinden, folgen noch
den zwischen einzelnen Teilschotterkegeln entstandenen Tiefenlinien der
quartären Sohlen. Die rasche Erosion ist nicht nur in schmalen, steilen Kerben,
sondern überall auf den breiten Schottersohlen erfolgt (BLENK 1962, DEMECK
1962, BÜDEL 1977).
Angefangen
mit einer allgemeinen Stabilisierung des Reliefs, folgten im Holozän mehrere
Phasen der Flußbettbildung, die relativ kleine Auenstufen bedingten :
- Einengung des Flußbettes, Vertiefung der
Kerbe
- Besiedlung durch Auenwälder
- Einengung des Flußbettes
- periodische/saisonale Überflutung des
Flußbettes
- Eintiefung, Hochflutlehmbildung
- Flußbettverengung und Stabilisierung der Talboden-
bereiche
- unregelmäßige Wasserführung,Verzweigungen
als breit-
bettiger Flachwasserfluß
Infolge
der Hangstabilität führten die Flüsse im älteren und mittleren Holozän wenig
Schweb. Die Denudation in den Waldgebieten kann als gering eingeschätzt werden.
Die durch sehr langsame Akkumulation gebildeten Auenlehmdecken sind sehr dünn
und tonreich (ROHDENBURG 1971). Andererseits liegt lokal eine aus den
Kaltzeiten vererbte Hanginstabilität vor, die Einzelereignisse wie größere
Rutschungen hervorrufen kann.
Die
Abspülung am Hang arbeitet in kleinsten Rinnen an oder unter der Oberfläche in
kleinen Schritten, wobei das Material durch Splash, sofern keine deckende
Blattstreu oder Bodenbedeckung vorliegt, oder Bioturbation gelockert wird.
Oberflächenabfluß, Röhrenfluß und Bodenkriechen schränken detaillierte Aussagen
ein (BREMER 1989). Ortsböden und Vegetation hemmen den raschen Hangabtrag und
die Schuttüberlastung der Flüsse.
Bodenkriechen
tritt bei mittel geneigten Hängen mit Neigungen kleiner als 15ø auf. Als
äußeres Zeichen dient der Hakenwuchs von Bäumen. Dabei findet die Bewegung so
langsam statt, daß die Vegetationsdecke nicht eingerissen wird.
Hangrutschungen
kommen erst auf Hängen größer 15ø Neigung vor. An der Fläche und Mengen
gemessen handelt es sich um einen untergeordneten Prozess.
Die
Flächenabspülung wirkt bei Neigungen unter 4ø. Der größte Abtrag existiert im
konvex gewölbten und im niederen, geraden Hangteil. Im unteren konkaven ist die
Abtragung am geringsten und wechselt mit Akkumulation. Der unterste Teil stellt
die Zone der Akkumulation dar. Insgesamt bleiben Talhänge und Böden
Vorzeitformen (BLENK 1962, DEMECK 1962, BÜDEL 1977, HARTMANN 1990).
3.2.4.1 Formen im Holozän
Im
gegenwärtigen Klima ist die Intensität der Hangentwicklung im Vergleich zum
warm-feuchten und periglazialen Klima grundsätzlich kleiner (DEMECK 1962).
Die
Mittelgebirgstäler besitzen breite, steilflankige Kastentäler, die mehrere 100
m tief in die Altflächen eingesenkt sind. Unter der dünnen holozänen Auenlehm-
und Auensanddecke dieser Sohlen, oftmals gestuft, liegen mehrere Meter dicke
Lagen von gröberem Sand und Schotter, die nicht weiterbewegt werden. Die
Talböden werden nur bei extremen Hochwässern vollständig überflutet (BÜDEL
1977).
Linienhafte
Zerschneidungen der Schuttdecken finden sich an Talhängen. Bei Neigungen bis
12ø ist Abtragung gering, unter 27ø findet keine Zerstörung der
Kaltzeit-Verwitterungsdecke statt (SOHLBACH 1971, BÜDEL 1977). Nach LUIS (1968) sind auf Hängen mit
Neigungen von 20 und mehr Grad keine Wanderschuttdecken mehr vorhanden.
Die
Bodenerosion auf vegetationsfreien Flächen vollzieht sich entlang Rillen in
Abhängigkeit von der Neigung (DEMECK 1962) und hinterlässt Akkumulationen am
Hangfuß oder/und erhöht den Anteil des Schwebs in Flüssen :
4 - 6ø : schwache
Erosionswirkung
6 - 18ø : starke Erosionswirkung
> 18ø : Bildung tiefer Rillen
3.2.4.2 Anthropogene Beeinflussung der
Formen im Holozän
Eine
Periode punktweiser vermehrter Mobilität wurde durch die menschliche Waldrodung
seit dem Neolithikum ausgelöst. Dabei
handelt es sich um anthropogen verstärkte Abtragungs- und Formungsvorgänge, da
die Anlage der großen Formen schon weiter zurückreicht (HÖLLERMANN 1962).
MORTENSEN
(1954/55) hat dafür den Begriff der "quasinatürlichen
Oberflächenformung" geprägt. Die Prozesse laufen unter rein natürlichen
Bedingungen, jedoch sind sie durch anthropogene Eingriffe verstärkt.
Kolluvium,
das erodierte Bodenmaterial, transportiert und akkumuliert durch Abfluß bildete
sich hauptsächlich in Perioden intensiver Landnutzung (Steinzeit, Bronzezeit).
Sedimentuntersuchungen in Seen ergaben keine wesentlichen Akkumulationen von
Kolluvien im Zeitraum vom 3. bis 7. Jh.n.Chr.. Starke Rodungen wurden zwischen
dem 7. und 14. Jh. vorgenommen. Die Erosion stieg in diesem Zeitraum annähernd
linear. Sehr hohe Erosionsbeträge erfolgten im 14. und 18. Jh. mit Ausnahme der
sehr flachen Gebiete (Norddeutschland). BORK (1989) führt dies hauptsächlich
auf sehr intensive Niederschläge und Anbauwechsel der Landwirtschaft zurück.
Bei hohen
Niederschlägen bilden sich an den nackten oder nur schütter bewachsenen Hängen
und aufrund des geringen Unterwuchses in aufgeforsteten Kiefernbeständen Gräben
und Schluchten. Es kommt zur Abspülung, Zusammenschwemmung von Material und zu
Feinmaterialrutschungen. Die Böden wurden entweder gekappt, ganz abgetragen
oder in Unterhangbereichen durch holozäne Sedimente fossiliert (Kolluvium,
Hanglehm). Lockermaterial und hohe Durchfeuchtung begünstigen
Abtragungsvorgänge.
Obwohl die
Umlagerungsbeträge im allgemeinen nur in der Größenordnung mehrerer Dezimeter
bis wenige Meter liegen, und die Großform nicht wesentlich geändert wurde, sind
oft auffällige Kleinformen, wie Abrissnischen, Waldrandstufen und Schmalrunsen
entstanden (HÖLLERMANN 1962, ROHDENBURG 1971, BORK 1989).
BRUNNACKER
(1958) konnte zeigen, daß neben alten Wäldern in Unterfranken, unter denen das
volle Bodenprofil erhalten blieb, auf mäßig geneigten Flächen im
Altsiedelgebiet bereits ein Drittel des Profils abgetragen wurde, so daß am
Waldrand eine Stufe von einem halben Meter Höhe entstand. ZENSES (1989) fand in
der Eifel Lehmdecken, die sich vom unteren Mittelhang bis zum Hangfuß
erstrecken, vermutlich durch Massenbewegung nach Rodungen. Verstärkte
Schwemmfächertätigkeit am Föhrenbach (Mittlerer Schwarzwald) datierte HARTMANN
(1990) in die Zeit von 1405 bis 1620, aus der Akkumulationen in Seitentalnähe
von bis zu 60 cm resultieren.
Viele
weitere Beispiele für anthropogene Beeinflussung der Hangmorphologie in der
Literatur bezeugen den Einfluß der Rodungen auf Verflachungen am Unterhang.
Zusammenfassend wird von allen Autoren dieser Prozeß der Hangformung relativ
zur Gesamtformung für gering gehalten.
3.3 Exposition
SOHLBACH
(1971) unterscheidet grundlegend die von zwei Hängen gebildete Asymmetrie und
die Reliefasymmetrie, wobei letztere bei komplexen Untersuchungsgebieten
vorliegt. Eine konkrete Aussage über eventuelle Asymmetrien ist bei einer
zunehmenden Größe des Untersuchungsgebietes nicht mehr möglich, so daß bei
zunehmenden Tallängen mit mehreren Asymmetrien gerechnet werden muß.
Desweiteren
kann man einerseits zwischen einer einphasigen und mehrphasigen, andererseits
zwischen langphasigen (Frühwürm) und kurzphasigen (Spätwürm) Asymmetriegenese
differenzieren. Stockwerkartiger Asymmetrieaufbau im Tal deutet auf
Mehrphasigkeit (KARRASCH 1970).
Expositionsbedingte
Verwitterungsunterschiede führen nach POSER (1948) und POSER & MÜLLER
(1951) zur primären Hangasymmetrie in N-O-Richtung (Steilhang). Dies betrifft
die oberen Talabschnitte und resultiert aus strahlungsbedingten Intensitätsunterschieden der Denudation, da
die südwest-exponierten Hänge früher und tiefgründiger auftauen, so daß die
periglaziale Abtragung differenzierte Leistungen besitzt. Expositionsgegensätze
sind an eine Minimalböschung von 2-3ø gebunden. Das Resultat sind geglättete
südwestausgelegte Hänge (KARRASCH 1970, ZENSES 1989).
Die
sekundäre Asymmetrie ist eine Folge aus lateral einseitigen, fluvialen
Unterschneidungen der aufgetauten Hangseite, die eine Versteilung erfährt. Dazu
zählen auch Stromstrichverlagerungen durch Einmünden größerer Nebentäler.
Unterschneidungen führen zur Diskontinuität des Solifluktionsschuttes beim
Übergang von den flacheren oberen zu den steileren unteren Hangpartien
(KARRASCH 1970).
Abweichungen
können durch größere Schneeakkumulationen auf strahlungsbegünstigter Talseite
entstehen, wodurch die Hänge nicht mehr mit einem Sonnenhang identisch sind und
es zu einer umgekehrten Asymmetriebildung kommt. Der Schnee kann je nach Art
der Schmelze als solifluktionshemmend oder solifluktionsfördernd
charakterisiert werden. Er kann in situ abtauen, der Boden wird durchtränkt und
die Solifluktion besitzt eine höhere Intensität oder der Schnee wird auf
Flächen mit stärkerer Neigung unterhöhlt, kann abgleiten und entblößt das
Anstehende nach Rutschprozessen. Die Art der Vorgänge wird durch die
Hangböschung bestimmt. Gesamt gesehen kann eine primäre Abhängigkeit des
Schnees mit Asymmetrien ausgeschlossen werden.
Mit
zunehmender Höhe tritt die in den unteren Gebirgslagen vorherrschende
SW-Asymmetrie zugunsten einer NO-Aysmmetrie zurück. Asymmetriewechsel mit der
Höhe sind allgemein Kennzeichen der höheren Mittelgebirge Mitteleuropas. Es
treten auch Verschiebungen der Asymmetrien innerhalb ein und desselben Gebirges
durch verschiedene Talrichtungen auf.
Es muß
weiter mit einer durch Lagerungsgefälle der geologischen Schichten und mit
einer durch fazielle Änderungen verursachten Reliefasymmetrie gerechnet werden.
Je dünnbankiger und tonreicher das Gestein,
desto stärker sind Asymmetrien ausgeprägt. Stärker eingetiefte Täler
bewirken gleiches (KARRASCH 1970).
Rezente
Asymmetrieentwicklungen in den gemäßigten Breiten sind nur auf kulturelle
Maßnahmen zurückzuführen. Expositionelle Unterschiede können auf
vegetationslosen Hangpartien gesteigert werden. Das Resultat wäre eine
NO-Asymmetrie (KARRASCH 1970, SOHLBACH 1971). Eine gegenwärtige natürliche
Ausbildung von N-Asymmetrien ist mit Ausnahmen auf die Frostschuttzone und auf
einen Teil der Tundrenzone beschränkt (KARRASCH 1970).
Wie
Überlegungen von POSER & MÜLLER (1951) zur Asymmetrie, vor allem aber auch
die Untersuchungsergebnisse von KARRASCH (1970) zeigen, erweisen sich sowohl
das Asymetriephänomen als auch die Prozesse, die zur Ausbildung
expositionsbedingter Neigungsungleichheit führen, als außerordentlich komplex.
So erschweren die Varianzen klimatischer Faktoren und die vielen morphodynamischen
Wirkungsgefüge die Erklärung der Talasymmetrien (SOHLBACH 1971).
Zahlreiche
morphologische Arbeiten beinhalten u.a. das Asymmetriephänomen, wovon einige
ausgewählte vorgestellt werden :
SOHLBACH
(1971) fand im Solling und im Westerwald südwest-exponierte Steilhänge, die
durch Prozesse der Sekundärasymmetrie gebildet wurden. Die Steilstellen über
den Talböden im NW-Harz sind ebenfalls den besonderen Verhältnissen während der
Periglazialzeiten zu verdanken, dem relativ starkem Auftauen auf den
sonnseitigen Hängen und dem dadurch stärkeren Unterschneiden der SW/SO
exponierten Hänge (BLENK 1962).
Die
Asymmetrien im Schwarzwald begründet FREZER (1953) erstens mit schnellerem Abtauen der SW-Hänge und den darauf
folgenden Solifluktionsprozessen, zweitens mit Hangversteilungen durch
Seitenerosion der Bäche mit anschließender Austrocknung der Hänge, während die
NO-exponierten Hänge langsam tauen und sich verflachen und drittens begründet
er die Asymmetrien mit Unterschneidungen am NO-Hang neben Verflachung der
SW-Hänge. Es finden sich also mehrere Asymmetrien nebeneinander.
BÜDEL
(1944) beschreibt Asymmetrien in S- bis W- und N-/O- bis S-O-Richtung nur durch
äolische Prozesse. Durch die Wirkung des Windes entstanden einerseits
konkav-konvexe Hangprofile der Deflationstäler und andererseits Hänge der
Lößanwehungen und -verwehungen. Lößakkumulationen verstärkten oder
konservierten die Asymmetrien (DEMECK 1962, KARRASCH 1970).
Nach
Untersuchungen von SIEGBURG (1987) im Siebengebirge heben sich alle SO-SW-Hänge
sehr stark von anderen Hängen durch ihre Gleichartigkeit hervor :
- höhere Neigungsklassen
- höhere Neigungswerte
- hohes arithmetisches Mittel
- niedrige Standardabweichung
und Variationskoeffizienten
Die
relative Steilheit der erwähnten Hänge wird neben expositionsklimatischen
(Lateralerosion) auch von gesteins-abhängigen Faktoren gesteuert (Grauwacke und
Basalte am Unterhang).
Es läss
sich festhalten, daß Asymmetrien primär aus der verschiedenen Dauer und
Intensität der Auftauvorgänge hervorgehen. Maßgeblich sind unterschiedliche
Auftaugeschwindigkeiten und Mächtigkeiten der Bodenauftauhorizonte.
Solifluktion wird zum beherrschenden asymmetriebildenden Agens. Darüber hinaus
ist sekundär der einseitigen Schneeansammlung und -erhaltung (nivalfluvial)
durch lokale, streng richtungsbetonte Winde eine besondere Bedeutung
beizumessen (KARRASCH 1970).
Ob die aus
den quartären Kaltzeiten ererbten Phänomene wie die Asymmetrie nur wenig oder
gar nicht verändert wurden, ist im Untersuchungsgebiet zu überprüfen.
3.4 Geologie
3.4.1 Einführung
Die
Betrachtung der Gesteinseigenschaften ist für die Abschätzung der
Deckenmächtigkeiten unentbehrlich und soll sich auf die Gesteinsarten beziehend
in den formbildenden Faktorenkomplex eingefügt werden.
Kein
Reliefelement kann substratunabhängig sein. Formen und Neigungen von Hängen
weisen neben Prozeßabhängigkeit auch Substratabhängigkeit auf (ROHDENBURG
1971). Die Merkmalsbildung von Verwitterungsdecken wurde zwar generell auch vom
Klima und Relief gesteuert, doch wirken Gesteinseigenschaften, insbesondere die
Gesteinsresistenz, über die hydrologischen Bedingungen in starkem Maße
modifizierend (FELIX-HENNINGSEN 1990). Der Einfluß des geologischen
Untergrundes und des Reliefs ist für die örtliche Differenzierung der
Periglazialerscheinungen ausschlaggebend, für die regionale sind es dagegen
paläoklimatologische Unterschiede (SCHILLING & WIEFEL 1962).
Die
Gesteinshärte gilt als Maß für die Resistenz gegen die Verwitterung. Die
Resistenz ist der wichtigste gesteinsabhängige Parameter für die Hangformung
und Deckenbildung, die durch folgende Faktoren gesteuert werden (BREMER 1989):
- Zerrüttung (Schichtung, Spaltung, Klüfte)
und die da-
mit verbundene Größe der Angriffs- und Abtragungs-
fläche
- Mineralbestand und Gesteinsgefüge
- Morphologische Lage des Gesteins
- Ausmaß der Durchfeuchtungsdauer
- Geschwindigkeit des Grund-, Poren- und
Bodenwassers
- Exposition
- Gesteinshärte und Formung
Die
Resistenz ändert sich mit dem Wechsel der Klimate. Granit ist z.B. anfällig
gegen chemische, resistent gegen physikalische Verwitterung, Hornfels dagegen
resistent gegen chemische und empfindlich gegen Frostverwitterung. Umkehrungen
von Widerstandsfähigkeiten im Tertiär/Quartär sind demnach möglich (MORTENSEN
1948, HÖVERMANN 1953, MORTENSEN 1962). Nun sind die zu betrachtenden
Hangformen, wie bereits betont wurde, im wesentlichen das Resultat
periglazialer Morphodynamik. Somit ist die Resistenz gegen Frost und
Frostwechsel u.a. eine einheitliche Grundlage für die Bewertung der
auftretenden Festgesteine. Zu bedenken ist dabei, daß sich der kaltzeitliche
Abtrag anfangs in dem im Tertiär verwitterten Material vollzog, das in
unterschiedlicher Mächtigkeit regional vorlag.
Die
Bedeckung des Anstehenden mit Verwitterungsdecken unterdrückt
Resistenzunterschiede der Gesteine. Nur bei sehr großen Unterschieden können
z.B. Kleinstufen ausgebildet sein, wie z.B. eine eingeschaltete Schicht mit
größerer Verwitterungsresistenz, die einen Abtrag vermindert und eine
Abtragshemmung hangaufwärts gelegener Strecken bewirkt, also Stau, wodurch
Konkavitäten entstehen (ROHDENBURG et al. 1967, ROHDENBURG 1971).
Neben der
Gesteinsresistenz spielt die durch Verwitterung gebildete Korngröße für die
Hangformung eine große Rolle. Der auf dem Gestein liegende Detritus ist für die
Hangformung wichtiger als das Gestein selbst (MORTENSEN 1962).
Im
Anschluß an die tektonisch/klimatisch bedingte Intensivierung der Tiefenerosion
und die damit verbundene Ausräumung der tertiären Decken konnte die Wirkung der
Resistenz der Gesteine zutage treten.
Liefert
die Verwitterung Fein- und Grobmaterial, dann erfolgt eine Selektion beim
Transport, die Feinmaterialausspülung. Der grobe Anteil nimmt an der Oberfläche
zu und vermindert den Hangabtrag zugunsten einer Hangversteilung. Im Extremfall
führt dies zur Bildung von Grobmaterialpflastern, die bei Hangneigungen unter
35ø unterspült werden, über 35ø hangabwärts gleiten und scharfe Oberhangkrümmungen
verursachen.
Je größer
die transportierten Körner, desto steiler also der Hang und kürzer die
Oberhangkrümmung oberhalb steiler Mittelhänge. Die Abtragungsgeschwindigkeit
wächst hangabwärts. Abspülung und Solifluktion erfahren bei sehr geringen Feinkornanteilen
eine Einschränkung, die nach SIEGBURG (1987) keine prozeßpezifische Versteilung
verursacht. Sehr hohe Anteile an feinen Körnern begünstigen hauptsächlich
klimatisch/tektonisch bedingt die Flachhangentwicklung.
Beim
hangabwärtigen Transport werden die Korngrößen durch Verwitterung und Abrieb
weiter verringert, wodurch die aufzubringende Transportarbeit geringer wird.
Die abwärts zunehmende Substrataufbereitung wirkt wie eine Erhöhung des
Entfernungsexponenten, es kommt zu einer Verflachung des Hanges (ROHDENBURG et
al. 1967, ROHDENBURG 1971, SIEGBURG 1987).
Auch der
Faktor Geologie wurde bei Computer-Simulationen von Hangprofilen beachtet. In
Kapitel 3.2.3.1.1 wurde schon auf die Gesteinsresistenz der Hangoberkante
hingewiesen. AHNERT (1971) ließ
unterschiedliche geologische Bedingungen in seine Modelle einfließen.
Abbildung 19 ist ein Beispiel für eine Hangprofilentwicklung unter
Tiefenerosion des Vorfluters bei chemischer Verwitterung und plastischem Fließen
auf dem Hang, gestört durch zwei verschieden resistente Schichten (Schraffur)
im homogenen Gestein (nicht schraffiert).
Abbildung
19 : Hangentwicklung bei verschieden
starker Gesteinsresistenz
AHNERT (1971)
Die Härte
bzw. Verwitterungsresistenz des geologischen Untergrundes und das gelieferte
Verwitterungsmaterial gilt bei der vorliegenden Fragestellung als die
wesentlichen zu untersuchenden
Merkmale. Da sich einige im Untersuchungsgebiet vorkommende Gesteine
hinsichtlich Verwitterung und Resistenz ähnlich verhalten, ist bei weiterer
Behandlung eine Grobgliederung sinnvoll. Die Gesteine werden in zwei das
Bodensubstrat betreffende Gruppen gegliedert :
- Gesteine, die feinerdereiches Substrat
bilden
- Gesteine, die feinerdearmes Substrat
bilden
Die
Dominanz physikalischer Verwitterung unter periglazialem Klima ist Grundlage
dieser Grobgliederung. Gliederungen innerhalb dieser Gruppen ergeben sich aus
weiteren Eigenschaften.
Das
Zusammenstellen von Charakteristika gibt nur einen groben Überblick, der in der
Hanganalyse jedoch einige Aussagen zulässt. Eine sehr gute Darlegung solcher
Aussagen ist in YOUNG (1961). Er verglich Gebiete Großbritanniens, deren
Antehendes großräumig von verschieden resistenten Gesteinen gebildet wird.
Durch statistische Hangneigungsanalysen konnte er Häufigkeiten der Neigungen
jedes Gebietes feststellen und vergleichen. Auch SIEGBURG (1987) konnte mittels
statistischer Analysen kleinräumig Hangformabhängigkeiten vom Gestein belegen.
3.4.2 Feinerdereiche Gesteine
Den
größten Anteil an Feinerde im Verwitterungssubstrat besitzen Tonschiefer und
Schiefertone, wovon Schiefertone die mäßig festen, die feinschiefrigen und
feinplattigen Tonschiefer die festen unter den Tongesteinen darstellen. Hohe
Verwitterungsanfälligkeit und starke Neigung zur Gleitflächenbildung
charakterisieren sie. Bezüglich ihrer physikalischen Eigenschaften zeigen sich
Tongesteine außerordentlich variabel, wobei die Dichteunterschiede vom
mineralischen Aufbau und von der stark abweichenden Porosität abhängig sind.
Ähnlich verhält es sich mit der Druckfestigkeit, Plastizität und
Quellfähigkeit, die vom Tonmineralgehalt abhängen.
Im
unverwitterten Zustand zeigen Schiefer Eigenschaften, die den Felsgesteinen
nachkommen. Erst Verwitterungsprozesse zerlegen das Gestein über mehrere
Entfestigungsstadien zu einem plastischen Verwitterungsendprodukt. Man kann
diese Gesteine als veränderlichfest charakterisieren.
Tongesteine
besitzen kleine Porenradien, die bei Trocknung hohe Kapillar- und
Saugspannungen entstehen lassen. Durch die Adhäsion des Wassers an die Körner
werden Kräfte unmittelbar auf die Körner übertragen, was zu einer Belastung des
Korngerüstes führt. Schrumpf- und Quellvorgänge führen zu einer mechanischen
Überbelastung des Gefüges, da die hohen Saugspannungen bei einer
Wiederbefeuchtung die Porenluft verdichtet und das Gefüge sprengt. Nach einer
Volumenzunahme kommt es zum Auseinanderfallen des Gesteins. Ein Wechsel
zwischen Trocknung und Wiederbefeuchtung stellt für diese Gesteine die stärkste
Materialbeanspruchung dar.
Die
mechanische Beanspruchung ist bei Frost-Tauwechsel gegenüber Trocknungs- und
Wiederbefeuchtungsvorgängen deutlich geringer, es tritt dennoch geringerer
Bröckchenzerfall ein. Die Präsenz eines Sandgerüstes verbessert die Resistenz
(JUBELT & SCHREITER 1974, SCHROEDER & FIEDLER 1977, RUCH 1986).
Die
Verwitterung von Tonschiefer gliedert RUCH (1986) in sechs Phasen :
- frisches Ausgangsgestein mit weitständiger
tektonischer
Klüftung
- feste Kluftkörper aus Ton- Schluffstein
durch Aufreißen
von Schichtflächen
- Gestein durch schichtparallele Trennflächen zerlegt in
Körper von Grobkiesgröße, randliche
Plastizierungen
- dünnblättrige und bröckchenförmige Auflockerung, hang-
parallele Ablöseflächen, Schichtung gelegentlich durch
Kryoturbation gestört, vertikale Schichtung
verwischt
- blättrige
und bröckchenförmige
plastizierte Verwitte-
rungsreste noch erkennbar, nicht homogen
- homogen, im feuchten Zustand plastisches
tonig-lehmiges
Material,bei Austrocknung
Polyederbildung,örtliche Auf-
arbeitung und umlagerung mit quartären
Deckschichten
Tongesteine
besitzen je Varietät und tektonischer Beanspruchung unterschiedliche
Verwitterbarkeiten und Verwitterungsprodukte (siehe oben). Während der
Schieferton anfangs in ein grusiges Material zerfällt, bis er einen
schluffig-tonigen Lehm bis lehmigen Schluff bildet, zerfällt der Tonschiefer in
ein plattrig-blättrig-scherbiges Skelett, das zum grusigen Lehm bis lehmigen
Grus weiterverwittert. Der Feinzerfall von Grauwackentonschiefer enthält noch
eine hohe Sandkomponente (steinig-sandiger Lehm) (SCHROEDER & FIEDLER
1977). Zusammenfassend gelten Tongesteine als fein- bis grobmaterialbildend
(JUBELT & SCHREITER 1974).
In allen
tonreichen Substraten, die aufgrund ihrer tonmineralogischen Zusammensetzung
ein sehr großes Wasseraufnahmevermögen besitzen, treten äußerst flachgründige
Massenbewegungen auf, wenn bei und nach stärkeren Niederschlägen die obersten
Zentimeter stark durchfeuchtet sind. Der hohe Tongehalt bedingt eine geringe
Permeabilität, wodurch ein rasches Wassereindringen gehemmt wird und demzufolge
oberflächennahe Bereiche außerordentlich hohe Wassergehalte besitzen können
(ROHDENBURG 1971).
Im Quartär
wurde Schieferschutt mehr durch Abspülung transportiert als Sandsteinschutt,
dessen Verlagerungsprozeß hauptsächlich Solifluktion war (BLENK 1962, ZENSES
1989). Auf Schiefer oder Mergel kann das anstehende Gestein durch die Dominanz
der Abspülung freigelegt sein.
Der zwar
als druckfest geltende fein-mittelkörnige Diabas unterliegt verhältnismäßig
leicht dem Zerfall und liefert ebenso wie der weiche Grünschiefer vornehmlich
Feinmaterial.
3.4.3 Feinerdearme Gesteine
Quarzite
zeichnen sich durch große Dichte und Härte aus. Sie verwittern lediglich unter
Block- bis Steinschuttbildung mit sehr geringen Schluffanteilen und dies umso
schneller, je grobkörniger das Gefüge ist. Sehr häufig zerfallen sie in grusige
Massen.
Quarzite,
die bei Frostverwitterung kein Feinmaterial liefern (Quarzite sind u.a. auch
feinkörnig), bilden Frostpflaster oder Blockdecken. Betroffen sind vor allem
Massengesteine mit feinen bis mittelgroßen Körnern.
Eine
starke chemische Verwitterung bewirkt unter Vegetation in Oberflächennähe
Vergrusung und Verlehmung, auch wenn Quarzite und Gangquarze chemisch relativ
schwer angreifbar sind. In der Tiefe dringt Wasser den Klüften folgend ein und
die chemische Zersetzung wird von allen Seiten her in Angriff genommen. Es
bilden sich der Reihe nach Quader, Ellipsoide, Würfel und letzendlich Kugeln.
Aus schwimmenden Blöcken entsteht nach Gelblehmbildung Rotlehm, der gegenwärtig
ein Relikt altpliozäner Verwitterung aus tropisch wechselfeuchtem Klima
darstellt (STINI 1922, HARASSOWITZ 1930,
BOCHT 1940,WILHELMY 1981). Voraussetzung ist beim Quarzit die Zersetzung und
Lockerung der Minerale und Grus- und Kaolinitbildung. Diese Entwicklung ähnelt
der des Granits, die KUBINIOK (1988) in vier Entwicklungsstadien gruppierte
(chemisch-physikalisch) :
- Stadium 1 :
Beginn der
Verwitterung, Haarrißbildung in unverwittertem Gestein, rein mechanische Risse
(90ø) durch Lockerung, Druckabnahme, tiefgründige Verwitterung in
Tiefengesteinen entlang Zirkulationsbahnen des Wassers, tektonische Klüfte bis
300 m Tiefe, Verwitterungsklüfte bis 50 m tief.
- Stadium 2 :
Schrumpfung
und Ausdehnung der Risse, Auflösung der Feldspäte zu Tonmineralen, Bildung
neuer Lösungsrisse, Alkalien werden gegen H+ eingetauscht.
- Stadium 3 :
Bleichung
Biotit, Umwandlung zu Tonmineralen, Kaolinit aus Feldspäten gebildet,
Dreischichttonminerale sind dominant.
- Stadium 4 :
Eisen aus
Biotit als Goethit/Hämatit oxidiert, Eisen und Quarz wird angelöst, nur noch
Kaolinitbildung.
Im
wechselfeuchten Klima sind die Grundblöcke in Verwitterungsdecken bis 4ø
Neigung ortsfest gebunden. Die Loslösung der Blöcke und deren Transport sind
periglazial. Starke mechanische Verwitterung von außen führt zu eckigen,
scharfkantigen Blöcken, die periglazial umgestaltet wurden. Eine Frostsprengung
ist nach eventueller Freilegung möglich (BOCHT 1940, HÖVERMANN 1953, DEMECK
1962, WILHELMY 1981).
Ohne
Freilegung, auf Hochflächen, kann sich unter tertiären Bodendecken eine bis zu
200 m mächtige Dekompositionssphäre erstrecken (BÜDEL 1977). Die unter
periglazialem Klima gebildete Matrix ist tonarm, eher sandiggrusig.
Die
Verwitterungsresistenz bzw. Abtragungsresistenz der Grauwacke ist als
Relieffaktor von hervorragender Bedeutung (SIEGBURG 1987). Die Körnigkeit von
Grauwacken wechselt sehr stark von fein- bis grobkörnig, da sie neben Quarzkörnern,
Feldspäte und Muskovit auch Gesteinsbruchstücke enthalten. Das Resultat einer
Verwitterung ist ein sandig-lehmiger, grusiger Steinboden, der auch als
sandiger Lehm ausgebildet sein kann.
Der
verwitterungsresistente Kieselschiefer liefert aufgrund seiner seiner hohen
Dichte und der daraus resultierenden großen Härte grobes Verwitterungsmaterial
(JUBELT, SCHREITER 1974).
4 Untersuchungen von Verwitterungsdecken
-
Literaturbeispiele
In allen
Europäischen Mittelgebirgen sind die Hänge und Kammlinienbereiche von
Solifluktionsdecken überzogen. Die Talhangformung ist stets solifluidal in
periglazialer Zeit entstanden oder stellt eine tertiäre Vorform dar (BLENK
1962). Demnach wäre zu prüfen, ob Untersuchungen von Verwitterungsdecken in
Europäischen Mittelgebirgen oder innerhalb des Harzes vergleichbare Ergebnisse
aufweisen.
Die
folgend beschriebenen, ausgewählten Arbeiten dienen zur Einschätzung der
Verhältnisse auf dem Hang, da die Hanggenese in den Mittelgebirgen, wie schon
verdeutlicht, ähnlich verlief.
4.1 Verwitterungsdecken in
europäischen Mittelgebirgen
Auf allen
Hängen bis zu 27ø Neigung sind im Basisteil der dünnen holozänen Bodendecken
noch Reste kaltzeitlicher Frostschuttdecken nachweisbar und heute völlig unbewegt
(BÜDEL 1977). Die Schuttdecken zeigen mit zunehmendem Alter Modifikationen in
Transport- und Akkumulationsvorgängen auf, lassen sich jedoch untergliedern,
z.B. in anthropogen bedingte Lehmdecken, Solifluktions- und Abspülungsdecken,
obere Schuttdecke durch Solifluktion und Basisschutt (ZENSES 1989).
Eine
vollständige Akkumulationsdecke besteht aus allochtonem Feinmaterial an der
Oberfläche, transportiertem feinerem Grobmaterial, festgelegter Bodenfracht und
unten abschließend aus nicht transportiertem Residualmaterial (ROHDENBURG
1971).
Ein
typisiertes Beispiel eines 20ø geneigten Hanges aus Keuper-Mergel (BÜDEL 1977)
stellt die Stratigraphie von Periglazialdecken dar :
- 1 m
holozäner Boden mit A- und B-Horizont
- 1 m
turbulenter Oberteil der Solifluktionsdecke
mit Fremdgeschieben von oberen Hangteilen
- 0,5 m
bewegter unterer Teil der Solifluktions-
decke in dünnen Lagen, mit schwimmenden
Grund-
blöcken
- 0,2 m
dünne tonige Basislage, reich an mittel-
groben , hangparallel eingeregelten Geschieben
aus dem Untergrund
- 0,5 m
Zone episodischer Solifluktion, schwach
gestörte Lagen des angewitterten Anstehenden,
postquartär
ZENSES
(1989) gliederte Schuttdecken in S-, Zentral-Wales und in der N-Eifel, wo an
Flachhängen (5ø) Schuttmächtigkeiten von ca. 1,2 m gefunden wurden. Am
Steilhang dagegen sind die Mächtigkeiten um die Hälfte niedriger, mit einer
Schuttdecke am Oberhang auf unzerrüttetem Gestein und Basisschutt nur ab
Mittelhang hangabwärts.
Auf den
alten Flächen findet sich noch in situ liegender Schutt mit geringer
Zerrüttungstiefe bei Hangneigungen kleiner als 3ø. Bei Hangneigungen von 3 bis
25ø erfolgte denudative Abtragung mit tiefer Zerrüttungstiefe, die bei
Neigungen über 25ø extrem verlief. Abbildung 21 zeigt bei den Hängen von
Zentral-Wales und der Nord-Eifel eine stetige Zunahme der mittleren Mächtigkeit
der oberen Schuttdecke bis zur Unterkante des Oberhanges, dann folgend eine
Abnahme bis zur Neigung von ca. 15ø, wo wieder ein Anstieg zum Unterhang
erfolgt.
Der untere
Anstieg der Mächtigkeit korreliert sehr stark mit dem Auftreten von zungen- und
girlandenartigen Formen, die auf mittlerer Höhe des Mittelhanges erscheinen und
hangabwärts an Häufigkeit und Länge zunehmen. Abweichend von dieser Anordnung
sind die Schuttloben am Übergang des okx zum oSH (Abbildung 20). Die Zungen
reichen nicht über diesen Hangabschnitt hinaus, so daß eingeschränkte
Schuttbewegung angenommen werden muß.
Abbildung
20 : Mächtigkeiten von
Verwitterungsdecken in
Süd-, Zentral-Wales und in der
Nord-Eifel
ZENSES (1989)
Abbildung
21 : Mächtigkeiten von
Verwitterungsdecken in
Süd-, Zentral-Wales und in der
Nord-Eifel
ZENSES (1989)
In der
N-Eifel wurden drei bis vier periglaziale Phasen (denudativ/äolisch) durch
Schuttstratifikation bestimmt. Abbildung 22 zeigt die von ZENSES gegliederten
Typen der oberen Schuttdecke.
Abbildung
22 : Stratifikation der Schuttdecken
ZENSES (1989)
Es zeigte
sich jedoch kein regelmäßiger stratigraphischer Aufbau wie bei den von BURGER
(1982) durchgeführten Bohrungen im Gebiet zwischen der Sayn und Wied. Die
Schichtneigungen im Akkumulationsbereich sind gleichsinnig mit der gesamten
Hangneigung. In 90% der Fälle führten rasch zunehmende Mächtigkeiten zweier
Decken am Unterhang zur Verschüttung, Abflachung und Fossilierung der unteren
Hangabschnitte.
Unterhangversteilungen
sind entweder tektonisch oder erosiv bedingt. Bei Vorhandensein eines
Steilhanges führten Wandabbrüche und Steinschlag zu einer Versteilung des
Oberhanges. Im Mittelhang erhielt sich der Basisschutt mit Hakenschlagen unter
einer gleichmächtigen oberen Schuttdecke. Hier führte eine geringere Abtragung
zu einer geringeren Überformung.
Am
Unterhang bildeten sich auf Verflachungen oft Kryoturbationshorizonte oder
Zufuhr-Solifluktionsdecken, bestehend aus 0,5 m Feinmaterial mit ortsfremdem
Geschiebe, darunter ein 0,2 m mächtiger Geschiebekomplex mit
Scherflächenbewegung und 0,5 m obere Zerrüttungsdecke des Anstehenden.
Schwarzwälder
Schuttdecken besitzen doppelt so große Mächtigkeiten auf Verflachungen (15ø)
als auf steileren Abschnitten und doppelt so hohe Gesteinskomponenten im
Skelettanteil. Die Blöcke befinden sich bei Neigungen über 15ø an der
Oberfläche, unter 15ø tief in der Decke. Blockfelder haben sich auf Flachhängen
zur Ruhe gesetzt, Blockströme in den Rinnen und Mulden und Blockhalden können
nur unter Felswänden gefunden werden (FREZER 1953).
Beispiele
aus dem Stuttgarter Raum zeigen Verwitterungsprofile unter alten
Verebnungshochflächen, die tiefgründiger entwickelt sind als in Hanglagen.
Basisschutt ist am Oberhang und oberen Mittelhang nicht vorhanden und wurde erst
unter dem oberem Mittelhang unter mächtigen Schuttdecken gefunden.
Unter
einer Quartärüberdeckung in Form von Fließerden, Hangschutt und Hanglehm (3 m
+/- 2,3 m unter GOK) nimmt im Idealfall der Verwitterungszustand von oben nach
unten graduell ab.
Die Verwitterungsprofile
verändern auf engem Raum in vertikaler oder horizontaler Richtung ihre
Ausbildung. Die Ursachen können auf unterschiedliche Exposition, Hanglage,
Grundwasserstände, tektonische, sedimentologische oder auf petrographische
Besonderheiten zurückgeführt werden. Die teilweise Erosion des
Verwitterungsprofiles durch Massenumlagerungen hat den Gleichgewichtszustand
zwischen der Verwitterungsdecke und den Verwitterungskräften gestört. In
solchen Profilen findet sich ein unregelmäßiger Verwitterungprofilaufbau.
Im Profil
wurden plastische Zwischenlagen gefunden, die mechanisch wirksam sein können
und unverwitterte Schichten. In der Nähe natürlich oder künstlich entlasteter
Abschnitte, wie junge Bachtäler, Straßeneinschnitte, sind horizontale Verschiebungsbahnen
zu erwarten, wobei man "echte" nicht von "unechten" trennen
kann (Zeugen horizontaler Verschiebungen, die
im Schiefer gehäuft auftreten, RUCH 1986).
Massenbewegungen
im Rheinischen Schiefergebirge führten in Periglazialzeiten zur Umlagerung der
tonreichen Substrate aus den oberen Zonen der mesozoisch-tertiären
Verwitterungsdecke bis zur Entblößung des anstehenden Schiefers und der
Grauwacken.
Autochtone
Relikte der Decken sind in ebenen Lagen solifluidal von quartären Deckschichten
überlagert und häufig das Ausgangssubstrat für staunasse Böden.
Mesozoisch-tertiäre Verwitterungsdecken erreichen Mächtigkeiten um 100 m : 8 m Solum (holozäne Bodenbildung),
bis 100 m Saprolit (chemische Verwitterung und Mineralneubildung) und einige
Meter angewittertes Gestein (FELIXHENNINGSEN 1990).
Am
Beispiel der Dollendorfer Hard im Siebengebirge konnte SIEGBURG (1987)
Abhängigkeiten der Hangentwicklung durch Untergrundgestein und Lateralerosion
(Frühglazial) ermitteln. Areale mit (frost-)verwitterungsresistenten Gesteinen
weisen stärker geneigte Böschungen auf. Mit wachsender Neigung nimmt
tendenziell die Mächtigkeit der Lockersedimente und die Entwicklungstiefe des
Bodens ab, der Skelettanteil folglich zu.
Die
Gesteinsresistenz hat demnach die Steilhangentwicklung begünstigt, die
Flachhangentwicklung eingeschränkt. Infolge eines so entstandenen Hanggefälles
ist die Abtragung der vornehmlich schluffig-lehmigen Lockermaterialdecke
forciert worden. Bei geringerer Resistenz des geologischen Untergrundes wurde dessen
Verwitterung und Denudation gesteigert und damit die Entwicklung schwacher bis
mäßiger Böschungen gefördert. Dies führte schließlich zu einer Begünstigung,
insbesondere der Lößakkumulation, die ihrerseits wieder ein "zusätzliches
hangverflachendes Moment" darstellt (SIEGBURG 1987).
Diese
Beispiele zeigen trotz lokaler Unterschiede der Untersuchungsgebiete eine
Vergleichbarkeit der Formung aufgrund gleicher Genese. Da auch Untersuchungen
im Harz vorgenommen wurden, sollen einige wichtige Erkenntnisse kurz daraus
vorgestellt werden.
4.2 Verwitterungsdecken im Harz
Der Harz
ist seit Jahrzehnten beliebtes Untersuchungsgebiet verschiedener Fakultäten. Im
folgenden werden Ergebnisse ausgewählter Untersuchungen kurz vorgestellt, die
den Themenbereich Verwitterungsdecken im Harz behandeln.
Im Harz
ist das gesamte Kleinrelief vorzeitlich unter periglazialem Klima während der
Weichsel-Eiszeit gebildet. Das präweichselkaltzeitliche Relief entsprach in der
Großformung etwa dem heutigen, mit dem Unterschied, daß das Kleinrelief
wesentlich unruhiger gestaltet war.
Die
Klimaabläufe im Harz müssen grundlegend von den im Vorland und den in einer
Übergangszone zwischen Vorland und Hochharz aufgrund größerer Massenerhebungen
getrennt werden. Daraus folgen kältere, niederschlagsreichere und
vegetationsärme Bedingungen im Inneren des Harzes, was im Hinblick auf die
deckenbildenden Prozesse intensivere und länger anhaltende Frostwirkungen
(Solifluktion, Frostverwitterung, Kryoturbation) und kürzere Auftauphasen im Sommer
zur Folge hatte. Relief und Höhenstufen wirkten also regional modifizierend, so
daß abgesehen vom vorherrschenden Gestein die Höhenstufen periglazial am
stärksten geprägt wurden (SCHILLING & WIEFEL 1962, SCHROEDER & FIEDLER
1977).
Das ganze
Gebiet der oberen Söse-Mulde ist nach Untersuchungen von HÖVERMANN (1956) von
scherbigen Schuttdecken überzogen. Bei Neigungen von 15 bis 30ø an den
Unterhängen sind deren Inhalte kleinstückig und ungerundet, über 600 m ü.N.N.
sehr grob bis maximal einer Kantenlänge von 1 m über tertiären
Verwitterungsdecken. Sie werden als chemische Verwitterungsprodukte gedeutet,
erkennbar an Eisenäderchen und einer Rotschicht, die bis 25 mm in den Quarzit
eingedrungen ist.
Der
Acker-Bruchberg trägt eine rote Verwitterungsdecke mit gut gerundeten Blöcken,
die in jüngeren Verebnungen fehlen. Wasserrisse, Bäche und Hohlwege
zerschneiden die Schuttdecken. Wo geringe und große Neigungen vorliegen, sind
die Schuttdecken mit quarzitischen Wanderschuttdecken an der Oberfläche
überzogen, so daß die Gesteinsgrenzen nicht mehr feststellbar sind (HÖVERMANN
1953). An den Ansatzpunkten der Bachtäler befinden sich schroff emporragende
Klippengruppen (Bode & Erdmannsdörfer 1907).
Innerhalb
der Schuttdecke sind am Unterhang bei geringen Neigungen Oberflächenformen als
Solifluktionsterrassen ausgebildet. Der gesamte Hang des Ackers ist getreppt
und weist viele Kleinformen auf. Verflachungen und Talgründe sind periglazial
mehrphasig verschüttet und nach Weitertransporten überschüttet worden so daß die
Talschlüsse Akkumulationen von mehr als 5 m, teils 8 bis 10 m enthalten. Die
größten Mächtigkeiten finden sich in der Tiefenlinie. Übereinandergeschichtete
Akkumulationen bilden Vertreppungen.
Löß kann
man nur als Beimischung in den Wanderschuttdecken vermuten. Die
Verwitterungsdecke reicht nach HÖVERMANN bei starker Neigung bis 60 cm Tiefe
mit "transportierten, groben in der Matrix schwimmenden Blöcken". Auf
Flächen mit schwächerer Neigung ist sie mächtiger ( 70 cm und 1 m
Hakenschlagen-Zone). Weiterhin finden sich bis 28ø Neigung Wanderschuttdecken
mit 40 bis 60 cm Mächtigkeit, die bei stärkerer Hangneigung kleinere Werte
einnehmen.
Im
Untersuchungsgebiet finden sich keine Schutthalden, die noch auf einer Karte
mit dem Maßstab 1:25000 darstellbar sind und auf frei fallenden Detritus von
Steilhängen hinweisen. Die Anreicherung von Blöcken zu Blockmeeren kommt durch
rezente Ausspülung zum Vorschein (HÖVERMANN 1953).
Fluviale
Prozesse bildeten talabwärts in den Nebentälern, wie von BLENCK (1962)
beschrieben, Kastentäler. Die Schuttfächer der Nebentäler sind mehrgliedrig. In
der Regel bestehen sie aus drei Schichten, die sich mit den
Schotterakkumulationen des Haupttales, insbesondere der oberen, verzahnen. Über
dem Bachbett finden sich zwei Terrassen (HÖVERMANN 1953), die unterhalb der
Söse-Talsperre teilweise erhalten sind, oberhalb durch die Talsperre vernichtet
wurden (MENSCHING 1950).
SCHROEDER
& FIEDLER (1977) gliederten die polygenetischen periglazialen Decken im
Ostharz in Basisschutt, Basislehm, Mittelschutt, unteren und oberen Skelettlöß,
Feindeckschutt, Grobdeckschutt und Blockdeckschutt (vergl. ALTERMANN 1990).
Deren Enstehung und Merkmale wird im folgenden zusammengefasst :
Basisschutt :
- Entstehung im Weichsel-Frühglazial
- Ausgangsmaterial waren älteren Decken ,
fossilen Böden
und frisch verwittertes Material
- Umlagerung und Durchmischung durch Solifluktion und
Abspülung (evtl. Schuttkriechen)
- Vermischung durch kryogene Prozesse
- Gesteinsabhängigkeit durch geringe
Wegleistung (200 m)
- reliefabhängige Mächtigkeit
- Vorkommen an allen flachwelligen Teilen des
Hanges mit
Ausnahme der Kuppen
Basislehm :
- lehmiges Äquialent des Basisschutts auf z.B. schluf-
fig-tonigem Grundgestein (Schieferton)
Mittelschutt :
- hoher Feinerdeanteil (Grobschluffraktion)
durch Lößse-
dimentation im Hochweichselglazial
- kontinuierliche Vermengung (Solifluktion
und Abspülung)
des Lösses
mit verwittertem Skelett- und
Basisschutt-
material
- kryogene Durchmischung
- gleichbleibende Klimabedingungen
Unterer Skelettlöß :
- Skelettgehalt unter 10 Vol%
- enge Verzahnung mit Mittelschutt, gleiche
Genese
- auf allen ebenen und flach geneigten
Lagen,da wenig Ske-
lettanteil eingearbeitet ist
- Skelett durch Frosthebung in obere Zone
Feindeckschutt :
- Umlagerung von Mittelschutt
- vorwiegend im Unterharz
Oberer Skelettlöß :
- ähnlich
dem unteren Skelettlöß mit
höherem Skelettan-
teil (Sand) , evtl. durch Zunahme der Windgeschwindig-
keiten oder/und teilweiser
Vegetationsbedeckung, so daß
nur noch Sand äolisch transportiert wurde
- zeitlich dem Spätweichselglazial (Dryas)
einzuordnen
Grobdeckschutt :
- Vorkommen an Lieferung von Schutt von
resistenten,frei-
liegenden Gesteinen gebunden
- intensive Periglazialwirkung durch längere
Vegetations-
freiheit
- Entstehung
ähnlich wie beim
Basisschutt ohne starke
Kryoturbation
- Ausbildung von Bereitstellung und
Menge des Schuttes,
Vegetationsbedeckung und Neigung abhängig
- flächenhaft über 500 m ü.N.N., unterhalb in
Lagen
Blockdeckschutt :
- Tiefenverwitterung im jungen Tertiär,
geringere Verwit-
terung im Quartär, solifluidale
Verlagerung, Ausspülung
des feineren Materials und dadurch
Freilegung der Blöcke
- Blockbildungen bei klüftigen,harten
Gesteinen zu erwar-
ten
- Vorkommen an konkaven Hängen,
Hangknicken,Nord- und Ost-
hängen , in den oberen Talbereichen
und an Gerinnen in
verschiedenen Ausprägungen (Blockfelder,
-meere)
(siehe Kap. 3.2.2)
Wie aus
der Aufzählung hervorgeht, ist neben der stratigraphischen Position das
Feinerde/Skelett-Verhältnis ein entscheidendes Kriterium zur Gliederung der
Decken (Vergl. Gliederungen in Kap. 4.1). So lassen sich die möglichen
Deckentypen nach dem Grundgestein regionalisieren. Alle von SCHROEDER &
FIEDLER entworfenen Typen zeigen eine spezielle durchschnittliche Mächtigkeit,
die mit Ausnahme des Diabastypen auf Kuppen zwischen 1,2 m bis 2,0 m liegt.
Regionale Unterschiede wurden hinsichtlich Neigungs- und Expositionsunterschieden
vorgenommen :
Der
Mittel- und Basisschutt auf dem Acker-Bruchbergquarzit weist eine abnehmende
Mächtigkeit vom Flachhang zum Steilhang auf.
Der
Basisschutt kann auf ebenen bis flachen Lagen über 1 m Mächtigkeit erreichen
und ist auf steileren Hangpartien verschwunden, die Ausbildung des
Mittelschutts ist dagegen expositionsabhängig (östlich stark, westlich gering).
Die
Deckschutte haben ihre größte Mächtigkeit unterhalb von Klippen, auf Kuppen und
Rücken fehlt die gebildete Deckschicht (SEMMEL 1968, ALTERMANN & RUSKE,
RICHTER,RUSKE & SCHWANECKE zit. in SCHROEDER & FIEDLER 1977).
Die
Enstehungen der Schuttdecken korrellieren weitgehend mit den klimatischen
Verhältnissen (Tabelle 5) im Weichselglazial.
Tabelle 5
: Alter und klimatische Voraussetzungen der
Verwitterungsdeckenbildung
-----------------------------------------------------
Zeit Klima
Deckenausbildung
----------------------------------------------------
Spätglazial feucht wärmer Oberer Skelettlöß
Feindeckschutt
(Alleröd) Grobdeckschutt
Hochglazial trocken kalt Mittelschutt
Unterer
Skelettlöß
Interstadial
Frühglazial feucht kalt Basisschutt Basislehm
--------------------------------------------------
BÜDEL (1950)
Weitere
Untergliederungen des Weichselglazials (WOLDSTEDT 1958, GROSS 1958, WOLDSTEDT 1960, MANIA 1967,
MANIA 1973, LIEDTKE 1975) sind entweder zeitlich nicht mit der in Tabelle 5
identisch oder enthalten feinere Unterteilungen des Früh-, Hoch- und
Spätglazials, was für die klimatischen Verhältnisse und dadurch für die Bildung
von Verwitterungschichten nicht unerheblich ist. Die Frage nach einer exakten
Datierung der Schichten kann jedoch in der Literatur nicht beantwortet werden.
Vom
anderen Standpunkt aus sind die klimatischen Bedingungen für die Bildung von
Deckschichten bekannt, woraus eine Gliederung des Quartärs möglich scheint. Das
Ergebnis einer solchen Gliederung wäre jedoch nicht viel erkenntnisreicher als
der Vergleich der Deckschichten nach SCHROEDER & FIEDLER (1977) in Tabelle
5.
Die
dreiteilige stratigraphische Gliederung von SCHILLING & WIEFEL (1962) nach
Untersuchungen in Thüringen und im Harz
deckt sich
weitgehend mit der oben aufgeführten von SCHROEDER & FIEDLER (1977). Hinter
deren groben Stratifikation Basisfolge, Hauptfolge und Deckfolge verbirgt sich
eine fast identische Klassifikation von Verwitterungsschichten mit der obigen,
da Solifluktionslöß- und Fluglößdecken der Hauptfolge zugeordnet werden.
Die Basisfolge entspricht dem
Basisschutt und -lehm (siehe oben) und
die Deckfolge dem Grob- und Blockdeckschutt.
Die
räumliche Differenzierung der Deckschichten erfolgt in allen
Untersuchungsgebieten nicht nach geologischen Gesichtspunkten, sondern nach
Höhenstufen. Der Unterharz wird in 250 - 350 m (Mohrungen), 350 - 450 m
(Bärenrode) und 450 - 600 m ü.N.N. (Lichtenhöhe) unterteilt.
Signifikante
Unterschiede wurden in folgenden Ausbildungen gefunden :
- Die Basisfolge ist durchschnittlich als
ca. 1 - 2 dm
mächtige
Steinsohle in den oberen und feinerdereichen
Schichten in den unteren Partien
ausgebildet.
- Die Hauptfolge erreicht ca. 1,5 - 2 m und wird unter
Einfluß äolischer Vorgänge mächtiger
(Solifluktionslöß,
Fluglöß), der mit zunehmender Höhe abnimmt.
Frühes Ein-
setzen der Fluglößbildung in den Vorländern
und länger
andauernde
Fließerdezeit in hohen Lagen des Harzes
bedingen
die Dominanz von Fließ- und Fluglöß in den
Vorländern (Tundrenzone), Solifluktionslöß
in den Rand-
lagen und Frost- und Fließerden in hohen
Lagen (defla-
tionsbetonte Frostschuttzone) in der Hauptfolge.
Starke Seitenerosion an Unterläufen der V-
und Kasten-
täler räumte die Hauptfließerde aus, deren
Mächtigkeit
in muldenförmigen Tälern zur Mitte hin
zunimmt.
- Das Vorkommen der Deckfolge ist an eine
klimatisch be-
dingte Untergrenze gebunden. Im Falle des
Harzes liegt
sie bei 450 m ü.N.N. Die Deckfolge ist an das
Durch-
wandern des Skeletts aus der Hauptfolge und
an Vegeta-
tionsfreiheit (Solifluktion) gebunden, was
über 450 m
ü.N.N. gegeben sein kann (SCHILLING &
WIEFEL 1962).
Die
Untersuchungen von BRACHMANN (1994) ergaben in der Söse-Mulde durchschnittliche
Deckenmächtigkeiten von 4-6 m (Tabelle 6a). Ein Vergleich mit den Ergebnissen
von SÄNGER (1994) (Tabelle 6b) zeigt deutlich niedrigere Werte der
Deckentiefen.
Tabelle 6a
: Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken in der
Söse-Mulde (gemessen)
------------------------------------------
Gestein Mächtigkeit
Mittelwert
---------------------------------------------
Diabas 4,8 - 6,4 m 5,5 m
Tonschiefer 3 m 3 m
Kieselschiefer 3,5 - 6
m 4,5 m
Grauwacke 3,5 - 6 m 4,5 m
-------------------------------------------
(BRACHMANN 1994)
Tabelle 6b
: Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken in der
Söse-Mulde (gemessen)
------------------------------------------
Gestein Mächtigkeit
Mittelwert
---------------------------------------------
Diabas 1,75 - 3,02 m 2,29 m
Tonschiefer * 0,77 - 2,48 m 1,69 m
Kieselschiefer 1,71 - 2,62 m 1,84 m
Graue Schiefer 0,90 -
2,48 m 2,05 m
-------------------------------------------
* : Tonschiefer mit Grauwacke
(SÄNGER 1994)
Da diese
Werte als Basiswerte für die Bestimmung der Mächtigkeiten von
Verwitterungsdecken dienen sollen, ist zu prüfen, welchen Formelementen welche
Werte zuzuordnen sind (siehe Kap.6).
4.3 Computergestützte Modelle
AHNERT
(1970) versuchte computertechnisch Hangmodelle zu erstellen, die Mächtigkeiten
von Verwitterungsdecken entlang eines Hangprofils aufzeigen. Er entwickelte mit
Hilfe von Geländemessungen an mehreren Hängen in den USA und mit mathematischen
Gleichungen ein Modell, das Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken errechnet.
Die Tiefe
der Decken wird in dem Modell bei homogenem kristallinen Gestein ohne erosive
Einschnitte und klimatische Wandel bestimmt durch :
- Mächtigkeit vor der Zeiteinheit (a)
- Material hangabwärts auf das Profil
transportiert (b)
- Material durch neue Verwitterung (c)
- hangabwärts wegbewegtes Material (d)
--------------------------------
Mächtigkeit = a + b + c - d
-------------------------------
Die
Mächtigkeit befindet sich nach obiger Gleichung in einem dynamischen
Gleichgewicht. Die Quantifizierung der Materialmobilisierungen durch Einsetzen
von Faktoren in die Gleichung müsste eine sehr genaue Aussage treffen können.
Im Gelände
wurden Distanzen vom Hang, Hangneigungen, Verwitterungsdeckenmächtigkeit und
Korngrößen gemessen, woraus die modifizierten Gleichungen resultieren. Aus den
Gleichungen konnten im nächsten Schritt Computer-Grafiken (Abbildung 23)
hergestellt werden.
Abbildung
23 : Computerunterstützte Ermittlung der
Mächtigkeiten von
Verwitterungsdecken
entlang eines Hanges
AHNERT (1970)
Eine
Gleichung mit einem Korrelationskoeffizienten von R=0,86
(Geländedaten/Gleichung) wurde explizit an zwei gedachten Hängen durchgerechnet
und erbrachte die in Tabelle 7 aufgeführten Mächtigkeiten :
Tabelle 7
: Computerunterstützte Ermittlung der
Mächtigkeiten von
Verwitterungsdecken
mit Hilfe von mathematischen
Gleichungen
-----------------------------------------------
Entfernung Neigung
Verwitterungs-
zur Oberkante deckenmächtigkeit
m ø
m
----------------------------------------------
100 2
1,3
300 10
2,7
500 40
3,9
700 10
5,6
1000 5
7,8
----------------------------------------------
100 2
1,3
300 10
2,7
500 30
4,0
700 40
5,3
1000 50
7,4
--------------------------------------------
Zwei
Schlußfolgerungen können gezogen werden :
- abnehmende Mächtigkeit bei zunehmender
Neigung (relativ)
- zunehmende Mächtigkeit bei zunehmender
Distanz vom
Oberhang
AHNERT
spricht von einer scheinbaren Vergleichbarkeit der gerechneten Werte mit den
Verhältnissen in der Natur. Nach einigen Modifikationen der Gleichung steigt R
bis 0,993, eingeschränkt auf den gemessenen Hang.
Nach Einbeziehen
der Korngrößenverteilung auf dem Hang kann als letzter Parameter die Zeit in
die Gleichungen einbezogen werden, um die Geschwindigkeit der Transportraten zu
erlangen, jedoch nur unter Eliminieren des Parameters Hangneigung. Dies ergibt
Werte für Transportraten pro Jahr mit einem Korrelationskoeffizienten von
R=0,951 auf dem gemessenen Hang (AHNERT 1970).
Ähnliche
Gleichungen könnten für einzelne Hänge des Untersuchungsgebietes erstellt
werden. Dies erforderte zahlreiche Geländedaten, die gegenwärtig nicht
vorhanden sind. Da die Ergebnisse der erstellten Gleichungen auf weitere Hänge
bzw. auf größere Flächen nicht übertragbar sind, ist eine Ableitung der
Deckenmächtigkeiten auf diesem Wege nicht sinnvoll.
5 Ergebnisse der morhologischen Analyse
des
Untersuchungsgebietes
4.1 Hangneigung
Eine erste
Darstellung von Hangneigungen des Untersuchungsgebietes ergab eine insgesamt
sehr geringe Fläche von übersteilen Hängen und Wänden, so daß die
Neigungsklassen mit Neigungen von größer als 35ø zu einer Klassen
zusammengefasst wurden. Die modifizierten Neigungsklassen sind in Tabelle 8
dargestellt (vergl. Tabelle 2).
Tabelle 8
: Modifizierte Hangneigungsklassen
--------------------------------
Hangneigung Benennung
-------------------------------
0 - < 1ø
Ebene
1 - < 3ø
schwach geneigt
3 - < 8ø
mäßig geneigt
8 - < 15ø stark
geneigt
15 - < 25ø mäßig
steil
25 - < 35ø sehr
steil
> 35ø übersteil
-----------------------------
(verändert nach
KUGLER 1956)
Die
Verteilung der in sieben Klassen gegliederten Neigungswinkel ist in der
Hangneigungskarte in Abbildung 24 und in den Diagrammen 26-28 wiedergegeben.
Abbildung 25a-25d zeigt einführend die Flächenverteilung des
Untersuchungsgebietes in verschiedenen Höhen.
Aus der
hypsometrischen Kurve und Summenkurve (Abbildung 25a, 25b) ist zu ersehen, daß
der Acker-Bruchberg oberhalb von 650 und das westliche Gebiet unterhalb von 450
m ü.N.N. den geringeren Anteil an der Gesamtfläche besitzt. Die Fläche zwischen
450 und 650 m - die Nordhälfte hat eine maximale Höhe von 620 m - nehmen mit
einem Maximum bei ca. 500 und 600 m den größten Teil ein. Dies wird in den
Abbildungen 25c und 25d bestätigt.
Abbildung
24 : Hangneigung der Söse-Mulde
Abbildung
25a - 25d
Abbildung
26 - 28
Die
Hangneigungskarte zeigt folgendes Bild :
Ebenen
finden sich sehr kleinflächig in den Niederungen und auf Plateaubereichen
durchschnittlich auf geringer Höhe (Abbildung 27). Die Plateauebenen werden von
der erwartungsgemäßen Nachbarklasse, in diesem Fall die schwach geneigten
Flächen, nicht umsäumt. Hier erscheinen im Anschluß an die weißen Flächen
(0-1ø) alle Klassen mit höheren Neigungen als 3ø, sogar bis 35ø.
Die zweite
Klasse tritt vergleichbar selten, jedoch großflächiger, insbesondere auf dem
Acker-Bruchberg und im Bereich der Bifurkation der Großen und Kleinen Söse,
auf. Die schwach geneigte Fläche im Südosten des Gebietes gibt die Ausdehnung
des Hochmoortorfes wieder und die im Zentrum der Karte die der quartären
Unterlage (siehe Abbildung 2). Dies sind die kleinsten Flächen mit geringsten
durchschnittlichen Neigungswerten (Abbildung 28). Weitere kleinflächige
Vorkommen sind an kleinere Plateauflächen gebunden, deren Neigung nicht zur
Klassifikation "eben" gereicht hat. Die gemittelte Höhe (Abbildung
27) der Neigungsklasse 1-3ø ist mit ca. 650 m ü.N.N. sehr hoch.
Die
Flächen mit Neigungen unter 3ø haben mit 7% an der Gesamfläche eine geringe
relative Fläche.
Mäßig
geneigte Flächen stellen die erste Neigungsklasse dar, die großflächig im
vertreten ist (19%). Sie befinden sich in Tiefenebenenbereichen, teils nur bis
zum Mittellauf der Flüsse, und dominieren im Bereich der Oberläufe der Flüsse
und Bäche und auf den darüber liegenden Hangschulterflächen. Fast der gesamte
Oberhang des Ackers, der Oberhang im Nordwesten (Kartenrand) und die des
reliefierten und vielgliedrigen Gebietes in der nördlichen Hälfte der Karte
werden von dieser Klasse beherrscht.
Stets
anschließend an die vierte Klasse, die den Übergangssaum zwischen mäßig
geneigten und mäßig steilen Flächen bildet, erscheint die rotbraune
Flächensignatur der 15-25ø geneigten Hänge mit der größten Gesamtfläche. Sie
geben als breites, durchgehendes Band der südlichen Kartenhälfte und als
Begleiter der Tiefenlinien zwischen dem kuppigen Relief der nördlichen
Kartenhälfte die mäßig steilen Hänge wieder. Sehr auffällig ist deren
Erstreckung bis an die Talwege im Mittellauf der Flüsse und Bäche, wobei
oftmals noch ein kleiner Saum mit Neigungen von 8-15ø oder von noch geringerer
Neigung die Flüsse begleitet. Die Position der Hangpartien mit 15-25ø Neigung
ist hauptsächlich im Mittel- und oberen Unterhang. Das südliche Teilgebiet des
Ackers fällt größtenteils in diese Klasse.
Die 3-25ø
Hänge sind entweder gleichmäßig in diversen Höhenstufen (3-15ø) oder stark in
Mittelhang-Position vertreten, weswegen sie sich durchschnittlich auf 550 m
ü.N.N. befinden (Abbildung 27).
Die
Flächenausdehnung der fettlinierten, sehr steilen Hänge ist wie die der ersten
Klasse sehr gering (6%). Es handelt sich bei den 25 bis 35ø geneigten Hängen um
bandartige Flächen, die sich in südlichen Expositionen von den Mittelhängen bis
zu den Hangfußbereichen erstrecken (gemittelte Höhe 525 m ü.N.N.) oder in die
mäßig steilen Hänge eingestreut sind. Der südliche Kartenrand wird teilweise
nur von dieser Klasse gebildet.
Letzlich
kommen übersteile Hänge vereinzelt vor, die aufgrund ihrer kleinen Fläche (6%)
neben der sechsten Klasse kaum visuell wahrnehmbar sind (punkthafte
Darstellung). Größere Ausdehnungen sind am Kartenrand, an der Großen Schacht
und in Kartenmitte feststellbar.
Die
Hypsoklinkurve in Abbildung 26 zeigt deutliche Maxima (>20ø) der gemittelten
Neigungen in den Höhenstufen 700 und 500 m ü.N.N.. In 600 m Höhe, wo die
nördliche Hälfte der Söse-Mulde in die Rechnung einbezogen wird, existieren durchschnittlich
5ø flachere Hänge. Die Abnahme der Neigung bis 350 m (9ø) ist mit der Abnahme
oberhalb von 700 m bis 850 m (7ø) fast identisch.
Es finden
sich in Abbildung 24 keine kleinräumigen Übereinstimmungen der
Neigungsverteilung mit dem geologischen Untergrund (Abbildung 2). Auf Grauwacke
und Quarzit kommen ebenso wie auf Ton- , Grünschiefer und Diabas hohe sowie
auch niedrige Neigungen vor.
Insgesamt
bilden Hochmoortorf, quartäre Sedimente und Grauwacke Hänge geringer
Böschungswinkel (<11ø) und durchgehend alle Schiefer Hänge hoher Winkel
(>14ø) mit dem größten Flächenanteil (Abbildung 28). Auffällig ist, daß die
Flächen, deren Untergrund aus Alluvium besteht, gemittelt aus stark geneigten
Hängen bestehen.
5.2 Wölbungen
Die sich
von SO nach NW erstreckenden Hangprofile sind in Abbildung 29a-29d
wiedergegeben. Einer Gliederung jeder Mesoform in vertikale konvexe-
(ex)/konkave- (av), konvex-konkave (ex-av) oder gestreckte (ge) Abschnitte
(obere Zeile) folgt eine Grobgliederung (untere Zeile).
Großräumig
zeigen alle Profile eine konvexe bis sehr flach-konvexe Form des Hangrückens
des Acker-Bruchbergs, der äußeren NW-Höhe und weiterer Hangschultern, die
entlang von Flußläufen zur steilgestreckten übergeht. Entlang von
Wasserscheiden bzw. Anhöhen wird der Beginn des gestreckten Hanges durch eine
zwischengelagerte Konkavität nach unten verlagert (Profil A, B). Die Abfolge
konvex-gestreckt findet sich an allen nicht durch kleinere Formen gestörten
Hängen (Berghauptmannshof).
Deutlich
konkave Hangbereiche sind am Hangfuß zur Söse, Großen und Kleinen Söse und zur
Alten Riefensbeek entwickelt, demnach nur in den unteren Bereichen der größeren
Flüsse. Die unteren konkaven Wölbungen werden aber nicht von konvexen in der
Höhe abgelöst, sondern von gestreckten.
Echte
Konvex-Konkav-Formen sind in den Profilen A und B nur in der oberen Spalte
zahlreich aufgeführt. Durch kleinere Geländestufen und Muldentäler sind diese
Hänge im unteren Gebiet der Söse-Mulde nur kleinräumig vertreten. Mit der Höhe
(Profil C, D) nimmt die Erstreckung der ex-av-Abfolgen zu (Großer Mittelberg).
Abbildung 29a : Profil A
Abbildung
29b : Profil b
Abbildung
29 c : Profil c
Abbildung
29d : Profil d
Abbildung
30 a + 30 b : Morphologie der Söse Mulde
Abbildung
30 c : Wölbungen der Söse-Mulde
Ein
Vergleich der Aussagen mit zwei weiteren Übersichtskarten (Abbildung 30a, 30b)
bestätigt die Lokalität und Dominanz der genannten Wölbungsabfolgen :
Unterhalb
konvex bis flachkonvex gekrümmten Hangschultern beginnen steilgestreckte
Hangpartien, die erst direkt an Talböden in eine konkave Form wechseln oder
direkt an sie anschließen (30b). Erst im flachwelligen und wasserscheidennahen
Bereich, vornehmlich im nördlichen Teil der Söse-Mulde sind auch ex-ge-av- oder
ex-av-Formen entwickelt. Weiterhin existieren ex-av-Formen entlang von
Wasserscheiden, insbesondere am Hang des Ackers. Zahlreiche Bäche, die sich
tief zwischen den Rücken eingeschnitten haben, bewirken die Heterogenität der
Krümmungen im Gebiet.
Horizontale
Wölbungen sind in Abbildung 30c dargestellt. Die exakten Tiefenlinien des
reliefierten Geländes werden in der Karte durch die konkaven Bereiche
abgebildet. Beidseits der blauen Konkavlinien verlaufen die Linien der
Konvexbereiche, die annähernd die Wasserscheiden der Kamm-, Rücken- und
Gradelemente wiedergeben (je nach Linienausrichtung der Polygone). Sehr deutlich treten die schon
aufgeführten Unterschiede des Nord- und Südteils der Söse-Mulde durch die
Struktur der Linien hervor.
5.3 Reliefasymmetrien
5.3.1 Gesamtasymmetrie
Die
Expositionskarte gibt in Abbildung 31 das Relief in verschieden exponierten
Flächen wieder. Es zeigt sich, daß der südliche Teil der oberen Söse-Mulde
überwiegend NW- oder N-exponiert ist. Südexponierte Böschungen zeigen deutlich
die Nordabgrenzung der Flüsse. In der nördlichen Hälfte sind die Hänge zwar
größtenteils in südlicher Richtung exponiert, jedoch kommt die Vielgliedrigkeit
des Gebietes durch das Auftreten aller acht Flächensignaturen zum Ausdruck.
Diese Heterogenität in Expositionen erschwert die Lokalisierung einer
Gesamtasymmetrie.
Die
Kombination der Expositionskarte mit der Übersichtskarte (Anhang) verschafft
einen Überblick der verschiedenen Expositionen. Eine Gesamtasymmetrie ist
visuell mit der Isohypsendichte auf diesem Wege nicht zu finden. Die
Kombination der Neigungskarte (Abbildung 24) mit der Expositionskarte (Anhang)
zeigt deutliche Übereinstimmungen der Flächen beider Karten, die sich stark an
das Gewässernetz anlehnen. Die Dominanz einer Neigungsklasse innerhalb einer Exposition
im Vergleich Nord- und Südhälfte ist nicht auszumachen.
Auf
statistischem Wege (Abbildung 32-43) ist erkennbar, daß alle Hänge bis auf südwestexponierte eine
durchschnittliche Neigung von 11-17ø besitzen (Abbildung 32), wobei die
Nord-Nordwesthänge flach ausfallen und mit 38% einen hohen Anteil an der
Gesamtfläche haben. Die südwestexponierten Hänge treten mit mindestens 25ø
deutlich hevor, was auch der Vergleich der Flächen gleicher Neigungsklasse in
den Abbildungen 33a-33b zeigt. Die südexponierten, steilen Flächen machen 20%
der südexponierten Gesamtfläche aus, dagegen die der nordexponierten 7%
(Abbildung 33). Ein Blick auf die 0-3ø flachen Hangpartien verrät, daß die
nordexponierten Flächen einen dreifach höheren Flächenanteil dieser Neigungsklassen
im Gegensatz zu den südexponierten besitzt. Die 3-25ø geneigten Flächen sind
wie in Abbildung 27 ähnlich verteilt.
Eine
exaktere Analyse (Abbildung 34a-34e) verdeutlicht weiterhin, daß neben dem
hohen Anteil von südwestexponierten 38% der >35ø steilen Böschungen von
östlich exponierten Hängen eingenommen werden, die sonst durchweg ca. 15% der
Fläche besitzen. Die NW-Hänge besitzten in allen Diagrammen der Neigung <35ø
einen sehr hohen Anteil an der Fläche, hauptsächlich bei 3-15ø Neigung. Flache
Südhänge (<8ø, <15ø) sind jeweils nur mit ca. 10% beteiligt.
Abbildung
31 : Expositionen der Söse Mulde
Abbildung
32, 33a 33b
Abbildung
34a b c d e
Abbildung
35 : Tiefenbereiche der Söse-Mulde
Abbildung
36 a b c :
5.3.2 Talasymmetrien
Die
Tiefen-Bereiche geben in Abbildung 35 die Tiefenlinien mit ihren angrenzenden
Hängen wieder. Die beiderseits der Flüsse gleichgroßen Flächen wurden so groß
gewählt, daß sich die Tiefen-Bereiche kaum berühren und daß schon kleine
Asymmetrien visuell leicht erkennbar sind.
Sehr
deutlich erstreckt sich entlang des Sösen-Tiefen-Bereichs und vereinzelt
kleinflächig im Zentrum übriger Bereiche eine Zone geringerer Neigung (0-8ø),
die die Talwege und ihre Talursprünge wiedergibt und insgesamt ein Viertel der
Gesamtfläche ausmacht (Abbildung 36a).
Beiderseits
dieser Linie grenzen Hänge gleicher oder verschiedener Böschungswinkel, je nach
Asymmetrieausprägung der Täler. In Kombination der Neigungskarte mit der
Übersichtskarte (Anhang) ist eine Betrachtung höherer Hangpartien möglich, die
Aufschluß über mögliche Ganztalasymmetrien gibt. Desweiteren zeigen die
Übersichtskarten (Abbildung 30a, 30b) die Talasymmetrien einiger Täler auf.
Die
großflächig geringe Neigung im Tiefenebenenbereich der Söse zeigt, daß die
angrenzenden Hänge nicht dargestellt werden. Da hier starke geologische
Unterschiede herrschen, ist eine Vergrößerung des Tiefen-Bereichs zur
Lokalisierung von primärer und sekundärer Asymmetrien überflüssig. Im Ganzen
sind die unteren südexponierten Hänge der Söse steil entwickelt, die
nordexponierten flach.
Entlang
aller Flußläufe zeigt sich nur in einem Fall eine besonders starke
Talasymmetrie. Im Kleinen Mollental (Rauhe Schacht) ist der breite,
südexponierte Hang sehr stark mit über 35ø geneigt, dagegen der nord-nordostexponierte mit 3-8ø im unteren Teil und
mit 8-25ø in höheren Partien sehr flach entwickelt (vergl. Abbildung 30b).
Weitere
ähnliche Talasymmetrien sind entlang fast aller südlichen Zuflüsse der Söse
(Große Söse, Aller, etc.) feststellbar, aber sind nicht so stark ausgeprägt.
Die süd- und westexponierten Hänge sind durchweg mit 25-35ø und teils mit
höheren Neigungen sehr steil gebildet, während sich die gegenüberliegenden mit
8-25ø flach verhalten. An den nördlichen Zuflüssen der Söse (Alte Riefensbeek und Zuflüsse, Große Limpig) kann
dieses Phänomen ebenfalls mit dem Unterschied festgestellt werden, daß keine
signifikanten Unterschiede am Unterhang auftreten.
Nordexponierte
Hänge mit höheren Böschungswinkeln kommen am Mittellauf der Kleinen Söse, Alten
Riefensbeek und unterhalb des Kerbsprungs einiger Flüsse im Süden vor, deren
Erstreckung relativ gering ist.
Diese
Asymmetrien verursachen in Abbildung 36a die höheren Flächenwerte der steilen
Unterhänge im Vergleich zu denen der Flachhänge. Insgesamt zeigt sich in
Abbildung 36a eine ähnliche Verteilung der Flächen wie in Abbildung 27
(Gesamtgebiet). Abbildung 36c weist ebenfalls vergleichbar große
Flächenverteilungen wie Abbildung 33c auf. Ein deutlicher Unterschied zum
Gesamtgebiet ist in den südexponierten Böschungen der Tiefen-Bereiche zu
finden, da sie flächenmäßig kaum Ebenen und schwach geneigte Hänge, weniger
übersteile und mehr mittel geneigte und sehr steile Hänge bilden. Dies führt in
Abbildung 37 zu Neigungsmittelwerten der Südhänge von mehr als 15ø (SW 19ø) und
niedrigeren Werten der Nordhänge (NW und N 13ø, NO 16ø). Auch in der
Tiefenbereichskarte besitzen die Nordwest- und Nordhänge den größten
Flächenanteil (Summe 37%). Ostexponierte Hänge sind kaum vertreten (5%).
Abbildung
37 : Prozentuale Flächenverteilung der
verschieden exponierten Flächen
der Tiefen-Bereiche
6 Ergebnisse
Die
Neigungskarte und deren statistische Auswertung bestätigen teilweise die
Theorie ROHDENBURGS (1971), nach der mittlere Neigungen in Mittelgebirgen recht
häufig sind, da ein Drittel der Hänge in der Söse-Mulde innerhalb der
Neigungsspanne 15-25ø liegen. Die 8-15ø geneigten Hänge machen jedoch mit 50%
einen großen Teil der Gesamtfläche aus.
Die
relativ hohen und niedrigen Gebiete, die einen geringen Anteil an der
Gesamtfläche haben, zeigen mindestens 7ø gemittelte Neigung (Abbildung 25, 26).
Die
Verteilung der Neigungsklassen zeigt eine primäre Abhängigkeit zum
Gewässernetz, zu Distanzen zum Vorfluter und zur Hanglage. So resultieren
einerseits die ebenen bis mäßig geneigten Flächen des Acker-Bruchbergs, deren
Geologie vom Quarzit gebildet wird, aus Prozessen der Oberhanglage,
andererseits die steilen Quarzitflächen an der NW-Abdachung des Ackers und die
im südlichen Teil des Acker-Bruchberg-Zuges aus der niedrigeren Höhenstufe.
Insgesamt
lässt sich neben der starken Anlehnung der Morphologie an lithologische
Strukturen eine Korrelation der Neigungswerte mit dem geologischen Untergrund
feststellen.
Dies
äußert sich in den in Abbildung 28 dargestellten geringen Neigungsmittelwerten
der quartären Schotter, der Grauwacken und des Hochmoortorfes, die die unteren
Tiefenbereiche oder die Plateauflächen bilden. Die sehr hohe
Durchschnittsneigung des Alluviums (12ø) resultiert aus den hohen Neigungen in
den Mittelläufen der Flüsse.
Die starke
Abhängigkeit der von SW-NO streichenden Höhenzüge von geologischen
Verhältnissen ist in den Modellen von AHNERT (1971) dokumentiert, die wie im
Fall der Höhenunterschiede im Untersuchungsgebiet auf verschiedenen
Gesteinsresistenzen beruhen.
Da das
Vorkommen einer Gesamtrelief-Asymmetrie in der oberen Söse-Mulde durch die
Heterogenität und Größe des Untersuchungsgebietes nicht auszumachen ist,
erscheint eine grundsätzliche Differenzierung der Deckenmächtigkeiten nach
Expositionen nicht sinnvoll.
Da die
Asymmetrien der Nebentäler, insbesondere im Mittellauf, sehr ausgeprägt sind,
ist mit verschiedenen Hangentwicklungen und Deckenmächtigkeiten zu rechnen.
Durch die
geringe Flächenausdehnung einzelner Polygone ergibt sich zum einen eine sehr
detaillierte Kartendarstellung, zum anderen jedoch aufgrund der Punkt zu Punkt
Verbindung beim Herstellen von Polygonen eine Verzerrung der Flächen im Bereich
zwischen den Isohypsen großer horizontaler Distanz auf der Topographischen
Karte. Dies ist für Bereiche in den Flußauen und besonders für die Flächen am
Kartenrand zutreffend, die unrealistische Werte annehmen (große primäre
Polygone). Die Werte erfahren durch die geringe Anzahl von betroffenen
Polygonen keine Verfälschung.
Daneben
befindet sich auf allen Karten im Zentrum eine kleine ostexponierte Fläche, die
relativ hoch am Talboden erscheint und sehr steil geneigt ist. Der Höhenwert
basiert auf einem Fehler der digitalisierten Höhendaten und führt zu einer starken
Verfälschung der Werte der Osthänge und einer sehr geringen Verfälschung der
sehr steilen Hänge.
Demnach
geben die statistischen Analysen der ostexponierten Flächen nicht
wahrheitsgemäße Werte wieder.
6.1 Hangprozesse und Hangformung
Die
großflächige Ausräumung tertiärer Decken seit dem Pliozän durch die
klimabedingte Tiefenerosion und großflächige Erosion kann für das ganze Gebiet
angenommen werden. Zu den in älteren Zeiten geformten Reliefelementen gehören
zweifellos die höheren Partien des Acker-Bruchberges und die großen,
flachgeneigten Areale der nördlichen Söse-Mulde, wo ein Weiterleben der
Flächenbildung im Quartär aufgrund weicherer Gesteine möglich war.
Diese
Flächen (<3ø) wurden durch die Denudationsvorgänge und die klimabedingte
Tiefenerosion seit dem Pliozän überformt, so daß sie gegenwärtig die heutige
Form einnehmen. Die Solifluktion war als periglazialer hangformender Prozeß auf
Ebenen (<3ø) kaum wirksam.
Verwitterungsresistente
Gesteine zeigen im Profil konvexe bis flachkonvexe Oberhänge. Das Fehlen oder
die geringe Flächenausdehnung von schwach bis mäßig geneigten Hängen im
Anschluß an die Plateauflächen spricht für einen sprunghaften Übergang von
Ebenen zu den sich anschließenden steilgeraden Hängen, die mit 15-25ø Neigung
die Talbodenniveaus erreichen.
Im Falle
des Acker-Bruchberges beginnt der steilgerade Abschnitt durchschnittlich
unterhalb 700 m ü.N.N., worüber die 8-15ø geneigten Flächen als sehr breite
Zone und die 3-8ø geneigten Flächen als
schmaler Saum zur Plateaufläche überleiten. Da der steilgerade Abschnitt an den
meisten Hängen in der Söse-Mulde die größte Hangpartie darstellt, besitzt die
15-25ø-Klasse den größten Flächenanteil an der Gesamtfläche.
Die
Entwicklung des gesamten Acker-Bruchberges und die ihm vorgelagerten Rücken und
isolierten Vollformen, auch in der Nordhälfte, ist vergleichbar mit der Theorie
der Hangformung an Härtlingen, die grobes Verwitterungssubstrat liefern und
steilkonvexe bis konvex-steilgerade Profile unter starkem Einfluß einer
Vorflutereintiefung entwickeln (vergl. Hangformen NW-Harz, BLENCK 1962), sofern
großräumige Hebungen und/oder Senkungen einiger Teilgebiete die Profile nicht
ausschließlich bestimmten. Die Stellung der Tiefenerosion wird durch den
Einfluß tektonischer Verstellungen (Hebung) bestimmt (STARKEL 1961, ROHDENBURG
et al. 1976, GOSSMANN 1981, ZENSES 1989).
Unter
weiteren Bedingungen (parallele Schichtung des Gesteins) können sich im
Extremfall, wie am Kleinen Mollental, steilkonkave Profile entwickeln (GOSSMANN
1981). Eine Akkumulation wurde im Gleichgewicht zwischen Vorflutereintiefung
und Materialtransport bei starker Tiefenerosion völlig unterbunden. Im
Ungleichgewicht muß zwischen erhöhter und erniedrigter Tiefenerosion
differenziert werden, was deutlich durch einen Hangknick angezeigt wird und
einen erhöhten Abtrag oder eine
Akkumulation fördert (AHNERT 1987). Das Vorkommen von ausgeprägten Hangknicken
im Untersuchungsgebiet ist größtenteils an geologische Gegebenheiten gebunden.
Generell
nahm der Abtrag mit abnehmender Höhe im Profil bis zur Tiefenlinie zu. Das
Nichtbereitstellen von kleinen Korngrößen im Verwitterungssubstrat und die
relativ geringe Menge des nicht grobkörnig-grobblöckigen Materials führte zu
einer Dominanz der Spülprozesse schon unterhalb des Oberhangs, der eine schmale
Zone des allgemein stärksten solifluidalen Abtrages darstellt.
Ein reines
Spülmodell (GOSSMANN 1970), das unter Einfluß von Tiefenerosion ein konvexes
Profil liefert, trifft in diesem Zusammenhang kaum zu, da die Oberhänge in der
Söse-Mulde aller Wahrscheinlichkeit nach nur von solifluidalen Prozessen
(3-18ø) geprägt sind .
Eine
allgemeine Flachhangentwicklung, die bei geringer Neigung und Tiefenerosion
einen geringen Deckenabtrag und damit eine geringe Reliefeinebnung verursacht,
ist für die weichen Formen der Nordhälfte zutreffend, wo kleinere 0-3ø geneigte
Flächen die maximalen Höhen wiedergeben. Die vorherrschenden Gesteine sind
verschiedene Tonschiefer, die im Verwitterungssubstrat kleine Korngrößen und
splittriges Skelett liefern. Diese Formen resultieren aus einer gesteigerten
Verwitterung und Denudation.
Hier
decken sich sich die Profile weitgehend mit den Theorien des "dreiteiligen
Hanges" (BÜDEL 1977), der "Kriech- und Spül-Mischform" (GOSSMANN
1970, 1981) oder der Hangentwicklung ohne Vorflutereintiefung mit dem stärksten
Abtrag am Mittel- und Oberhang (STARKEL 1961), da zahlreiche
Konvex-Konkav-Formen, insbesondere in den höheren Lagen, ausgebildet sind.
Ein Abfall
der Transportkraft bewirkte durch Massenbewegungen und Abspülung (solifluidale
Hangfußverschüttung am Hangfuß) eine Konkavität am Unterhang, die auch
hangaufwärtige Teile erfaßte (ROHDENBURG et al. 1962). Eine weite
Flachkonkavität ist nur in den Unterhangbereichen entwickelt, wo fluviale
Seitenerosion nicht wirkte. Ein gestreckter Mittelhang ist dadurch im Profil
sehr kurz ausgebildet und die darüberliegende Solifluktionszone sehr lang.
Die Länge
des gestreckten Mittelhanges hängt weiterhin von der relativen Höhe der Rücken-
und Kuppenbildner ab. Symmetrische Bedingungen an der Hangoberkante und am
Hangfuß sind selten, da meist Tonschiefer die unteren und Kiesel-schiefer,
Diabas und Grauwacke bzw. grauwackenreiche Tonschiefer die oberen Hangpartien
prägten und außerdem sekundäre Asymmetrien vorliegen (siehe unten).
Unterhalb
von Hangschultern (Süd- und Nordhälfte : 700 m und 500 m ü.N.N. ) haben die
Nebenflüsse der Söse die Wasserscheide fast erreicht und schneiden sich unter
Versteilung der Hänge ein, so daß größere Teile des Oberhanges stark betroffen
sind. Die für die Talursprünge charakteristischen eingemuldeten Täler sind nur
dort entwickelt, wo weicheres Gestein Formen mit niedrigen Neigungen bedingt.
Die
Eintiefung der Flüsse in den durchschnittlich steilsten Höhenstufen wurde
aufgrund der zunehmenden Flußgeschwindigkeit und des Fehlens von Feinmaterial
intensiviert. Solifluidale Prozesse, die die größte Formung an 8-18ø-geneigten
Hängen erreicht, traten mit Zunahme des Hangwinkels zurück.
Ab einer
gewissen Steilheit der Hänge unterhalb der Talursprungszone arbeiteten die
Spülprozesse gegen eine Hangverflachung am Mittel- und Unterhang (BÜDEL 1961,
STARKEL 1961). Für die Spülprozesse waren Hangwinkel und Distanz von der
Hangoberkante ausschlaggebend. Rillen und Runsenspülung begann auf sehr steilen
Hängen, bei kleinen Korngrößen schon auf mäßig steilen Hängen. Auf übersteilen
Böschungen bildeten sich Erosionssysteme.
Die
Konsequenz ist eine hohe Verwitterungsrate und ein starker Abtrag der Decken
unterhalb des Kerbsprung-Höhenniveaus (AHNERT 1954, ROHDENBURG 1987), wo die
mittlere Neigung an den größtenteils geraden Hängen auf >20ø sprunghaft
ansteigt (vergl. SW-Formen NW-Harz, BLENCK 1962).
Es
herrscht in diesen Bereichen eine differenzierte Abtragung :
Da die
sich meist von SW nach NO erstreckenden geologischen Strukturen die
auftretenden Asymmetrien in allen Fällen nicht erklären können, muß von einer
sekundären Asymmetrie ausgegangen werden (POSER & MÜLLER 1951, KARRASCH
1970, ZENSES 1989). Lateral einseitige, fluviale Unterschneidungen versteilten
die südexponierten Hänge, die hohe Neigungswerte (>25ø) verursachten.
Da aber
z.B. am Kleinen Mollental, wo die Talasymmetrie am stärksten erscheint
(>35ø), das flache, nordexponierte Gebiet zusätzlich von vier Bächen
entwässert und die Geologie des markanten Höhenzuges im Norden größtenteils von
Kieselschiefer gebildet wird, ist eine klimabedingte Hangunterschneidung nicht
die primäre Ursache.
Asymmetriewechsel
kommen in wenigen Einzelfällen in schwacher Ausprägung vor, so daß sie
vernachlässigt werden können. Die relativ hohen Flächenwerte von steilen
Böschungen an östlich exponierten Hängen resultieren aus einem Kartenfehler in
der Kartenmitte. Eine statistische Einzelbetrachtung der Nord- und Südhälfte
der Söse-Mulde wäre vielerseits aufschlußreich, ist jedoch im zeitlichen Rahmen
des Praktikums nicht möglich.
Mit
abnehmender Höhe und Neigung (8-15ø) gehen die Kerbtäler, deren Erstreckung in
der südlichen Hälfte des Untersuchungsgebietes um ein vielfaches größer ist, zu
Muldentälern über. Sie bilden einen kurzen Übergangsabschnitt zu Muldensohlen-
und Kastentälern (<15ø). Diese von der fluvialen Aktivität abhängige
Talabfolge, die mit der im NW-Harz übereinstimmt (BLENCK 1962), ist für die
gesamte Söse-Mulde zutreffend.
Die
Hangprofile an den Talschlüssen decken sich trotz eines konvexen Ober- und
konkaven bis weitkonkaven Unterhanges nicht mit den "echten"
Konvex-Konkav-Formen, da der meist steilgerade Abschnitt den größten Teil des
Hangprofils ausmacht.
Es ist
anzunehmen, daß der Löß der Hochebenen und der von Abspülung beherrschten
Flächen ausgeräumt wurde, so daß er nur noch in Unterhang-, flacheren
Mittelhangbereichen und Mulden in den tieferen Lagen, deren Decken nicht von
Lateralerosion angegriffen wurden, rudimentär vorhanden sein kann. Dies äußert
sich in Skelettlöß-Horizonten oberhalb der Tonschiefer-Basisschutte und
Mittelschutte der Grauwacken. Geringe Lößbeimengungen in den Wanderschuttdecken
nehmen nach SCHILLING & WIEFEL (1962) mit der Höhe ab.
Postquartäre
Tiefenerosion setzte warscheinlich den Vorgang der Deckenausräumung fort, der
aufgrund von Vegetation und Ortsböden die <15ø geneigten Talhänge nicht
erfaßt.
Da ein
nennenswerter, eventuell auch anthropogen verstärkter Abtrag auf stärker
geneigten Böschungen herrscht (ex-ge), muß von einer Festlegung der periglazial
gebildeten Verwitterungsdecken hier abgesehen werden (starker Abtrag bei
>27ø, SOHLBACH 1971, BÜDEL 1977).
Außerdem
fand eine "quasinatürliche Oberflächenformung" nach MORTENSEN
(1954/55) in der Söse-Mulde durch Rodungsperioden statt, die den Abtrag auch
auf flacheren Hängen verursacht oder verstärkt. Ein ausführlicher Überblick der
Rodungsperioden ist in M A L E S S A (1992) zu finden.
6.2 Relative Mächtigkeiten von
Verwitterungsdecken
Aus den
Verhältnissen am Konvex-Gestreckt-Profil ist zu schließen, daß sich die
Deckentiefe am lithologisch einheitlichen Oberhang (Quarzit, Grauwacke,
Kieselschiefer, Diabas) umgekehrt proportional zur Neigung verhält.
Die teils
durch Kryoturbation gestörten, dünnschichtigen Lagen des Solifluktionsmaterials
im Mittelschutt auf den ebenen Flächen verhinderten weitgehend eine tiefere
Verwitterung im Quartär (Auftautiefe) und konnten bei den geringen Neigungen
oberflächennah gekappt, jedoch gesamt nicht bewegt werden. Dies bezeugt die
verbliebene tertiäre Verwitterungsdecke des Acker-Bruchberges (HÖVERMANN 1953).
Unterhalb
der Oberkante des meist steilgeraden Mittelhanges, wo die Formungsprozesse
intensiver und andersartiger sind, bleibt der relativ geringe Tiefenwert der
Mittel- und Basisschutte konstant (geringe Verwitterung und starker Transport),
sofern sich der Böschungswinkel nicht ändert. Grobdeckpflaster und Blockmeere
kommen auf steilen Hängen zum Vorschein (>25ø). Bei sehr hohen Neigungen
dominieren Blockdeckschutte über dem unverwitterten Gestein.
Die
Mittel- und Basisschuttdecken mit "transportierten, groben und in der
Matrix schwimmenden Blöcken" (HÖVERMANN 1953) wurden in den Nebentälern
der Söse je nach Neigung (15-25ø, 25-35ø) und relativer Höhe der Form (Distanz
zum Vorfluter) voll- oder unvollständig ausgeräumt.
Die
oberhalb der Kerbtäler befindlichen Muldentäler blieben bei Neigungen < 8ø
von der starken Abtragung verschont. Folglich nimmt die Mächtigkeit der Decken
im oberen Muldenbereich zur beginnenden Tiefenlinie (Wölbungskarte, Abbildung
30c) stark zu (LUIS 1968).
Talursprünge
mit stärker geneigten Hängen (Quarzit) sprechen dagegen für einen höheren
Abtransport des Materials vom Oberhang. Die Verwitterungsrate kam der Abtragung
nicht nach.
An den
steilgeraden Mittel- und Unterhängen ist in der oberen Hälfte des Mittelhanges,
wo Spülprozesse die Solifluktion ablösen, mit einer sprunghaften Abnahme der
Deckenmächtigkeit zu rechnen. Eine geringfügige Konkavität am Übergang zum
Tiefen-Bereich spricht für eine schwache Zunahme der Deckentiefe. Der stärkste
Abtrag herrschte in den Bereichen mit starker Hangzerschneidung, so daß die
Verwitterungsdecken dort minimale Tiefe besitzen.
Blockmeere,
-felder und -halden (DEMECK (1962) : Blockfreilegung, Herauspräparieren von
Felsen mit hoher Gesteinsresistenz) wären
unterhalb 20-30ø geneigten, hohen Abhängen nicht zuletzt auch durch
rezente Feinmaterialverspülungen zu erwarten, auf sehr steilen Partien auch
Rutschungen, die in dem betrachteten Maßstab nicht berücksichtigt werden
können.
In asymmetrischen
Talabschnitten zeigen relativ flachere Nordost-Hänge umgekehrt proportional zur
Neigung eine starke Zunahme der Mächtigkeit (Unterhang konkav-weitkonkav).
Es ist
aber auch dort, wo geologisch verursachte asymmetrische Formung vorliegt, mit
ähnlichen, jedoch geringeren Deckentiefen zu rechnen, da die Resistenz des
Gesteins neben grobem Verwitterungsmaterial auch eine höhere Steilheit vorgibt
und damit im Gegensatz zum gegenüberliegenden Hang eine Akkumulation unterband
(Blockdeckschutt/Grobdeckschutt).
In der
nördlichen Hälfte der Söse-Mulde innerhalb der weichen Formen liegt kolluvialer
Schutt an den unteren, konkaven Hangpartien und Tiefenebenenrandlagen, deren
Neigung je nach Ausprägung der Verschüttungen 11-25ø erreichen kann. Eine
Fortsetzung der Abtragung im Holozän auf stärker geneigten Flächen, die durch
anthropogenen Einfluß verstärkt wurde, führte auf den konkaven
Unterhangbereichen zu Fossilierungen der quartären Decken (Basisschutt,
Mittelschutt, Skelettlöß, Kolluvium).
Eine
starke Zunahme der Deckentiefe, die sich bis in den Mittelhang erstreckt und
von der relativen Höhe der Gesamtform abhängt, ist auf solchen Formen
gesichert. Das Minimum der Deckentiefe am Hang wäre somit am Mittelhang
erreicht (<15ø : Mittel- und Basisschutt, > 15ø : evtl. mit
Grobdeckschutt).
Die
Verhältnisse am Oberhang unterscheiden sich grundlegend von denen der
Hochplateaus :
- Die Distanz Kuppenfläche - Vorfluter ist
relativ gering
(80-300 m)
- Die Vollformen befinden sich teils in
Mittellaufposition
der Flüsse
- Der geologische Untergrund wird nicht
ausschließlich von
Härtlingen gebildet (verschiedene
Tonschiefer)
- Die Ebenen sind relativ kleinflächig
Demnach
sind geringmächtige Basisschutte auf den Kuppen zu erwarten. Der Angriff von
unten, flachgründige Massenbewegungen und der hohe Anteil an Feinerde im
Verwitterungssubstrat bedingten eine Abfuhr des Mittelschuttes (und weiterer
Decken : Löß, Feindecke), die in Mittelhanglage maximal ausfiel.
Die durch
langsame Akkumulation gebildeten tonreichen und dünnen holozänen Auelehmdecken
in den Niederungen sind erst unterhalb der Kerbtäler zu erwarten.
Die großen
Tiefebenen sind mit einer tiefen Decke verhüllt. Dies betrifft die Söse-Aue und
die breiten Unterläufe der Nebenflüsse, die die geringe gemittelte Neigung in
den unteren Bereichen verursachen. Die fluvialen Ablagerungen sind im
Untergrund meist stark sandig bis lehmig und enthalten Kiese und Sande. Die
obere, holozäne Decke ist tonig-lehmig bis sandig-lehmig einzuschätzen. Nach
HÖVERMANN (1953) betragen die Deckentiefen in den Talschlüssen der Nebentäler
5-10 m (8-10 m nahe der Tiefenlinien).
Da der
Anschluß des Talbodenniveaus an die Hänge am Talschluß meist konkav ausgebildet
ist, sind der Konvex-Konkav-Form ähnliche Verteilungen der Deckentiefen am
Unterhang zu erwarten, die sprunghaft (Hangknick) im Falle eines darüber
liegenden steilgeraden Mittelhangs abnehmen.
6.3 Abschätzung der Mächtigkeiten
von Verwitterungsdecken in der
oberen Söse-Mulde
Den
Ergebnissen ist grundsätzlich zu entnehmen, daß mögliche Deckenmächtigkeiten
von den lokalen Prozessen und deren Verflechtungen abgeleitet werden können. Da
die Bedingungen, unter denen die Deckentiefe abzuschätzen ist, sehr zahlreich
sind, wurde ein tabellenartiger Bestimmungsschlüssel entwickelt (Tabelle 9),
aus dem die Deckenmächtigkeiten ermittelt werden können.
Die
Grundlage der absoluten Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken auf verschiedenen
Hangpartien stellen einige Geländedaten als Basiswerte dar (HÖVERMANN 1954, BRACHMANN
1994, SÄNGER 1993). Die Tendenzen (Ab-/Zunahme/konstante Deckentiefe) sind in
Kapitel 6.2 aufgeführt. Weiterhin wurde eine Begehung des Geländes vom Autor
durchgeführt.
Die
Bestimmung der Deckenmächtigkeit nach der Tabelle 9 geht in folgenden Schritten
vor sich :
- Hangpartie
- Wölbung
- Neigung
- Deckentiefe bzw. Tendenz relativ zur höher
liegenden
Form (Ableitung von oben nach unten)
- Einbeziehen der Ausnahmen (z.B. + 1 m)
- Vergleich der Deckentiefe mit Maximal- und
Minimalwerten
Tabelle 9
: Bestimmungsschlüssel für die Mächtigkeiten von
Verwitterungsdecken in der
Söse-Mulde
Ein
Beispiel soll die Bestimmung der Deckentiefen auf einem Hang verdeutlichen :
- Hangpartie
: Rücken, 500 m ü.N.N.
Gestein : Kieselschiefer
- Wölbung
: konvex
- Neigung
: 2ø
- Deckentiefe : 2,5 m
- Ausnahmen
: kleine Fläche : 2,5 m - 1 m = 1,5 m
- Richtwerte
: /
- Deckentiefe : 1,5 m
- Hangpartie
: Oberhang
- Wölbung
: konvex
- Neigung
: 10ø
- Deckentiefe : Abnahme von 1,5 m
- Ausnahmen
: /
- Richtwerte
: minimal 1 m
- Deckentiefe : bis 1 m abnehmend
- Hangpartie
: Mittelhang
- Wölbung
: gestreckt
- Neigung
: 20ø
- Deckentiefe : 1,5 m - 1 m = 0,5 m, 0,5 m konstant
- Ausnahmen
: /
- Richtwerte
: minimal 1 m
- Deckentiefe : 1 m
Die
Ergebniskarten (Abbildungen 38a-c) enthalten die Deckenmächtigkeiten in der
oberen Söse-Mulde, die mit Hilfe des Bestimmungsschlüssels ermittelt wurden.
Grundlage der Karten sind ca. 250 digitalisierte Geländepunkte und Werte, wovon
25 Werte aus Geländemessungen stammen (BRACHMANN 1994, SÄNGER 1994). Durch
Interpolation konnte eine drei-dimensionale Darstellung (Abbildung 38a), eine
Isolinienkarte (Abbildung 38b) und eine generalisierte Flächenkarte (Abbildung
38c) hergestellt werden. Letztere gibt die Mächtigkeiten in Klassen wieder. Die
Polygone gleicher Klasse wurden in Abbildung 38c zusammengefasst, so daß die
Anzahl der dargestellten Flächen um ein vielfaches geringer als die
Flächenanzahl der "Grundkarte" ist.
Abbildung
38a :Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken in der Söse-Mulde
Abbildung
38b :Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken in der Söse-Mulde
Abbildung
38c :Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken in der Söse-Mulde
Aus den
Karten (Abbildung 38a, 38b, 38c) wird ersichtlich, daß die Deckentiefen in der
oberen Söse-Mulde maximal 7 m und minimal 1 m betragen. Es ergibt sich im
Gesamtgebiet eine durchschnittliche Mächtigkeit der Verwitterungsdecken von ca.
2,5 m.
Sehr
deutlich erstreckt sich in der Reliefkarte (Abbildung 38a : Mitte) der Talweg
der Söse mit Mächtigkeiten von 3,5 bis 7 m, an den die Talschlüsse (3-4 m)
grenzen. Der steile Abfall der Deckentiefe beidseits der Söse resultiert aus
den angrenzenden, steilgeraden Hängen. Die hohen Mächtigkeiten im Südwesten des
Untersuchungsgebietes geben die Hochfläche des Acker-Bruchberges wieder, wo
Torf und tertiäre Regolithe die hohen Werte (bis 7 m) verursachen.
Die steilgeraden,
südexponierten Hänge südlich der Söse werden durch die Flächen der geringsten
Mächtigkeiten dargestellt (Abbildung 38b, 38c), wovon das südwestliche Drittel
des steilen Acker-Bruchberges auszunehmen ist (nord-exponiert). Diese geringen
Mächtigkeiten von <1,5 m sind in der nördlichen Hälfte des
Untersuchungsgebietes kaum vertreten. Hier dominiert die Deckentiefenklasse
1,5-2,5 m. Zur nördlichen Wasserscheide des Gesamtgebietes erhöhen sich die
Mächtigkeiten um 1-2 m. Innerhalb der weicheren Formen in der nördlichen Hälfte
zeigt sich somit ein einheitliches Bild der Verteilung von
Verwitterungsdeckenmächtigkeiten.
Insgesamt
läßt sich feststellen, daß die Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken sehr stark
an das Relief gebunden sind. Dies wird durch die Kombination der Abbildung 38b
bzw. Abbildung 38c mit der Übersichtskarte (Abbildung 1a, Anhang) verdeutlicht.
7 Diskussion
Eine
Bestimmung von Verwitterungsdeckentiefen erscheint nach den in der Einführung
erwähnten Faktoren "ohne einen
Spatenstich getan zu haben" (FREZER 1953) sehr kompliziert, da das
Zusammenspiel der Prozesse auf dem Hang zum einen sehr komplex ist und zum
anderen sehr unterschiedliche Klimate die Bildung von Verwitterungsdecken bzw.
deren Abfuhr diktierten.
Die
grundsätzliche Hangforschung vermag ebenso wie die aktuellen computergestützten
Hangmodelle die Formungsprozesse unter verschiedenen Bedingungen (Klima,
Gestein, etc.) zu bestimmen, zu lokalisieren und teils sogar zu quantifizieren.
Es gilt als gesichert, daß konvexe Böschungen Zeichen für Massenbewegungen sind
und konkave Böschungen durch Massenbewegungen und/oder Abspülung entstehen.
Demnach sind Konvexbereiche von erhöhten Angriffen von oben und unten und
Konkavbereiche von Einlagerungen und/oder Angriffen durch Erosion und
Denudation geprägt (ROHDENBURG et al. 1967, MORAWETZ 1971). Unter den
Bedingungen verschiedener Klimate konnten Hangformen von Hangprozessen und
umgekehrt abgeleitet werden. Weiter wurden die Stellung der Flüsse und die
Stellung der Tektonik als Regulatoren der Denudation auf dem Hang als sehr hoch
eingeschätzt (AHNERT 1954, ROHDENBURG 1987). Die Substratabhängigkeit der
Formen wurde stets berücksichtigt.
Die darauf
basierenden diversen Hangmodelle (GOSSMANN 1970,AHNERT 1971, ROHDENBURG 1976,
GOSSMANN 1981, KIRBY 1982, AHNERT 1987), die aufgrund der relativ hohen
Formungsintensität größtenteils die pleistozänen Formen betreffen,
verdeutlichen den Einfluß der Frostverwitterung, Solifluktion, Abspülung und
des Lösses und liefern die unter verschiedenen Bedingungen gebildeten möglichen
Formen.
Zahlreiche
Geländeuntersuchungen verifizieren diese Ergebnisse, so daß die
klimaspezifische lokale Formung auf dem Hang abgeleitet werden kann
(Solifluktion, Kriech- und Spülprozesse, etc.).
Ein
Vergleich der Ergebnisse aus Hangmodellen mit den Formen im Untersuchungsgebiet
zeigt diverse Parallelen. Eine Übertragbarkeit dieser Ergebnisse (Prozesse,
Lokalität, Zeitdauer und Form) aus der Literatur auf das Untersuchungsgebiet
erscheint daher möglich. Unsicherheiten in der Beschreibung der Hanggenese sind
die Ausmaße tektonischer Verstellungen und der Einfluß quasinatürlicher
Prozesse.
AHNERT
(1970) zeigte mit einigen computergestützten Modellen zur Berechnung von
Deckentiefen, daß eine Abschätzung der Mächtigkeiten nach wenigen
morphodynamischen und morphographischen Parametern lediglich eine scheinbare
Vergleichbarkeit mit den Verhältnissen in der Natur liefert.
Um
Aussagen über die Verwitterungsdecken, insbesondere deren Mächtigkeiten zu
treffen, bedarf es also einer Betrachtung weit größerer Zusammenhänge.
SCHILLING & WIEFEL (1962), SCHREODER & FIEDLER (1977) und ALTERMANN (1990) lieferten mit ihren
umfassenden Untersuchungen eine für diese Arbeit sehr nützliche Grundlage, um
Deckentypen und deren Mächtigkeiten zu bestimmen.
Dabei
zeigt sich, daß neben der Lokalität (Formelement, Neigung, Basisdistanz,
Exposition, etc.), der Art und der Intensität der Formung die geologischen
Gegebenheiten die Verwitterung und die Art des bereitgestellten Materials
bestimmen. Die Verwitterungsresistenz eines Gesteins spiegelt sich im Relief
wieder, indem wie im Untersuchungsgebiet markante Höhenzüge oder flachwellige
Formen auftreten. Auf die Formelemente sind je nach Lokalität die
Formungsprozesse zurückzuführen, die die Deckentypen modifizieren.
Daraus
geht hervor, daß die Deckentypen zwar grundlegend vom Gestein abzuleiten sind,
die Deckentiefen jedoch von den Prozessen auf dem Hang abhängen. So verlangen
z.B. bestimmte Prozesse eine bestimmte Hangneigungsspanne und transportieren je
nach Intensität der Prozesse und Art und Menge des verwitterten Materials
(Fein-, Grobmaterial) das Deckenmaterial, wodurch eine weitere Verwitterung des
Gesteins forciert und der Deckentyp modifiziert wird. Hiernach läßt sich das
von AHNERT (1987) entworfene Modell (vergl. Kap. 3.1.1) als durchaus
realitätsnah beschreiben.
SCHROEDER
& FIEDLER (1977) führten die ermittelten Deckentiefen ebenfalls auf das
Grundgestein und die Lokalität (Hochebene, Unterhang) zurück, vernachlässigten
aber die prozesspezifische Formung, so daß alle Werte zwischen 1,2 und 2,0 m
liegen.
Eine
detaillierte Gliederung der Deckentypen nach Gestein und "grober
Lokalität" stellte im Bestimmungsschlüssel für Deckenmächtigkeiten ein
weiteres Kriterium zur genaueren Abschätzung der Mächtigkeiten dar. Solch eine
Erweiterung ist jedoch im zeitlichen Rahmen der Arbeit nicht durchzuführen. Der
Einfluß der Geologie auf die Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken wird deshalb
überwiegend in Kap. 3.4, Kap. 6.2 und Kap. 6.3 behandelt.
In Anwendung
dieser Folgerungen werden die relativen Deckenmächtigkeiten durch folgende
Parameter bestimmt :
- Hangpartie, Lokalität und Ausdehnung des
Reliefelements
- Wölbung und Neigung (Exposition)
- Basisdistanz
- Geologie (Deckentyp)
Die
Voraussetzung für die Übertragbarkeit von Erkenntnissen aus der Literatur ist
eine morphologischen Analyse des Untersuchungsgebietes. Letztere zeigt im
Ergebnisteil (Kap. 6), daß eine intensive morphologische und statistische
Analyse des Untersuchungsgebietes nicht entscheidend für die Bestimmung der
Deckentiefen ist. Es sollte genügen, Neigung, Wölbung, Asymmetrien,
Basisdistanz und Geologie graphisch darzustellen. Das Programm ARC-INFO bietet
dafür zahlreiche Möglichkeiten.
Eine große
Hilfe für die absolute Bestimmung der Deckentiefen stellen die Untersuchungen
von HÖVERMANN (1954), ACKERMANN (1994), SÄNGER (1994) und eine Geländebegehung
durch den Autor dar, da einerseits einige Werte die Grundlage für die
Deckentiefenbestimmung im Untersuchungsgebiet bilden und andererseits
eventuelle reliktische Regolithe, Torfe und Deckenmächtigkeiten der
Tiefenlinien nicht abgeschätzt werden können.
8 Zusammenfassung
In
vorliegender Arbeit wurde versucht, die Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken
im nördlichen Einzugsgebiet der Söse-Mulde (Harz, Teilgebiet der TK 4228)
abzuschätzen. Grundlage der Arbeit sind Erkenntnisse der theoretischen und
praktischen Hangforschung, die quantitativ und qualitativ die
Hangformungsprozesse und die Hanggenese unter verschiedenen Bedingungen (Klima,
Geologie, Exposition) beschreiben. Weiterhin wurden die Genese und die
Stratifikationen von Verwitterungsdecken in den Europäischen Mittelgebirgen
(Literatur) einbezogen.
Es zeigt
sich, daß die Hangformen und die Verwitterungsdecken in den Europäischen
Mittelgebirgen einer vergleichbaren polygenetischen Entwicklung unterlagen. Auf
dieser Grundlage wurden Parameter festgelegt, die zur Ausbildung von
Verwitterungsdecken und zum Transport dessen Materials führten, um letztendlich
dessen Mächtigkeit mit Hilfe eines tabellenartigen Bestimmungsschlüssels
abzuschätzen. Eine computergestützte (GIS : ARC INFO) morphologische Analyse
des Untersuchungsgebietes und einige Geländeuntersuchungen bildeten die
Voraussetzung der Abschätzung von Deckenmächtigkeiten in der oberen Söse-Mulde.
Die
ermittelten Mächtigkeiten von Verwitterungsdecken betragen in der oberen
Söse-Mulde 1 bis 7 m.
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